Täglich grüßt das Murmeltier und leider auch immer die Identitätsprobleme der “Radikalsten der Radikalen”. Ich schreibe diesen Text bezugnehmend auf den Text Ein Social Center für den Oberbürgermeister. Weiterhin schreibe ich als Einzelperson.
Der Text steht eigentlich stellvertretend für einen beschissenen und unsolidarischen Umgang innerhalb “einer radikalen Linken”.
Ich fang mal der Reihe nach an. So wie ich die Initiative des Social Center 4 all (sc4a) verstanden und erlebt habe, ging und geht es darum die Unmöglichkeit des würdevollen Lebens als Ausgangspunkt zu sehen. Von diesem Punkt aus entsteht die Forderung nach einer Möglichkeit dies vielleicht herstellen zu können, nicht in allumfassender Gänze jedoch als ein Bestandteil. Es könnte ein Freiraum sein in dem Menschen, vielleicht auch du, lernen respektvoll und mit einem Verständnis von basisdemokratischer Entscheidungsfindung zu kommunizieren. Es könnte etwas sein wo Leute sich überhaupt erst einmal etwas erträumen können. Ein Anfang waren die Utopia Workshops, wo viele Leute gemeinsam eine Idee gedacht haben und zu dem jetzigen Punkt gelangt sind. Ich kann die abwertende Haltung des Textes dem gegenüber einfach überhaupt nicht nachvollziehen.
Achtung, Polemik.
Eine Frage. Wie blöd kann man sein, dass man es abwertet wenn neue Räume abseits einer Verwertungslogik und strukturellen Hierarchie entstehen lassen will?
Warum neue Räume?
Ich würde an dem Punkt zustimmen, dass es durchaus linke Räume gibt die nicht bespielt und gefüllt sind. Das würde ich weder den Menschen zum Vorwurf machen die sie versuchen zu organisieren noch denen die entweder gar nichts machen oder andere Wege suchen, um der gesamt Scheiße etwas entgegen zu setzen.
“Mag sein, dass die Räume nicht alle ansprechen . Aber ist das überhaupt das dringendste Problem für die Menschen in den Lagern und Unterkünften? Sollte es nicht eigentlich um ein würdevolles Leben mit Privatsphäre, sicherem Rechtsstatus und der Möglichkeit, sich ein eigenes Leben aufzubauen, gehen?”
Auf die Frage ob es ein dringendes Problem sei, dass diese Räume wahrscheinlich nicht so ansprechend sind für die Meisten, würde ich mit ja antworten. Das soll nicht heißen, dass ich subkulturelle Schuppen sinnlos, blöd oder was auch immer finde. Sie müssen da sein, da sie ein Rückzugsort von was auch immer bilden. Auch in diesen “Freiräumen” ist der gesellschaftliche Kotzreiz tief verankert.
Es ist deshalb ein Problem, weil diese deutsche Gesellschaft selbst die Menschen die sich als antirassistisch, liberal und weltoffen verstehen eben dennoch auf Oberflächlichkeiten reagieren. Mit Oberflächlichkeiten meine ich alleine die Außenwirkung eines Objektes. Wie vielleicht klar sein sollte, wird Seriosität nicht gerade mit Antifafahnen (so schade das auch ist), billig Sternie und Graffiti assoziiert. Wenn an diesem Punkt die Kommunikation schon abbricht, frage ich mich woran man sein politisches Wirken bemisst? Klar kann man Szenepolitik machen, finde ich super und sinnvoll. Zum kotzen finde ich es nur, wenn anderen Leute die halt keinen Bock haben mit ihrer Politik nur die immer Gleichen zu bespaßen, sich mit ihnen zu organisieren etc. einfach so vor die Füße geschissen wird. Und das aus einer Position der vermeintlichen “einzigen Wahrheit” heraus.
Für die Leute die in Lagern sind stellen sich sicherlich andere Fragen als die Außenwirkung irgendwelcher linken Räume. Nur kann ich mir auch da gut vorstellen, dass es sinnvoll sein kann allein schon mit der Raumgestaltung aus seiner Szene zu treten. Warum sollten linke Räume nicht auch auf Leute aus den Lagern abschreckend wirken?
Die großen Fragen die du danach aufwirfst sind berechtigt. Wie ich es immer verstanden habe, soll genau das sc4a ein Ort sein an dem politische Organisation stattfinden kann. In einer solchen kann man genau für diese Dinge kämpfen, mobil machen oder Parallelstrukturen aufbauen.
Ziele?
“Auf einer Podiumsdiskussion im Januar (“Social Center 4 All und Hausbesetzen reloaded – eine linke Antwort auf die angebliche ‘Flüchtlingskrise’?”) wurde eine Vertreterin ebenfalls nach den Zielen gefragt. Eine Antwort, warum es das soziales Zentrum in Leipzig braucht, gab es wieder nicht.”
Warum brauch es immer eine klare Antwort auf die Ziele? Bist du da nicht näher dran an städtischen Forderungen nach Konzept und Starrheit als du vorgibst zu sein?
Warum weniger linker Gestus?!
In einem Bundesland wie Sachsen in dem quasi der Linksextremismus und die dazugehörige Theorie erfunden wurde, denke ich, ist die Frage nach einer strategischen Betrachtung von “linker” Wahrnehmung angebracht. Diese speist sich eigentlich so gut wie nie über eine inhaltliche Auseinandersetzung, sondern sie funktioniert schlicht und ergreifend über Bilder, Stereotype und reaktionäre Presse.
“Bei der Podiumsdiskussion im Januar ging es noch um eine “linke Antwort”. Am vergangenen Wochenende blieb es wieder nur bei einer “symbolischen Besetzung”, obwohl es doch dieses Mal ernst werden sollte, wie noch im Dezember getönt wurde.”
Es geht immer noch um eine linke Antwort. Nur weil keine Knüppelfähnchen, Tonnenweise Pyro gezündet wurde, langweilig sich kämpferisch gebende Transpis gehängt wurden und man an einem Punkt wo einem die Pistole auf die Brust gesetzt wird sich gegen deinen revolutionären Feuchtentraum einer Räumung entschieden hat, ist dieses Projekt mit seinen Forderung nach Freiraum, politischer Organisation, Autonomie und konkreter Hilfe doch nicht weniger “Links”! Diese Besetzung war nicht symbolisch und ich denke nicht dass das Gespräch mit dem OB das angestrebte Ziel war. Die Leute wollten dort ein sc4a!
Finde dich einfach damit ab, dass es komplexer ist und die Organisation wahrscheinlich unendlich anstrengend. Der permanente Widerspruch ist denke ich vielen Teilnehmenden bewusst, nur haben sie den Mut und die Ausdauer ihn zu tragen bis ein Social Center for ALL, ja auch für dich, existieren wird.
So weit so genervt.
Text zugesandt von: Lila Launebär.