Gestern Abend gingen mehr als 600 Menschen in Göttingen auf die Straße, um gegen die bundesweiten
Razzien im Nachgang des G20-Gipfels zudemonstrieren. Auch in Göttingen hatte die Polizei zwei
Wohnungen durchsucht, dabei einen Bewohner krankenhausreif geprügelt und anschließend die Räume
der Betroffenen durchwühlt.
Die Durchsuchungen betrafen die Wohnungen mehrerer Göttinger*innen, die an den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg teilgenommen hatten und bei einem gezielten und brutalen Polizeiangriff am
Rondenbarg zusammengeschlagen worden waren. „Wie so oft nach Fällen der offensichtlichen Polizeigewalt wird den Betroffenen im Nachhinein vorgeworfen, selber Straftaten begangen zu haben, wohlgemerkt ohne, dass dafür irgendwelche Beweise vorliegen.“, erklärt Lena Rademacher, Sprecherin der Basisdemokratischen Linken. „Ausschlaggebend ist laut der Polizei Hamburg einzig und allein die Anwesenheit am betreffenden Ort.“, so Rademacher weiter.
„Wir sind heute auf die Straße gegangen, um unsere Solidarität mit den Betroffenen der Repression zu zeigen.“ Unter dem Motto „Betroffen sind einige, gemeint sind wir alle“ hatte die Basisdemokratische Linke zu einem offenen Block auf der Demonstration aufgerufen. Dieser machte lautstark mit zahlreichen Schildern und Transparenten sein Anliegen deutlich. Dem Block schlossen sich Gewerkschafter*innen und Parteijugenden sowie Studierende, Auszubildende und Schüler*innen an. „Wir freuen uns darüber, dass wie bei den Protesten in Hamburg auch heute so viele Menschen gemeinsam auf die Straße gegangen sind“, erklärt Rademacher. „Damals einte uns der Protest gegen die G20 und ihre menschenfeindliche Politik, heute ist es die Solidarität gegen die Kriminalisierung ebenjenen Widerstandes.“
Während der Demonstration kam es zu mindestens einem massiven Übergriff seitens der Polizeibeamten. Ein Ordner, der sich in der Roten Straße deeskalierend und mit erhobenen Armen zwischen Demonstrationszug und Polizei stellte, wurde von den eingesetzten Beamten mit gezielten Schlägen ohnmächtig geprügelt. Herbeieilende Sanitäter wurden durch dieselben Einsatzkräfte von der medizinischen Versorgung abgehalten, selbst nachdem die Person minutenlang regungslos auf dem Boden lag. Stattdessen nahmen die Beamten den Verletzten fest und brachten ihn zur Polizeiwache an der Groner-Landstraße. „Ausgerechnet bei einer Demo, die sich unter anderem gegen Polizeigewalt richtet, reagieren die Einsatzkräfte überaus brutal. Erneut stellt die Polizei unter Beweis, dass sich ihre Gewalt systematisch gegen alle richtet, die gegen die herrschenden Verhältnisse und ihre Ungerechtigkeiten aufbegehren“, so Rademacher.
Zahlreiche Demonstrierende versammelten sich im Anschluss vor der Polizeiwache und forderten, den verletzten Ordner freizulassen. Nach seiner Freilassung zog ein spontaner Demonstrationszug zurück in die Innenstadt.