Heute morgen wurde die friedliche Besetzung des leerstehenden Gebäudes im Fridtjof-Nansen-Weg 1 nach 7
Tagen von der Polizei geräumt. Aktivist*innen hatten das Gebäude,
welches sich aktuell noch im Besitz der Stadt befindet, aber verkauft
werden soll, am 30.04.2018
besetzt. Die Polizei ging dabei mit einem massiven Aufgebot gegen die
auch bei der Räumung vollkommen friedlichen Besetzer*innen vor. Drei
Hundertschaften waren im Einsatz und nahmen unter anderem
Personalien auf. Nach der Räumung zog eine spontane Demonstration
mit ca. 100 Teilnehmer*innen zum
Gänseliesel, um ihre Solidarität mit der Besetzung zu bekunden und
auf die katastrophalen Bedingugen in der Siekhöhe aufmerksam zu
machen.
Die Forderungen der Aktivist*innen, den Verkauf des
Gebäudes zu stoppen und dort stattdessen sozialen Wohnraum zu
schaffen, insbesondere für Geflüchtete aus der menschenunwürdigen
Sammelunterkunft Siekhöhe, wurden in den vergangenen Tagen in
zahlreichen regionalen und überregionalen Medien aufgegriffen.
Viele Menschen zeigten sich solidarisch mit den Besetzer*innen und
forderten gemeinsam mit diesen eine Schließung der Unterkunft Siekhöhe.
Lediglich die Stadt beharrt auf einer Verlängerung des Lagers am
Göttinger Stadtrand, da es angeblich keine Alternative gebe. „Dass
es Alternativen gibt, haben die Besetzer*innen klar gezeigt, doch die
Stadt hält trotzdem an dem Verkauf des Gebäudes und an der Siekhöhe
fest. Das zeigt, dass es ihr vor allem darum geht, Geflüchtete zu
isolieren und Abschiebungen zu forcieren. An einer menschenwürdige
Unterbringung der Geflüchteten hat die Stadt augenscheinlich kein
Interesse.“, so Lena Rademacher, Sprecherin der Basisdemokratischen
Linken. Die Stadt zeigte sich während der Besetzung nicht dialogbereit
und ist den zahlreichen Sachargumenten gegen die Siekhöhe und gegen
den Verkauf öffentlicher Gebäude nicht zugänglich. „Statt in einen
Diskussionsprozess zu treten und Lösungen zu erarbeiten, wird das
Räumkommando gerufen – wer noch einen Beweis brauchte, dass die Stadt
keinerlei inhaltliche Argumente hat, der hat diesen mit der Räumung
nun bekommen“, so Rademacher weiter. Insgesamt wird die Besetzung
von allen Beteiligten als Erfolg gewertet. Die verfehlte Politik der
Stadt Göttingen wurde deutlich gemacht und die aktuellen Kämpfe um
bezahlbaren und menschenwürdigen Wohnraum sowie um eine Kehrtwende
in der Geflüchtetenpolitik wurden innerhalb von Göttingen und auch
deutlich darüber hinaus sichtbar.
Dazu Rademacher abschließend: „Wir werden den Finger immer
wieder in die Wunde legen und das skandalöse Verhalten der Stadt im
Bereich der Wohnraum– und Geflüchtetenpolitik in die Öffentlichkeit
tragen. Bei der nächsten Sozialausschusssitzung am 15.05.2018
steht die Verlängerung der Siekhöhe mal wieder auf der
Tagesordnung. Auch wenn die Besetzung geräumt ist – der Kampf geht
weiter! Darüber hinaus fordern wir die Stadt Göttingen und das
Goethe-Institut auf, die Strafanträge gegen die Besetzer*innen
umgehend zurückzunehmen!“