"Zuerst!" ist das Allerletzte!
das war bereits los | Auswertung I Offener Brief | Aufruf | Presseinformationen | weiter lesenDer Auswertungstext zur erfolgreichen Kampagne gegen "Zuerst!" könnt ihr hier nachlesen.
Am 2. Oktober 2010 fand ein erstes öffentliches Read-In gegen die Neonazizeitschrift "Zuerst!" in Göttingen statt. Etwa 20 AktivistInnen suchten die Esso-Station Barbara Biegelmann in der Weender Landstraße 10 auf. Hier wurden Flugblätter verteilt, mit einem Megafon ein Redebeitrag verlesen und das Zeitschriftensortiment "umarrangiert" . Mit dieser antifaschistischen Aktion in einem der letzten Verkaufsorte des rechten Monatsmagazins in Göttingen ist die Ansage verbunden, dass es nun höchste Zeit ist, aus dem Handel mit Neonazipropaganda auszusteigen. Unsere Presseinformation vom 2. Oktober 2010 findet ihr hier.
Bereits Anfang September 2010 fand eine Aktion gegen die Neonazi-Zeitschrift "Zuerst" in Zeitschriftenabteilungen statt. Nach vielen Diskussionen mit KioskbesitzerInnen und anderen ZeitschriftenanbieterInnen in Göttingen scheint "Zuerst" bereits in zahlreichen Geschäften aus dem Verkehr genommen zu sein. Dort, wo die Zeitschrift nach wie vor zu finden war, wurden gut sichtbar Aufkleber mit der Aufschrift "Kostenloses Mängelexemplar zum Mitnehmen" angebracht.
In einem offenen Brief wenden sich Initiativen, Parteien und Gewerkschaften aus dem Göttinger Bündnis gegen Rechts an das Presse-Grosso Mitte/ Presse-Grosso Tonollo mit der Aufforderung, den Vertrieb der Neonazizeitschrift "Zuerst! Deutsches Nachrichtenmagazin" zu beenden. Den offenen Brief könnt ihr hier nachlesen.
Ein Sprecher des Presse-Grosso Mitte distanzierte sich gegenüber dem Stadtradio Göttingen von den Inhalten von Neonazizeitschriften, sieht sich aber juristisch gezwungen den Vertrieb fortzuführen. In einer Presseerklärung vom 4. September 2010 begrüßte eine A.L.I.-Sprecherin die Distanzierung, forderte aber die Nutzung weiterer Handlungsspielräume ein. Mehr dazu auch auf monsters of göttingen
Die ver.di-Jugend suchte bei einem Rundgang das Gespräch mit KollegInnen in Kiosken und Zeitschriftenläden. An vielen Orten wurde die "Zuerst!" bereits unter die Ladentheke oder in Rubriken abseits etablierter Titel verbannt. In zwei ausführlichen Artikeln setzt sich die ver.di-Jugend zudem mit den Inhalten von "Zuerst!"-Artikeln auseinander. Mehr dazu hier.
Unser ausführlicher Aufruf ist Anfang Oktober in einer überarbeiteten Fassung erschienen. Ebenso wie die Aufkleber zur antifaschistischen Kampagne gegen "Zuerst! Deutsches Nachrichtenmagazin" findet ihr diese links unten im Roten Buchladen.
Auf dem Internetblog www.dasletztezuerst.blogsport.de finden sich aktuelle Informationen und Diskussionen zur antifaschistischen Kampagne. Schaut 'rein und beteiligt euch!
Und das war bisher los
Am Samstag, den 29. Mai 2010, fand vor dem Pressehaus Tonollo eine Kundgebung im Rahmen der antifaschistischen Stadtrallye statt. In einem Redebeitrag erklärte ein Sprecher der >A.L.I.<: „Solcherlei Positionen sind nicht einfach eine Meinung, sondern Ausdruck einer verbrecherischen Ideologie. Die heutige Kundgebung vor Tonollo ist der Auftakt einer antifaschistischen Kampagne, die das Ziel hat, die Zeitschrift „Zuerst! Deutsches Nachrichtenmagazin“ aus den Sortimenten der Kioske zu drängen“.Gut zu erkennen an der auffälligen Titelzeile ist „Zuerst! Deutsches Nachrichtenmagazin“ seit Dezember 2009 an Kiosken, Tankstellen und in den Zeitungsabteilungen vieler Supermärkte zu bekommen. Zugunsten dieses neuen Magazins ist vom bekannten rechten Verleger Dietmar Munier die traditionsreiche neonazistische Zeitschrift „Nation & Europa“ eingestellt worden. Deren Leser_innen informierte er darüber, dass aus dem strömungsübergreifenden Theoriemagazin das „Deutsche Nachrichtenmagazin“ werden solle. „Zuerst!“ hat also selbst den Anspruch, das Nachfolgemagazin zu sein, auch wenn Munier nicht für „Nation & Europa“ verantwortlich zeichnete.
Inhaltlich geht es in dem neuen rechten Propagandablatt um die üblichen Themen: „Überfremdung“ und „Benachteiligung von Deutschen“, Verschwörungstheorien, Geschichtsrevisionismus, Hetze gegen Linke und Homosexuelle. Auch Anti-Antifa-Recherche wird betrieben. So etwa wurde über die Blockaden von Duisburg-Maxloh und über den „tausendfachen Rechtsbruch“ aus Dresden berichtet. Schwule werden als Perverse dargestellt. Holocaust-Leugner Ernst Zündel erhielt in den wenigen bereits erschienenen Ausgaben einen geschichtsrevisionistischen, wohlwollenden Artikel. Die Generalstabstradition der Bundeswehr wird positiv beschieden, die die „Leistungen der der Wehrmacht zwischen 1939 und 1945 undenkbar gewesen“ wären. Den Alliierten wird Massenmord an Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg unterstellt. In diesem Zusammenhang passt es ganz gut, dass das „Herummäkeln“ an der deutschen Geschichte, wie es durch eine ZDF-Doku über das Kolonialreich des Deutschen Reiches angeblich betrieben würde, aufhören müsse. Denn: „Wären die Deutschen nur zehn Jahre länger geblieben, ginge es heute vielleicht ganz anders“ so „Zuerst!“ in der Ausgabe von Mai 2010.
Chefredakteur von „Zuerst!“ ist der ehemalige „Welt“ und „Junge Freiheit“-Autor Günther Deschner. Ständiger Kolumnist ist der Republikaner und ehemalige „Nation & Europa“-Mitherausgeber Harald Neubauer. Das Heft ist technisch gut gemacht, erscheint im selben Format und angelehnten Layout wie etwa die Magazine „Spiegel“, „Stern“ und „Focus“. Der reaktionären Propaganda von „Zuerst!“ wird von verschiedenen Personen zugetraut einen Markt bei Republikanern, DVUler_innen und solchen, die entsprechend denken, zu finden. Ihnen wiederum wird es nicht schwer fallen das Magazin, in dem die „Junge Freiheit“ keine Werbung schalten wollte, „weil es zu rechts sei“, zu finden.
Auch in Göttingen ist „Zuerst! Deutsches Nachrichtenmagazin“ an vielen Orten erhältlich: im Uni-Kiosk zwischen Blauem Turm und Z-Mensa, liegt es exponiert neben der „Neon“. Im Tonollo am Bahnhof, ebenso wie beim Real-Markt in Weende ist es neben der „Konkret“, unter- bzw. oberhalb des „Spiegel“ positioniert. Also bei akzeptierten und etablierten Nachrichtenmagazinen, denn so war die Aussage einer Verkäuferin: „es heißt ja auch Nachrichtenmagazin!“. Aufmerksam gemacht, auf die inhaltliche Ausrichtung des Magazins, äußerte die Verkäuferin Verständnis, dass es sich bei „Zuerst!“ nicht um ein akzeptables Magazin handeln würde.
Rechter Propaganda entschieden zu begegnen und sie zu bekämpfen, begreifen wir als notwendige antifaschistische Arbeit. Die Verbreitung von geschichtsrevisisonistischer Propaganda, Verschwörungstheorien und Überfremdungsmythen, sowie antisemitischen Äußerungen und xeno- und homophober Hetze ist nicht akzeptabel. Der Chefredakteur Günther Deschner hat bereits mehr als einmal bewiesen, dass seine Positionen im rechten Abseits liegen, darüber kann im Falle von „Zuerst! Das Deutsche Nachrichtenmagazin“ auch das Layout nicht hinwegtäuschen. Das ist für uns nicht hinnehmbar!
In Göttingen wird das Magazin über Tonollo vertrieben. Aufgrund einer gesetzlich garantierten Monopolstellung muss Tonollo jede frei verkäufliche Zeitschrift auch liefern. Aber jeder Kiosk kann sie beziehen, aber eben auch abbestellen.
Macht Druck, dass das Magazin aus dem Programm genommen wird!
Oder nehmt es gleich selbst aus dem Programm!
Bei diesem noch nicht etablierten Magazin, mit seiner gefälligen Aufmachung ist es einerseits wichtig, wie andererseits auch relativ einfach möglich, es aus den Kiosken und Zeitschriftenregalen zu verdrängen. Und wenn ihr schon dabei seid, neu am Kiosk erhältliche Zeitschriften zu bekämpfen: Seit Januar liegt dort auch die „Preußische Allgemeine Zeitung“...
Auch in anderen Städten betreiben antifaschistische Bündnisse seit Monaten Kampagnen, um die Neonazi-Zeitschrift "Zuerst!" aus den Sortimenten des Zeitschriftenhandels zu drängen.
Das Hamburger Bündnis gegen Rechts hat den Bauer-Verlag in einem offenen Brief aufgefordert den bundesweiten vertrieb der neuen Nazipostille einzustellen. "Zuerst!" wird von der 100%igen Bauer-Tochter Verlagsunion vertrieben. Über diese Zeitschrift und die unselige Kooperation haben verschiedene Medien in den letzten Monaten berichtet, der Gesamtbetriebsrat der Bauer Media Group hat der Geschäftsführung nahe gelegt die Kooperation zu beenden und antifaschistische Gruppen aus Hamburg, wie auch in anderen Städten, haben gegen diese Verbindung und den bundesweiten Vertrieb von ZUERST! an Kioske protestiert. Genützt hat dies alles bisher wenig, die
Bauer-Geschäftsführung schweigt zur Kooperation mit der Nazi-Zeitung.
Offener Brief
Vertrieb des Magazins "Zuerst! Das Deutsche Nachrichtenmagazin" beendenOffener Brief an das Presse-Grosso Mitte/Presse-Grosso Tonollo
Triftstraße 5, 34355 Staufenberg/Knochenmühle 3, 37075 Göttingen
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit Anfang des Jahres vertreiben Sie das Magazin "Zuerst! Das Deutsche Nachrichtenmagazin". Verleger dieser Zeitschrift ist der ausgewiesene Neonazi Dietmar Munier, der seit Jahren im rechten Verlagswesen eine Scharnierfunktion zum organisierten Neofaschismus einnimmt.
Das von Ihnen vertriebene Blatt tritt in den bisher erschienenen Ausgaben den Versuch an, Rassismus, Nationalismus und antisemitische Verschwörungstheorien im unverfänglichen modernen Format eines Nachrichtenmagazins am Kiosk zu präsentieren. Die exponierte Position des Verlegers Munier in der organisierten neofaschistischen Szene sowie die eindeutigen Verflechtungen der redaktionellen MitarbeiterInnen in das bestehende Netz rechter Publikationen (u.a. "Nation und Europa") veranlasste das 3-sat Magazin "Kulturzeit" zu einer entlarvenden und alarmierenden Reportage.
Wir fragen Presse-Grosso Mitte/Presse-Grosso Tonollo:
Ist Ihnen bewusst, dass Sie mit dem flächendeckenden Vertrieb des Magazins "Zuerst! Das Deutsche Nachrichten-magazin" monatlich Rassismus, Geschichtsrevisionismus und Antisemitismus an die Kioske befördern?
Ist Ihnen bewusst, dass Sie durch den Vertrieb der "Zuerst! Das Deutsche Nachrichtenmagazin" direkt VerlagsmitarbeiterInnen und FunktionärInnen des Neofaschismus ein finanzielles Auskommen ermöglichen?
Ist Ihnen bewusst, dass Sie dem neofaschistischen Verleger Munier und seinen Publikationen durch den Vertrieb den Sprung vom stigmatisierten Nischenprodukt hin zum scheinbar unverdächtigen Polit-Magazin organisieren?
Ein dauerhafter Massenvertrieb der Zeitschrift "Zuerst! Das Deutsche Nachrichtenmagazin" ist ein gefährliches Einfallstor für Rassismus und Antisemitismus an Kiosken!
Wir fordern Sie deshalb höflich auf, den Vertrieb der Zeitschrift "Zuerst! Das Deutsche Nachrichtenmagazin" einzustellen.
Dieser öffentliche Brief wird an MedienvertreterInnen weiter geleitet und wird bisher (Stand August 2010) unterstützt von:
Antifaschistische Linke International A.L.I. Göttingen
Attac Göttingen
Basisgruppe Medizin an der Universität Göttingen
Basisgruppe Geschichte an der Universität Göttingen
Jusos in der SPD Göttingen
SPD Stadtverband Göttingen
Grüne Jugend Göttingen
Bündnis 90/Die Grünen Göttingen
Grüne Hochschulgruppe Göttingen
Mittelamerikakomitee
DKP Göttingen
Ratsfraktion der Göttinger Linken
Linksjugend [`solid] Northeim-Göttingen
Patrick Humke-Focks (Landtagsabgeordneter Die LINKE)
DIE LINKE Kreisverband Göttingen
Naturfreunde Göttingen
ver.di-Ortsverein Göttingen
ver.di-Jugend Göttingen
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der AntifaschistInnen VVN-BdA Kreisvereinigung Göttingen
Im Folgenden könnt Ihr das bereits überarbeitete Flugblatt gegen die die rechte Zeitschrift "Zuerst!" von Oktober 2010 lesen. Ihr findet es links unten im Roten Buchladen oder könnt es bei uns per Mail bestellen. Hier könnt Ihr das Flugblatt als pdf runterladen.
Antifaschistisch aktiv werden
gegen die rechte* Monatszeitschrift „Zuerst!“denn: „Zuerst!“ ist das Allerletzte!
Das rechte Monatsmagazin „Zuerst!“ ist seit Dezember 2009 bundesweit an Kiosken, Tankstellen und in den Zeitungsabteilungen vieler Supermärkte zu bekommen. Auch in Göttingen ist dieses Propagandaorgan der Rechten an vielen Orten erhältlich.
Das ist nicht hinnehmbar: Rechten Positionen entschieden zu begegnen und diese zu bekämpfen, begreifen wir als notwendige antifaschistische Arbeit!
Offensiv gegen rechte Propaganda
Nach nur wenigen Wochen der Kampagne gegen „Zuerst!“ gibt es Erfolge. Aus vielen Läden ist „Zuerst!“ bereits ganz verschwunden. Bei anderen ist es aus der prominent platzierten Politikecke unter die Ladentheke oder in das Regal für Esoterikmüll gewandert. Es ist erfreulich, dass die meisten KioskbesitzerInnen und VerkäuferInnen ihren Spielraum für verantwortungsvolles Handeln nutzen. Viele reagierten mit Zustimmung, dass es sich bei „Zuerst!“ nicht um ein akzeptables Magazin handelt. Andere haben sie aus dem Sortiment genommen, da die Exemplare „immer wegkommen“.
Ähnliche Erfahrungen machten auch andere VerkäuferInnen von „Zuerst!“. Einige Exemplare sind plötzlich als „Mängelexemplar zum Mitnehmen“ gekennzeichnet.
Das Pressegrosso Tonollo/Mitte distanzierte sich in einer Pressemeldung von den Inhalten von „Zuerst!“. Ob der Monopolist nun seine Spielräume nutzen wird und rechte Publikationen wie „Zuerst!“, aber auch das Revanchistenblatt „Oberschlesier“ oder die neonazistische Postille „Nationalzeitung“ nur noch auf Anfrage ausliefert, bleibt abzuwarten.
Umso ärgerlicher ist es, dass einige immer noch meinen, rechter Propaganda ein Forum bieten zu müssen. Noch gibt es also reichlich zu tun! Wir bleiben dran!
Denn: Das kann erst der Anfang sein! Rechten Positionen entschieden zu begegnen und sie zu bekämpfen, wo immer sie auftauchen, begreifen wir als notwendige antifaschistische Arbeit. Keine Toleranz für die Verbreitung von geschichtsrevisionistischer Propaganda, Verschwörungstheorien und Überfremdungsmythen, antisemitischen Äußerungen sowie rassistischer und homophober Hetze!
Gemeinsam gegen „Zuerst!“
Seit einigen Monaten wird der Vertrieb von „Zuerst!“ in Göttingen wie auch in anderen Städten mit vielseitigen Methoden angegangen. In Hamburg laufen öffentlichkeitswirksame Aktionen gegen die Bauer Media Group, um einen Vertrieb von „Zuerst!“ unmöglich zu machen (mehr dazu unter: www.keine-stimme-den-nazis.org). Auch in Freiburg regt sich Widerstand gegen den Vertrieb des „Magazins“ (mehr dazu unter: www.antifaschistische-linke.de). In Berlin richtet sich die Kampagne „Let´s Push Things Forward!“ nicht nur gegen „Zuerst!“, sondern ist breiter gegen rechte Wochen- und Monatsschriften angelegt (mehr dazu unter: www.pushforward.blogsport.de).
Im Rahmen verschiedenster Aktionen in Göttingen gibt es auch einen Internet Blog. Dort könnt Ihr die neuesten Informationen und Materialien zur Kampagne abrufen. Und schließlich seid Ihr gefragt und könnt aktiv werden: In welchem Kiosk, in welchemLaden in Göttingen liegt „Zuerst!“ noch aus? Welcher Laden hat sie aus dem Programm genommen? Habt ihr schon selbst etwas unternommen um den Verkauf zu unterbinden? Schreibt uns Eure Infos auf: www.dasletztezuerst.blogsport.de
Raus aus den Regalen!
Bei dem noch nicht etablierten Magazin „Zuerst!“ mit seiner gefälligen Aufmachung, sowie dem von Verleger Munier erklärten Ziel der Breitenwirkung des Magazins ist es notwendig, eine Positionierung am Zeitschriftenmarkt gar nicht erst zu ermöglichen.
Bei „Zuerst! Deutsches Nachrichtenmagazin“ handelt es sich um einen Versuch, eine ausstrahlungsfähige Spielart von Rechtspopulismus in Deutschland zu etablieren, wie es etwa in Österreich mit der FPÖ Erfolg hat oder in der Schweiz mit Blocher. In dieser Breite hat es dies in Deutschland bisher noch nicht gegeben.
Zugunsten dieses neuen „Meinungs-magazins“ der Rechten ist vom bekannten Verleger Dietmar Munier die traditionsreiche neonazistische Zeitschrift „Nation & Europa“ eingestellt worden. Deren LeserInnen informiert er darüber, dass aus dem strömungsübergreifenden Theoriemagazin das „Deutsche Nachrichtenmagazin“ werden solle. „Zuerst!“ hat also selbst den Anspruch, das Nachfolgemagazin zu sein. Munier erhofft sich, mit der Verbreitung und Etablierung einen gesellschaftlich anerkannten politischen Raum rechts von der CDU zu besetzen.
Das Nachrichtenmagazin wurde seit dem Erscheinen seiner ersten Ausgabe von linken Zusammenhängen, Initiativen und Medien scharf angegangen, stehen doch die Inhalte für eine Politik, die nicht tolerierbar ist. Inhaltlich geht es in dem neuen rechten Propagandablatt um die üblichen Themen: „Überfremdung“ und „Benachteiligung von Deutschen“, Verschwörungstheorien, Geschichtsrevisionismus, Hetze gegen Linke und Homosexuelle. Auch Anti-Antifa-Recherche wird betrieben. Anerkennende Artikel über Burschenschaften finden sich in jeder Ausgabe und Holocaust-Leugner Ernst Zündel erhielt in den wenigen bereits erschienenen Ausgaben einen geschichtsrevisionistischen, wohlwollenden Artikel. Die Generalstabstradition der Bundeswehr, die die „Leistungen der Wehrmacht zwischen 1939 und 1945 undenkbar gewesen“ wären, wird als positiv beschrieben. Den Alliierten wird Massenmord an den Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg unterstellt. Und angeblich ginge es den ehemaligen deutschen Kolonien besser, wenn die deutschen Truppen länger geblieben wären. Die inhaltliche Ausrichtung bietet damit das volle Programm für das dumpf-deutsche Herz und dürfte im Nachklang der WM 2010, den „Feierlichkeiten zum Einheitsjubiläum“ und der mit ihr einhergehenden Nationenabfeierei auf noch mehr offene Türen und Tore treffen.
Angelegt auf Breitenwirkung -
Layout und Vertrieb: „Zuerst!“ setzt neue Maßstäbe.
Nach eigenen Angaben erscheint „Zuerst!“ in einer Auflage von 86.000 Exemplaren und wird an 10.000 Verkaufsstellen vertrieben. Dort steht die rechte Propaganda oft nebengesellschaftlich anerkannten „Politmagazinen“, wie etwa dem „Spiegel“ oder auch „Stern“. Neben dem öffentlichen Verkauf kann sie auch über den Abo-Vertrieb bezogen werden. Die relativ hohe Einstiegsauflage folgt der gängigen Strategie, bei der Etablierung als Massenmedium wahrgenommen zu werden, um nicht in einer Nische zu verschwinden. Der Vertrieb erfolgt über die Verlagsunion, die eine hundertprozentige Tochter der Bauer Mediengesellschaft ist. Bekannt ist diese zum Beispiel durch das Jugendmagazin „Bravo“, die „tv movie“ und andere Programmzeitschriften. Das Layout von „Zuerst!“ ist professionell gemacht und erinnert stark an das wöchentlich erscheinende Magazin „Focus“.
Bei der Betrachtung des Anzeigenmarktes wird deutlich, dass diese ausschließlich zum eigenen Spektrum gehören: Ob Arndt-Verlag, Lesen&Schenken, Pour le Mérite-Verlag, Zuerst!-Buchversand oder die Deutsche Militärzeitschrift – sie alle gehören zu Muniers rechtem Verlagsimperium und machen rund 40% aller Inserate aus. Daneben tauchen lediglich die rechten Verlagsgesellschaften Ares, Signum und Universitas auf. Ebenso wie die Zeitschrift „Der Eckart“, „zur Zeit“ und „die Aula“, die allesamt Scharnierorgane zwischen Konservativismus und neonazistischem Spektrum sind.
Türöffner des Rechtspopulismus -
„Zuerst!“ versucht, mit Themenwahl und spezifischer Argumentation den Rechtspopulismus in Deutschland voranzubringen.
Rechtspopulismus ist eine Form der Politik oder der politischen Äußerung, die durch Dramatisierung und Vereinfachung hinführend auf eine politisch rechte Lösung Stimmungen opportunistisch schürt und/oder aufnimmt.
Rechtspopulistische Parteien und andere Organisationen wie zum Beispiel „ProKöln“ oder die „Rechtsstaatliche Offensive“ (Hamburg) appellieren mit markigen Formulierungen und Vereinfachung bestehender Probleme und deren vermeintlichen Lösungen an Stimmungen, die bei LeserInnen und ZuhörerInnen als eine Alternative zu „etablierter“ politischer Praxis gesehen werden.
RechtspopulistInnen präsentieren und sehen sich dabei selbst als diejenigen, die „unbequeme Wahrheiten“ verkünden, die sonst in gesellschaftlichen Diskursen von „Gutmenschen“ und „politischer Korrektheit“ unterdrückt werden. Dabei werden durch den Rechtspopulismus gesellschaftliche AkteurInnen in streng abgegrenzte, homogene und stereotypische Gruppen aufgeteilt. Dies erzeugt zum einen ein aus eben diesen Stereotypen aufgebautes Feindbild. Zum Anderen lässt es politische und gesellschaftliche Konflikte in einem einfachen, schwarz-weißen Schema erscheinen, in dem es nur ein „Wir“ und ein „die Anderen“ gibt. Dabei werden soziale, kulturelle, ideologische und politische Unterschiede und daraus folgende Konflikte zwischen gesellschaftlichen Gruppen alleine auf deren stereotype Eigenschaften zurückgeführt. Als aktuelles Beispiel kann Thilo Sarrazin mit seiner rassistischen und soziokulturellen Hetze gelten.
Auch das „Volk“ ist in diesem Verständnis ein homogenes Gebilde, in dem die einzelnen gleich denken und empfinden. Ihresgleichen, als die sich die PopulistInnen darstellen, weiß, was sie wollen. Dabei sehen sich RechtspopulistInnen als die sittlich und moralisch richtig handelnde Mehrheit, an der als Norm bzw. Leitkultur sich die anderen zu orientieren haben. Darauf, diese durchzusetzen, soll das staatliche Handeln orientiert werden. Gerne wird diese Privilegierung mit einer „hierher“-gehörenden, monolithischen Kultur begründet.
Die „Anderen“ müssen sich ihnen anpassen. Aktuell sehr beliebt sind Ressentiments gegen Muslime. Im Rechtspopulismus sind die Ressentiments grundsätzlich stets wandelbar und nicht unbedingt in sich schlüssig. Sie dienen vor allem als Katalysator für einen emotionalisierten und vereinfachten Zugang zu gesellschaftlichen Konflikten. Daher kann in der Sicht rechtspopulistischer AkteurInnen ALG II (Hartz IV) als ausreichend zum „auf der faulen Haut liegen“ und gleichzeitig als zu wenig für die arbeitslose, „fleißige“ Schwägerin angesehen werden.
In diesem Politikverständnis gibt es keinen Platz für Differenzierung und Differenzen, für organisierte, selbst durchgeführte Konfliktaustragung zwischen gesellschaftlichen Gruppen. Wer sich nicht an die Norm halten will oder kann – dies entscheidet immer die normsetzende Gruppe – soll keine Möglichkeiten haben, Teil der beteiligungs- und anspruchsberechtigten Bevölkerung zu sein. Sie sollen sich mit dem zufrieden geben, was ihnen gewährt wird. Asylsuchende sollen demnach zum Beispiel froh sein über Duldung und Warengutscheine.
Die Klientel für derartige Positionen und den rechtspopulistischen Politikansatz findet sich vor allem dort, wo es VertreterInnen des Rechtspopulismus gelingt, in gesellschaftliche Konflikte zu intervenieren. Dabei ist die Klientel nicht wie zum Beispiel bei organisierten Neofaschisten einer einzigen, eher homogenen Ideologie verpflichtet. Was vielmehr zählt ist die Zugehörigkeit zu derjenigen gesellschaftlichen Gruppe, die rechtspopulistisch als das homogene „Wir“ gilt. In Europa üblicherweise christliche, weiße, Europäer.
Rechtspopulistische Positionen spiegeln sich vielfach auch in Alltagsmedien wider. In Göttingen war dies besonders deutlich, als auf der Internetpräsenz des „Göttinger Tageblatt“ der Moscheebau in Grone „diskutiert“ wurde. Dabei tauchten rechtspopulistische Ansätze, Theorien und Argumentationslinien auf, wie sie von Initiativen wie etwa ProNRW oder der „Schill-Partei“ vertreten werden. In Göttingen erfolgt dies zurzeit noch strukturellen Überbau. Interesse und Potential sind jedoch vorhanden, auch wenn Organisationsversuche bislang in Göttingen scheiterten, wie zum Beispiel 2002/2003 mit der Göttinger Schill-Partei.
„Zuerst!“ will als rechtspopulistisches Magazin nach Aussage von Verleger Dietmar Munier den Raum rechts von der CDU in Bewegung bringen. Es bedient Stolz und Missgunst durch Titel wie „Warum wir das international beliebteste Volk sind“ oder „Zahlmeister der Welt. Wie wir Deutschen zur Kasse gebeten werden.“ An beiden Beispielen wird deutlich, wie das „Wir“ und „die Anderen“ konstruiert werden.
Nun wird „Zuerst!“ keine eigene Partei gründen, aber das Milieu gibt es bereits und die Parteienlandschaft am rechten Rand ist in Bewegung. Tendenziell in der Abwärtsbewegung, aber mit ProNRW bzw. deren bundesweiter Organisation Pro Deutschland steht eine Partei bereit, die sich gerne in die Liste der erfolgreichen rechtspopulistischen Parteien Europas einreihen würde. Mit antimuslimischem Rassismus hat die Partei ein Thema, das breite Teile der Bevölkerung mobilisieren kann. Auch PolitikerInnen bürgerlicher Parteien greifen dieses Thema auf und erhalten weitgehenden Zuspruch.
Rechtspopulistische Positionen fördern die gesellschaftliche Akzeptanz neofaschistischer Ideologie!
In vielen europäischen Staaten wie zum Beispiel der Schweiz, Österreich, Frankreich, Italien, Holland, Ungarn, Dänemark und Belgien haben rechtspopulistische Parteien es bereits geschafft, rassistische, antimuslimische und fremdenfeindliche Positionen sichtbar und vertretbar innerhalb der Mehrheitsgesellschaft zu machen, gleichzeitig als offen neonazistisch wahrgenommen zu werden.
Die „Schill-Partei/PRO“ hat Anfang der 2000er bewiesen, dass ein derartiges Unterfangen auch in der BRD Erfolg haben kann. Für Pro Deutschland hat sich als solventer Finanzier der Millionär Patrik Brinkmann gefunden. Nach Wahlerfolgen im europäischen Ausland könnte es auch in der BRD „akzeptabler“ werden, rechts der CDU zu wählen, wenn es nicht gleich die NPD sein soll. Die Monatszeitschrift „Zuerst!“ will sich an dieser Entwicklung aktiv beteiligen.
Rechte Medien - vielschichtig, etabliert und weit verbreitet
„Zuerst!“ steht als rechtes Meinungsorgan nicht allein da. In der Druckpresse wie auch im Internet findet national-konservative bis neofaschistische Propaganda eine breite Plattform und eine treue LeserInnenschaft.
Die Ziele der Print- und Internetmedien sind dabei die gleichen wie die anderer rechter Organisationsformen, nämlich die Schaffung von Öffentlichkeit und kultureller Hegemonie. Diese Medien sind von Vielgestaltigkeit gekennzeichnet, in der die Wechselwirkungen zwischen rechtem Rand und Mehrheitsgesellschaft deutlich werden. Die erscheinenden Printmedien sind über den Zeitschriftenhandel erhältlich oder im Abonnement zu beziehen. Frei verkäuflich sind etwa die seit Anfang des Jahres erscheinende Monatszeitung „Preußische Allgemeine Zeitung“ oder auch die etablierte Zeitung „Junge Freiheit“.
Die „Junge Freiheit“ ist ein Medienorgan der Neuen Rechten. Die Neue Rechte bezeichnet in diesem Zusammenhang die Entstehung (jugendlich)-intellektueller Gruppen und Zeitschriftenprojekte. Darüber hinaus schlägt sich dieser Ideologiezweig in eigenständigen politischen Aktivitäten nieder und wird von einem eigenen „subkulturellem“ Charakter getragen. So widmet etwa die „Junge Freiheit“ in Ausgabe 29/10 Stauffenberg reges Interesse, propagiert „Stauffenberg als Leitbild“ und setzt dabei optisch betont auf frischen Warhol-Style.
Trotz eigenständiger politischer Aktivitäten und Akzente gibt es inhaltlich große Übereinstimmungen mit den bestehenden Strukturen. Ihr Vorgehen setzt darauf, dass eine Bewegung, bevor sie wahlstrategisch erfolgreich sein kann und damit Macht im Staat gewinnt, die kulturelle Hegemonie erlangen muss. Dies geschieht, indem sie Themen vereinnahmen, die innerhalb der Gesellschaft diskutiert werden. Dabei ist wichtig, dass die zentralen Begriffe und ihre Deutungen inhaltlich von ihnen besetzt werden.
Also nicht, dass über Ausländer, Linke oder auch Muslime gesprochen wird, sondern das „wie“ ist hier bedeutend. Diese Strategie setzt häufig verbale Mäßigung voraus. Für selbst mehrheitsgesellschaftlich problematische Positionen wird dann oft die Form des gedruckten Interviews gewählt. Die in dieser Weise vermittelte Position erscheint so als Einzelmeinung, findet aber dennoch ihre Verbreitung und LeserInnenschaft.
Ein weiterer Ansatz ist die akademische Aufmachung. Ein Beispiel ist das von dem Göttinger Karlheinz Weißmann geleitete Institut für Staatspolitik (IfS). Dabei handelt es sich um eine private „Forschungs- und Bildungseinrichtung“, die als „Denkfabrik“ der Neuen Rechten gelten kann. Weißmann ist als „wissenschaftlicher“ Leiter des IfS nicht nur verantwortlich für die herausgegebenen Publikationen wie „Meine Ehre heißt Reue. Der Schuldstolz der Deutschen“, sondern auch selbst als Autor, etwa in der „Jungen Freiheit“, tätig.
Grundsätzlich können trotz des gemeinsamen Ziels, die Erlangung der kulturellen Hegemonie, zwei Typen von rechten Medien unterschieden werden. Zum einen national-konservative Publikationen, die die Ziele der rechten Ideologie teilen und unterstützen und zum anderen Propagandaorgane, bei denen die MacherInnen selber zu einem maßgeblichen Teil in neonazistischen Strukturen organisiert sind. Daneben können die erscheinenden Medien in Ideologieorgane, Zielgruppenorgane und Scharnierorgane unterschieden werden. Ideologieorgane sind schwerpunktmäßig auf die Diskussion der theoretischen Grundlagen ausgerichtet und diskutieren Strategien und Taktiken, um diese Ziele zu erreichen. Die zugunsten von „Zuerst!“ eingestellte Zeitung „Nation & Europa“ gehörte in diese Kategorie.
Zielgruppenorgane wollen ganz konkret einzelne Teilgruppen ansprechen. Zu diesen Medien gehören auch Mitgliederzeitungen von Parteien, wie etwa die „Deutsche Stimme“ der NPD.
Die Scharnierorgane bilden die Verbindung zwischen neonazistischen Strukturen und der Mehrheitsgesellschaft. Zugehörige Medien vertreten die ideologischen Ziele häufig in abgeschwächter oder verklausulierter Form. In einigen Fällen kommt es aus strategischen Überlegungen auch zu Distanzierungen von aggressiven Positionen. Als Scharnierorgan gilt seit Jahren die Wochenzeitung „Junge Freiheit“, oder die online SchülerInnenzeitung „Die blaue Narzisse“.
Auch das Magazin „Zuerst!“ ist als Scharnierorgan einzuordnen. Aufgrund seines Layouts, der breit ausgerichteten Vertriebsform und der Platzierung neben etablierten politischen Wochenmagazinen könnte es zu einem Scharnierorgan neuer Dimension werden. Dies gilt es in jedem Fall zu verhindern!
Für einen offensiven Antifaschismus!
In den vergangenen Monaten sind in Göttingen verstärkt „Vorfälle“ in die öffentliche Diskussion getragen worden, deren verbindendes Moment den Versuch der Delegitimierung linker bzw. antifaschistischer Politik zum Ausdruck bringt. Dabei ging es oft darum, dass die angeblich Toleranz fordernde Linke selbst intolerant sei. Zum einen, wenn sie bestimmten Personen den Zugang zu linken Einrichtungen versage. Zum anderen durch die Vereitelung des Tragens neonazistischer Kleidung in der Öffentlichkeit oder bei der Entwendung von Nationalfahnen bei einem Deutschlandspiel während der WM.
Mit dem Blick auf die lokalen Ereignisse und dem Ziel unserer Kampagne, die Zeitschrift „Zuerst! Deutsches Nachrichtenmagazin“ zu bekämpfen, sei an dieser Stelle deutlich gemacht, dass weder die Verbreitung von Rechtpopulismus, noch die Umsetzung staatlichen Rassismus oder die Verbreitung nationaler Symbole tolerierbar sind. Wirken diese auch auf unterschiedlichen Ebenen, so eint sie, dass sie unseren linksradikalen antifaschistischen Zielen entgegenstehen und damit bekämpft werden müssen.
Wir wollen einiges erreichen und notwendigerweise anderes verhindern, dafür setzen wir uns ein. Mit anderen Worten: Wir betreiben Politik!
Wir sind eine antifaschistische Gruppe als Teil einer linksradikalen antifaschistischen Bewegung und wollen reaktionäre Entwicklungen stoppen. Der Verkauf national-konservativer, reaktionärer und/oder neonazistischer Druckerzeugnisse sowie deren öffentliche Auslage, das Tragen von Kleidung, die faschistisches Gedankengut gutheißt (Thor Steinar, La Familia, etc.), hat Einfluss auf die Stimmung in einer Stadt. Es beeinflusst Diskurse, verschiebt gegebenenfalls die Hegemonie. Akademische Worte, die aussagen sollen, dass Göttingen gefährlicher werden kann für Linke, MigrantInnen, nicht dem klassischen Mann-Frau-Schema entsprechend Leben- und Liebende, Wohnungslose und alle anderen als nicht der Norm entsprechend Wahrgenommene. Einer derartigen – möglichen – Verschiebung wollen wir entgegenwirken.
Auf allen Ebenen - mit allen Mitteln!
Ob der Handel mit, das Konsumieren oder Tragen von Produkten, die geeignet sind, diese Verschiebung zu erzeugen, „legal“ ist, ist für uns dabei nicht entscheidend. Wir fordern auch keine staatliche Zensur. Wir fordern alle auf, sich reaktionären Bestrebungen entgegen zu stellen, oder besser: Wir fordern dazu auf, progressive Politik zu betreiben. Wir werden es tun!
Rechter Propaganda entschieden zu begegnen und sie zu bekämpfen, wo immer sie auftaucht, begreifen wir als notwendige antifaschistische Arbeit.
Keine Toleranz für die Verbreitung von geschichtsrevisionistischer Propaganda, Verschwörungstheorien und Überfremdungsmythen, antisemitischen Äußerungen oder rassistischer und homophober Hetze!
Aktiv werden gegen die rechte Monatszeitschrift „Zuerst!“
*„Rechts“:
Dieser Begriff wird von uns im Kontext von „Zuerst!“ als problematisch angesehen. Er verschleiert die neonazistischen, rassistischen, homophoben, sexistischen, reaktionären, geschichtsrevisionistischen Inhalte hinter einer an sich bedeutungslosen Richtungsangabe. Zudem suggeriert er, diese seien eine bedauerliche „Randerscheinung“ fern des gesellschaftlichen Alltags. Es erscheint uns prinzipiell notwendig, im Diskurs um Begrifflichkeiten eine Formulierung zu finden, die die inhaltliche Tragweite und Bandbreite oben beispielhaft genannter Positionen umfasst.
Presseinformation vom 2. Oktober 2010
Kampagne "Zuerst ist das Allerletzte!" gegen die Neonazizeitschrift "Zuerst!" erfolgreich beendet.
Öffentliches "Read-In" in der Esso-Station Barbara Biegelmann
Die Kampagne gegen die Neonazizeitschrift "Zuerst!" ist erfolgreich zu Ende gegangen. Bei einem "Read-In" haben etwa 20 AktivistInnen heute die letzte Verkaufsstelle, an der das rechte Monatsmagazin noch offen in der Göttinger Innenstadt vertrieben wird, besucht. Bei der Aktion in der Esso-Station Barbara Biegelmann in der Weender Landstraße 10 in Göttingen wurden Flugblätter verteilt und über Megafon ein Redebeitrag gehalten. Die Zeitung wurde in den Verkaufsräumen umarrangiert.Eine Sprecherin der Antifaschistischen Linken International (A.L.I.) sagte hierzu: "Dank des Engagements verschiedener Gruppen und Organisationen ist es gelungen die Neonazizeitschrift "Zuerst!" zumindest in Göttingen aus dem Verkauf zu drängen."
Nach einem offenen Brief von Organisationen, Parteien und Antifagruppen an das Pressegrosso Tonollo/Mitte hatten sich bereits mehrere Kioskbesitzer und Zeitungshändler entschieden, "Zuerst!" nicht mehr zu verkaufen oder aus dem offenen Verkauf zu nehmen, also die Zeitung nicht mehr auszulegen. Die Sprecherin weiter: "Es bleibt abzuwarten, ob der Monopolist Tonollo die Gelegenheit nutzt, auch öffentlich zu erklären, seine Vertriebspraxis in Bezug auf neonazisitische Propaganda umzustellen. Noch immer finden sich Blätter wie zum Beispiel die faschistische `NationalzeitungŽ und das geschichtsrevisionistische Blatt `OberschlesierŽ in den Regalen."
Die Gruppe begrüßte ausdrücklich das Verhalten des überwiegenden Teils der Göttinger Zeitungshändler und Kioskbetreiber, von denen sich viele entschieden hatten, "Zuerst!" nicht mehr zu vertreiben. "Die Kampange hat gezeigt, dass viele ZeitungsverkäuferInnen in der Lage und bereit sind, ihren Spielraum für verantwortungsvolles Handeln zu nutzen und diese Art der Propaganda ablehnen!"
Die A.L.I. kündigte an, auch in Zukunft ein wachsames Auge auf den Vertrieb neonazistischer Propaganda zu haben. "Wer meint, mit neonazistischer Propaganda Geld verdienen zu können, muss in Göttingen auch weiterhin mit Problemen rechnen."
Presseinformation vom 4. September 2010
die antifaschistische Kampagne gegen den Vertrieb der Neonazizeitschrift „Zuerst! Das Deutsche Nachrichtenmagazin“ erzielt in Südniedersachsen erste Erfolge. Das Pressegrosso Mitte distanzierte sich von den Inhalten der Zeitschrift, zahlreiche Laden- oder Kioskbetreiber verbannen das rechte Magazin unter den Ladentisch.
In einem offenen Brief hatten sich am 22.8.2010 neunzehn Initiativen, Gewerkschaften und Parteien aus dem Göttinger Bündnis gegen Rechts an das Pressegrosso Mitte gewandt und darum gebeten, „den Vertrieb der Zeitschrift „Zuerst! Das Deutsche Nachrichtenmagazin“ einzustellen“. Ein Sprecher des PG Mitte erklärte daraufhin gegenüber dem Stadtradio, man seie sich der Problematik bewusst, sehe sich aber gesetzlich verpflichtet, diesen und andere Titel zu vertreiben. Dürfte er „Zuerst!“ und andere rechte Zeitungen wie die „National Zeitung“ aus dem Sortiment nehmen, würde er es tun, so der Sprecher des Grossisten weiter.
Den möglichen Spielraum für verantwortungsvolles Handeln nutzen inzwischen zahlreiche BetreiberInnen von Kiosken oder Zeitschriftenläden. Bei einem Rundgang suchte die ver.di-Jugend am vergangenen Dienstag das Gespräch mit KollegInnen. Diese haben die Neonazizeitschrift bereits unter die Ladentheke oder in Rubriken abseits etablierter Nachrichtenmagazine verschwinden lassen. Ausgerechnet bei Tonollo am Bahnhof (Bahnhofsallee 1c in Göttingen) wird die Neonazizeitschrift aber neben Titeln wie dem Stern, Spiegel oder Focus angeboten.
Eine Sprecherin der Antifaschistischen Linken International A.L.I. begrüßte die Distanzierung des Pressegrosso Mitte von Neonazizeitschriften, verwies aber auf weitere Handlungsmöglichkeiten: „Rechte Titel könnten Kioskbetreibern bespielsweise nur auf ausdrückliche Nachfrage geliefert werden. Sollten die Verkaufszahlen der „Zuerst!“ beständig niedrig bleiben kann das Magazin aus ökonomischen Gründen ganz aus dem Vertrieb genommen werden“, so die Antifasprecherin weiter. „Sollten einige wenige Händler weiterhin meinen mit Neonazipropaganda Geld verdienen zu können, werden wir den Druck erhöhen!“.
Auswertung der erfolgreich verlaufenden Kampagne gegen die rechte Zeitschrift "Zuerst!"
Im Mai 2010 initiierten wir, die Antifaschistische Linke International, in Göttingen die Kampagne „Antifaschistisch aktiv werden, denn: „Zuerst!“ ist das Allerletzte!“ gegen das rechte Propagandablatt „Zuerst!“. Diese konnte im Oktober erfolgreich zu einem Abschluss gebracht werden.„Zuerst!“ erscheint seit Dezember 2009 monatlich. Mithilfe modernen Layouts und seriösen Auftritts soll ein neues „Magazin“ etabliert werden, um rechten Positionen eine neue Breitenwirkung zu verschaffen. Dabei ist „Zuerst!“ das Nachfolgemagazin der von Verleger Dietmar Munier aufgekauften und eingestellten faschistischen Zeitschrift „Nation und Europa“. Laut eigenen Aussagen lag die Startauflage bei 86.000 Exemplaren an bundesweit 10.000 Verkaufsstellen. In der Region Göttingen gibt es ein Potential von 200 Verkaufsstellen. In der Stadt selbst haben wir im Rahmen unserer Kampagne mehr als 40 Läden in Augenschein genommen. Im Monat Juni 2010 gab es die Zeitschrift dort an 11 Stellen im Verkauf - später reduzierte sich die Zahl auf 4 -, darunter Tonollo-Läden, unabhängige Kioske, Tankstellen sowie in den Supermärkten Rewe und Real. In Nordhessen und Südniedersachen erfolgt der Vertrieb über das Presse-Grosso Mitte, früher Tonollo.
Es gibt neben „Zuerst!“ eine ganze Reihe von Druckerzeugnissen, die über das „normale“ Ausmaß in etablierten Mainstream-Medien hinaus reaktionäre, sexistische, antisemitische, nationalistische, geschichtsrevisionistische und neofaschistische Inhalte verbreiten. Es erschien uns jedoch nicht sinnvoll, eine Kampagne gegen alle diese Blätter, wie etwa der „Junge Freiheit“, gleichzeitig zu beginnen. Diese Propagandaorgane sind zum größten Teil bereits etabliert und haben einen festen Kundenkreis. Bei „Zuerst!“ ist das anders. Als neue Zeitschrift am Markt kann über Druck auf die Vertriebsstrukturen und den Einzelhandel eine Etablierung verhindert werden. Durch eine Verdrängung aus dem offenen Verkauf reduziert sich der KäuferInnenkreis auf Menschen, die genau wissen, welchen Schund sie da kaufen und diesen direkt nachfragen bzw. gleich im Abonnement beziehen. Ein weiteres Propagandaorgan der Rechten, dass völlig selbstverständlich in Geschäften öffentlich ausliegt, ist nicht hinnehmbar. Die in Göttingen erzielten Erfolge können Modellcharakter haben, auch andere rechte, nationalistische oder / und neofaschistische Zeitungen aus dem Sortiment zu verdrängen. Ein weiterer Aspekt ist die Übertragung der in Göttingen erfolgreich verlaufenen Kampagne in andere Städte.
Im Rahmen der Recherche zum Vertrieb von Printmedien sind uns zunächst ziemlich viele Mythen begegnet, was Zeitungsvertriebe im Bezug auf Verkauf und Sortiment von Printmedien leisten müssen und was eben nicht. In der Diskussion um rechte Medien wird von EinzelhändlerInnen und dem Zwischenvertrieb immer wieder die Argumentation angeführt, sie seien verpflichtet, Publikationen nicht „verfassungsfeindlichen“ Inhalts zu vertreiben. Das ist nicht korrekt. Presse-Grosso Mitte ist zwar als Monopolist verpflichtet, allen Anbietern von Presseerzeugnissen Möglichkeiten zum Absatz ihrer Produkte zu bieten. Werden diese allerdings nicht nachgefragt, können sie selbstverständlich aus dem Angebot genommen werden. EinzelhändlerInnen haben es dabei noch einfacher. Es gibt zwar in Einzelfällen Verträge, die sie an die Produktpalette ihres Grossisten binden. Doch diese verpflichten sie nicht, die Publikationen einsehbar anzubieten, sie müssen sie nur für den Verkauf vorhalten. Im Allgemeinen haben sie jedoch weitreichende Entscheidungsmöglichkeiten, welche Produkte sie anbieten und eben auch welches nicht. Und ein Produkt, das sich nicht verkauft, kann jederzeit aus dem Sortiment entfernt werden.
Um Presse-Grosso Mitte und EinzelhändlerInnen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit ihrem Gestaltungsspielraum zu bewegen, verlief die Kampagne über verschiedene Eskalationsstufen: Den Auftakt bildete eine Kundgebung vor dem Tonollo in der Weender Straße im Rahmen unserer antifaschistischen Stadtrallye „Unser Hund bellt da, wo wir wollen!“ am 29. Mai 2010. Für LadeninhaberInnen und die Öffentlichkeit war dies das erste Signal, dass es sich bei „Zuerst!“ nicht um eine selbstverständliche und unproblematische Erweiterung des Angebots handelt.
Der nächste Schritt war die Veröffentlichung der Broschüre. Mit der inhaltlichen Ausrichtung, auch den Themenbereich des Rechtspopulismus stark zu machen, haben wir zuerst einer gesellschaftlichen Debatte vorgegriffen, damit aber –leider- auch genau „den Zahn der Zeit“ getroffen. Die breite Diskussion, um „den gescheiterten Multikulti Ansatz“ und die unendlichen rassistischen verbalen Äußerungen sind nicht rechts der CDU, sondern in der vermeintlichen „Mitte“ der Gesellschaft akzeptiert.
Es folgten Gespräche mit den KioskbetreiberInnen und die Veröffentlichung eines offenen Briefes. Dieser konnte Mitte August mit zunächst 19 UnterzeichnerInnen veröffentlicht werden. Tonollo distanzierte sich daraufhin gegenüber dem Stadtradio von den Inhalten von „Zuerst!“, berief sich jedoch auf seine Verpflichtung, das Blatt zu vertreiben. Ebenfalls im August ging der Internetblog: http://dasletztezuerst.blogsport.de online.
In der Folge wurde „Zuerst!“ immer wieder von engagierten AntifaschistInnen unbrauchbar gemacht, konfisziert, in den Regalen umsortiert etc..
Den vorläufigen Abschluss unserer Kampagne bildete ein öffentliches Read-In in dem bis dahin letzten „Zuerst!“ noch öffentlich auslegenden Geschäft, in der Göttinger Innenstadt. Insgesamt kann es als großer Erfolg gelten, dass das rechte Propagandaorgan so schnell aus dem öffentlichen Verkauf in Göttingen verdrängt werden konnte. Das kann Modellcharakter für rechte Druckerzeugnisse haben, oder für andere Städte, in denen „Zuerst!“ bedauerlicherweise noch verkauft wird. Wir begrüßen ausdrücklich das Verhalten des Großteils der Göttinger ZeitungshändlerInnen und KioskbetreiberInnen, „Zuerst!“ nicht mehr zu vertreiben.
Auch wenn die Kampagne gegen „Zuerst!“ beendet ist, werden wir den Vertrieb rechter Propaganda weiter beobachten. Wer meint, rechter Propaganda eine Plattform bieten zu können, muss in Göttingen auch weiterhin mit Problemen rechnen.
Zum Weiterlesen
„Deutsche Nachrichten – Das neue Magazin „Zuerst!“
in DERRECHTERAND, Nummer 122, Jan./Feb. 2010
„Holocaust-Leugner & Konsevative - „Zuerst!“ ist Forum für etablierte und extreme Rechte“
in DERRECHTERAND, Nummer 123, März / April. 2010
Rechte Verteilungskämpfe: JF gegen Zuerst!
NPD-BLOG.INFO vom 20.Februar 2010
"Aus dem Sumpf - Rechtes Monatsmagazin "Zuerst!"
Artikel aus der Taz vom 20.12.2009
Film auf YouTube: Zuerst! - Das neue prodeutsche Nachrichtenmagazin - Bericht auf 3sat vom 02.02.2010
Presseinformation vom 4. September 2010
Sehr geehrte Damen und Herren,
die antifaschistische Kampagne gegen den Vertrieb der Neonazizeitschrift „Zuerst! Das Deutsche Nachrichtenmagazin“ erzielt in Südniedersachsen erste Erfolge. Das Pressegrosso Mitte distanzierte sich von den Inhalten der Zeitschrift, zahlreiche Laden- oder Kioskbetreiber verbannen das rechte Magazin unter den Ladentisch.
In einem offenen Brief hatten sich am 22.8.2010 neunzehn Initiativen, Gewerkschaften und Parteien aus dem Göttinger Bündnis gegen Rechts an das Pressegrosso Mitte gewandt und darum gebeten, „den Vertrieb der Zeitschrift „Zuerst! Das Deutsche Nachrichtenmagazin“ einzustellen“. Ein Sprecher des PG Mitte erklärte daraufhin gegenüber dem Stadtradio, man seie sich der Problematik bewusst, sehe sich aber gesetzlich verpflichtet, diesen und andere Titel zu vertreiben. Dürfte er „Zuerst!“ und andere rechte Zeitungen wie die „National Zeitung“ aus dem Sortiment nehmen, würde er es tun, so der Sprecher des Grossisten weiter.
Den möglichen Spielraum für verantwortungsvolles Handeln nutzen inzwischen zahlreiche BetreiberInnen von Kiosken oder Zeitschriftenläden. Bei einem Rundgang suchte die ver.di-Jugend am vergangenen Dienstag das Gespräch mit KollegInnen. Diese haben die Neonazizeitschrift bereits unter die Ladentheke oder in Rubriken abseits etablierter Nachrichtenmagazine verschwinden lassen. Ausgerechnet bei Tonollo am Bahnhof (Bahnhofsallee 1c in Göttingen) wird die Neonazizeitschrift aber neben Titeln wie dem Stern, Spiegel oder Focus angeboten.
Eine Sprecherin der Antifaschistischen Linken International A.L.I. begrüßte die Distanzierung des Pressegrosso Mitte von Neonazizeitschriften, verwies aber auf weitere Handlungsmöglichkeiten: „Rechte Titel könnten Kioskbetreibern bespielsweise nur auf ausdrückliche Nachfrage geliefert werden. Sollten die Verkaufszahlen der „Zuerst!“ beständig niedrig bleiben kann das Magazin aus ökonomischen Gründen ganz aus dem Vertrieb genommen werden“, so die Antifasprecherin weiter. „Sollten einige wenige Händler weiterhin meinen mit Neonazipropaganda Geld verdienen zu können, werden wir den Druck erhöhen!“.
Mit antifaschistischen Grüßen!
Antifaschistische Linke International A.L.I.