Am 17.01. wollen Nazis mal wieder einen Trauermarsch durch Magdeburg abhalten. Wir rufen dazu auf, gemeinsam mit uns hinzufahren und diesen geschichtsrevisionistischen Marsch zu verhindern.
Am 16. Januar 2015 jährt sich zum 70. Mal die Bombardierung Magdeburgs, diesen Tag nutzen Nazis seit 1998 für ihr „Gedenken”. Der Bombenangriff wird von ihnen als alliiertes Kriegsverbrechen an Zivilist_Innen dargestellt. Bewusst verschwiegen wird, dass die Bombardierung Magdeburgs im Januar 1945 die Zerstörung deutscher Rüstungsbetriebe zum Ziel hatte. Erst diese führte zum endgültigen Produktionsstopp von Kriegswaffen und ließ somit das Ende des Krieges und der vom Deutschen Reich bis in die letzten Kriegstage fortgeführten Massenvernichtung von Menschenleben näher rücken.
Seit 2001 marschieren die Nazis jedes Jahr rund um den 16. Januar durch Magdeburg. In den vergangenen Jahren hat sich der Aufmarsch mit rund 1000 Teilnehmenden zum größten regelmäßigen Naziaufmarsch bundesweit entwickelt. Nur an wenigen anderen Orten schafft es die Naziszene derzeit, bei politischen Veranstaltungen derartige personelle Stärke zu demonstrieren. Angefangen mit acht teilnehmenden Nazis an der städtischen Gedenkkundgebung im Jahr 1998, stieg die Zahl der Marschierenden in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Im Jahr 2005 ist es erst– und bisher letztmalig gelungen, den Aufmarsch zu stoppen.
Zum 70. Jahrestag der Bombardierung rechnen wir mit einem weiteren Anstieg der Teilnehmendenzahlen. Es gilt, den Nazis diesen Ort der politischen Reproduktion ihrer Szene zu nehmen und sie daran zu hindern, über eine solche Massenveranstaltung weiterhin eine Außenwirkung zu entfalten.
In Magdeburg gibt es zwar starke Bemühungen, den Naziaufmarsch mittels Blockaden zu verhindern – von Seiten der etablierten Politik und der Verwaltungsbehörden richten sich die Bemühungen aber in erster Linie darauf, den Nazis ein ungestörtes Aufmarschieren zu ermöglichen und die Demonstration wird als rein verwaltungstechnisches Problem aufgefasst. So konnte der Anmelder Andy Knape in den vergangenen 2 Jahren jeweils spontan zwischen mindestens sieben angemeldeten Routen wählen und auf diese Weise dem antifaschistischen Protest aus dem Weg gehen. Zu Hilfe kam ihm das weitläufige S-Bahnnetz, durch welches, in Kombination mit eingesetzten Sonderzügen, acht Magdeburger Bahnhöfe als potentielle Auftaktorte zur Verfügung stehen. Den Ablauf des Aufmarsches im Januar 2014 sicherten ca. 3000 Polizeibeamt_Innen ab. Durch ein gutes Blockade– und Aktionskonzept wurde der Aufmarsch dennoch stark verzögert und konnte letztendlich nur dank einer gezielten Desinformationspolitik seitens der Staatsmacht überhaupt stattfinden.
Es ist damit zu rechnen, dass selbige auch dieses Jahr wieder Blockaden kesseln und Aktivist_Innen kriminalisieren wird, dass sie versuchen wird, den antifaschistischen Widerstand in „gute“ und „böse“, weil vermeintlich gewalttätige Gegendemonstrierende zu spalten. Aber wir lassen uns nicht vorschreiben, welche Aktionsformen wir unterstützen sollen und welche nicht. Wir erklären uns mit allen solidarisch, die sich um eine wirksame Verhinderung des Aufmarsches bemühen. Gemeinsam werden wir dieses Mal dafür sorgen, dass die Nazis keinen Meter laufen.
Wir als Basisdemokratische Linke unterstützen daher eine breite Mobilisierung, es wird eine von vielen Gruppen unterstützte gemeinsame Busanreise aus Göttingen geben. Bustickets sind in Kürze im Roten Buchladen verfügbar. Weitere Infos (und ebenfalls Bustickets) gibt es am 06.12. bei einer gemütlichen Soli-Lounge im T-Keller sowie am 18.12. bei einer Mobilisierungsveranstaltung mit dem Antifa-Bündnis By All Means Necessary an selbigem Ort. Eine starke Beteiligung aus dem Raum Göttingen ist schon deshalb wichtig, weil auch Nazis aus unserer Gegend diese Veranstaltung zur inneren Festigung ihrer Strukturen nutzen – in Magdeburg war in den letzten Jahren regelmäßig das Transparent der Kameradschaft Northeim zu sehen. Um ihre Strukturen zu zerschlagen, müssen wir ihnen unter anderem den Eventcharakter ihrer Veranstaltungen nehmen, überall. Fahrt mit uns nach Magdeburg und wir beenden diesen Spuk.