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Was aber ist nun Kapitalismus

2006 | BergsteigerInnen

Schlicht gesagt, eine Gesellschaft, in der die Produktionsmittel in privater Hand liegen. Diese "private Hand" kann die Form von Aktiengesellschaften haben oder von Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH), von Gesellschaften bürgerlichen Rechts u.s.w.

Letztlich kennzeichnend ist: Die dort arbeitenden Menschen haben kein Eigentum daran, auch nicht die Gesellschaft, und sie haben auch keine nennenswerten Entscheidungsmöglichkeiten etwa darüber, was und wie produziert wird.

Die Vermittlung der produzierten Waren geschieht in einer kapitalistischen Gesellschaft über den Markt. Das heißt: Menschen verkaufen ihre Arbeitskraft, produzieren Dinge, die sie selbst nicht brauchen, um Geld zu verdienen, mit dem sie sich die Dinge kaufen können, die sie brauchen.

Weil es in einer kapitalistischen Gesellschaft keine anderen Wege gibt, Bedürfnisse zu befriedigen, sind die Menschen auf Arbeit angwiesen.

Mehr, als ihre Arbeitskraft im Betrieb zu lassen, haben die meisten Menschen nicht zu bieten. Und weil das so ist, haben sie auch keine nennenswerte Gegenwehr, wenn ihnen von den geleisteten acht Stunden am Tag vom sogenannten Arbeitgeber etwa nur vier tatsächlich ausbezahlt werden: Die Quelle des Mehrwerts und somit des Profits.

Und weil es im Kapitalismus kein höheres Prinzip gibt als das Prinzip der Profitmaximierung - den Kapitaleigner_innen, aber auch Arbeiter_innen unterliegen -, reicht dieses System viel weiter als bis zum Fabriktor: Deshalb sprechen wir von Kapitalismus nicht nur als Wirtschafts-, sondern als Gesellschaftssystem.

Kapitalismus als Gesellschaftssystem

Die Zwänge sind genannt: Profitmaximierung für alle, Arbeitskraftverkauf für Arbeiterinnen. Beide Ziele müssen im Rahmen der Konkurrenz realisiert werden: Auf dem Arbeitsmarkt ist jeder ersetzbar und auch bekannte Großkonzerne werden manchmal aufgekauft.

Die Methoden der Kapitaleigner sind bekannt, wobei die Ziele Profitmaximierung und Konkurrenzkampf ineinander übergehen:

Lohnkürzungen, Arbeitszeitverlängerungen, Verlagerung der Risiken (Krankheit, Arbeitslosigkeit) auf die Schultern der Arbeiterinnen.

Arbeiterinnen sind darauf angewiesen, ihre Arbeitskraft möglichst gut zu verkaufen. Das bedeutet, Eltern sorgen sich um die Schulbildung ihrer Kinder, Sekretärinnen besuchen Fitneßkurse und immer mehr Menschen leisten unbezahlte Überstunden.

Die Liste von Dingen, die der eigenen besseren Konkurrenzfähigkeit dienen, ist recht lang und endet nicht beim Fremdsprachenkurs für den Arbeitsalltag.

Die Benennung dieses Geflechts alltäglicher kleiner Handlungen als Zwang ist nicht unumstritten. Denn viele dieser Dinge sind uns derart selbstverständlich, daß sie gar nicht mehr als etwas ungewöhnliches, fremdbestimmtes erscheinen.

Für Schüler etwa ist die Frage, wofür man den Schulstoff später einmal brauche, ganz alltägliches Argument gegen ungeliebte Inhalte. Und auch unter Studierenden wird gegen vorgesehene Prüfungen argumentiert, das würden sie ohnehin nie wieder brauchen.

Die tendenziell eher selbstbestimmt orientierte Kategorie des persönlichenInteresses wird nicht einmal mehr in die Diskussion gebracht, diskreditiert sich quasi selbst durch "Egoismus".

Oder, um es im Stil der Wahlslogans zu benennen: Vorrang hat, was Arbeit schafft.

Kleine, unvollständige Begriffbestimmung

Akkumulation
die; Anhäufung, Aufschüttung, Ansammlung

Arbeitskraft
die; Fähigkeit, durch gezielte Einwirkung > Produkte herzustellen; A. ist regenerierbar; im > Kapitalismus Produzent des > Mehrwertes

Arbeitsteilung
die; Trennung der Produktion aller Güter; auch: Teilung der Produktion in einzeln zu leistende Schritte

Kapitalismus
der; Gesellschaftsformation, die durch die Trennung von Arbeitskraft und > Produktionsmitteln (Privateigentum an P.) gekennzeichnet ist; die Produktion von > Waren geschieht mit > Produktionsmitteln durch die > Arbeitskraft der auf ihren Verkauf Angewiesenen

Lohn
der; Preis der > Ware > Arbeitskraft; bestimmt durch die zur Regeneration nötigen Mittel, daher weltweit nicht einheitlich; da die Arbeitskraft mehr produziert, als sie zur eigenen Regenaration benötigt, kann der L. unter der tatsächlich erbrachten Arbeit liegen -> im > Kapitalismus die Regel

Mehrwert
der; analytische Größe, um die Differenz von verausgabter > Arbeitskraft und tatsächlich ausgezahltem > Lohn zu beschreiben; für die ? Akkumulation des Kapitals nötig

Produkt
das; Ergebnis der geleisteten Arbeit, im > Kapitalismus in Form von > Waren

Profit
der; Einkommenskatergogie in Gesellschaftssystemen, die auf der privaten Verfügung über Vermögen (Kapital) beruhen; Reingewinn der Kapitaleigner nach Abzug der Produktionskosten; P. ist im ? Kapitalismus Ziel allen wirtschaftlichen

Produktionsmittel
das; Überbegriff für > akkumuliertes Kapital, das in Form von Maschinen, Betrieben u.s.w. zur Herstellung von Gütern verwandt wird und im Kapitalismus privates Eigentum ist; im > Kapitalismus getrennt von der > Arbeitskraft

Ware
die; > Produkt menschlicher Arbeit mit Gebrauchswert, das für den Austausch bestimmt ist, über Verkauf und Kauf in die Konsumtion gelangt und dessen Wesen von den Produktionsverhältnissen der jeweiligen Gesellschaft bestimmt

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