Heute Abend wurde eine für 19.00 Uhr geplante Veranstaltung der „Jungen Alternative für Deutschland“, der Jugendorganisation der AfD, im Zentralen Hörsaalgebäude von der Universität abgesagt. Die offizielle Begründung der Universität für die Absage, dass die parteipolitische Ausrichtung der Veranstaltung nicht transparent gemacht worden sei, ist jedoch offensichtlich vorgeschoben.
Seit mehr als zwei Tagen bewirbt die Junge Alternative offen bei Facebook ihre Veranstaltung, deren Ankündigungstext auch medial verbeitet wurde und der Universität bekannt gewesen sein muss. Die Veranstaltung wurde für die Universität jedoch erst zum Problem, als antifaschistischer Widerstand sich ankündigte. Diesem Protest ist es zu verdanken, dass die Veranstaltung in den Räumen der Universität ausfallen musste! Die Basisdemokratische Linke hatte auf ihrer Internetseite (inventati.org/blgoe) zu einer kreativen und entschlossenen Blockade des „Saftladens AfD“ und deren Veranstaltung der JA aufgerufen. Dennoch versammelten sich ca 80 Antifaschist_innen vor dem Hörsaal und blockierten diesen symbolisch, um ihrer Kritik an der rechtspopulistischen Partei und derem elitären Denken und neoliberalen Wirtschaftsverständnis Ausdruck zu verleihen. Anschließend zog eine spontane Demonstration vom Campus Richtung Innenstadt und endete vor der Burschenschaft Hannovera, wo einige mit Saft gefüllte Trinkpäcken ihren Weg an die Fassade des Hauses fanden.
Eine Sprecherin der Basisdemokratischen Linken erklärt: „Wir finden es wichtig, solche Veranstaltungen zu blockieren, da diese rechtspopulistische Propaganda mit demokratischen Grundsätzen unvereinbar ist. Wir wollen weder in der Uni noch anderswo Raum für reaktionäre und menschenverachtende Positionen und das haben wir heute Abend gezeigt.“ Die AfD fordert eine uneingeschränkte Souveränität und Hegemonialstellung Deutschlands in Europa; ihr Vorsitzender Bernd Lucke bezeichnet Zuwanderer*innen mit geringerer Bildung als „sozialen Bodensatz“. Ihr Ziel ist es, die menschenfeindliche Asylpolitik in Deutschland noch weiter zu verschärfen. Zudem positioniert sich die Partei gegen sexuelle Vielfalt und pluralistische Genderidentitäten und will somit das selbstbestimmte Leben anderer Menschen verhindern.
Zu den Hintergründen:
Nachdem sich im vergangenen Jahr an der Universität Göttingen die Hochschulgruppe der Jungen Alternative (JA), die Jugendorganisation der rechtspopulistischen Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) gegründet hatte, versucht diese nun, ihre rechts-populistische Ideologie an der Hochschule zu verankern. Für den heutigen Tag hatte sie eine Veranstaltung mit dem Titel „Universitäten – Chancen für die AfD“ geplant. Als Redner waren Sören Hauptstein, Landesvorsitzender der JA Niedersachsen und Armin Paul Hampel, Landesvorsitzender der AfD Niedersachsen und Fürsprecher der politischen Thesen Thilo Sarrazins eingeladen. Organisator der Veranstaltung ist der Göttinger Burschenschafter Lars Steinke, Gründer sowie Vorsitzender der JA-Hochschulgruppe. Steinke ist nicht nur Aktivitas der extrem rechten Burschenschaft Hannovera, sondern auch Beisitzer des Vorstandes der JA Niedersachsen. Er schreibt für das neurechte Magazin „Blaue Narzisse“, ist in Vertriebenenvereinigungen aktiv und pflegt hierbei Kontakte zur völkischen Rechten. Die enge Verknüpfung zwischen Burschenschaft Hannovera und der Göttinger AfD zeigt sich auch daran, dass ein Großteil der Mitglieder der Jungen Alternative sich im Anschluss an die ausgefallene Veranstaltung heute Abend in der Burschenschaft Hannovera traf. Anschließend gingen sie unter Polizeischutz in ein Restaurant am Gänseliesel. Neben Lars Steinke befanden sich Louisa Meyer, Eric Schellenberger und Jonas Reinhard aus der JA darunter. Zusätzlich hatten sich noch Verbindungsstudenten, unter anderem von der Landsmannschaft Verdensia, dazugesellt.