Die Gruppe Basisdemokratische Linke Göttingen verurteilt das Vorgehen des Studentenwerks in den Verhandlungen mit den Bewohner*innen der Hausprojekte in der Roten Straße als gefährliche Zuspitzung und Drohung. Sie fordert das Studentenwerk Göttingen auf, den eingeschlagenen eskalativen Kurs zu beenden und seiner gesellschaftliche Verantwortung, sozialverträglichen Wohnraum zu erhalten, nachzukommen.
Am Montag, den 10.12 veröffentlichten die Bewohner*innen der Hausprojekte der Roten Straße 1– 5/Burgstraße 52 einen Offenen Brief an Ulrike Beisiegel, die Stiftungsratsvorsitzende des Studentenwerks Göttingen und Jörg Magull, den Geschäftsführer des Studentenwerks. Darin nehmen sie Bezug auf das letzte Verhandlungstreffen mit dem Studentenwerk vom 30.11., bei dem zugesicherte Versprechen seitens Herrn Magull und Frau Beisiegel nicht eingehalten wurden. Diese hatten Ende 2017 zugesichert, mit einer Sanierung der Häuser noch im Jahr 2018, spätestens jedoch zum 01. April 2019, zu beginnen. Statt jetzt Wort zu halten werde offensichtich die prekäre Situation der Bewohner*innen, denen die Unbewohnbarkeit ihrer Häuser droht, genutzt um die Interessen des Studentenwerks durchzudrücken. So wurde seitens Herrn Magull gedroht, dass die Sanierungen auf unbestimmte Zeit aufgeschoben würden, wenn die Bewohner*innen nicht neu vorgelegte Mietverträge mit 160 Prozent Mieterhöhungen unterzeichneten.
Die Basisdemokratische Linke Göttingen sieht dieses Vorgehen des Studentenwerks als skandalös an. Versprechungen, welche seit einem Jahr bestehen, würden fahrlässig gebrochen. Dieser Vorfall reihe sich in eine lange Tradition seitens des Studentenwerks ein, bezahlbaren Wohnraum nicht zu erhalten oder gar neu zu schaffen, sondern bestehenden sozialen Bestand vielmehr zu gefährden. Dass das Studentenwerk in seinen Leitsätzen festgeschrieben hat, sozialverträglichen Wohnraum zu erhalten, scheine in der Realität kaum Anwendung zu finden.
Lena Rademacher, Sprecherin der Basisdemokratischen Linken, sieht in diesem Fehlverhalten des Studentenwerks Göttingen eine Einreihung in eine besorgniserregende Entwicklung des Wohnungsmarkts in Göttingen: „In Göttingen sind alleine in den letzten vier Jahren die Mieten um ein Viertel angestiegen. Gerade in der Innenstadt sind die Wohnungen zwar schon lange unbezahlbar, mittlerweile ziehen die umliegenden Stadtteile aber nach. So wie im Stadtteil Grone, in dem gerade die Vernichtung bezahlbaren Wohnraums durch die ADLER AG droht.“ Das Studentenwerk als ein Akteur in der Wohnungsmarktpolitik in Göttingen stehe in der Pflicht, bezahlbaren Wohnraum zu erhalten. Solange große Akteure wie das Studentenwerk und die ADLER AG, die jeweils in Besitz von einer großen Anzahl an Wohnungen sind, weiterhin nach Profit statt nach sozialverträglichen Wohnungen für alle Göttinger*innen streben, würden sich die Mietsituation und die daraus resultierenden prekären Lebensrealitäten der Mieter*innen in Göttingen weiter zuspitzen.
Lena Rademacher erklärt abschließend: „Die Bewohner*innen der Hausprojekte kämpfen seit den 70er Jahren für selbstverwaltetes, sozialverträgliches und emanzipatorisches Wohnen. Diese Projekte zu erhalten und zu verteidigen ist nicht nur für die Bewohner*Innen existenziell, sondern stellt darüber hinaus auch einen wichtigen Beitrag zur linkspolitischen Landschaft Göttingens im Allgemeinen dar. Eben an solchen Orten werden Ideen für politische und gesellschaftliche Alternativen geboren, sie prägen zurecht historisch wie auch aktuell das Göttinger Stadtbild. Wenn das Studentenwerk in der Roten Straße tatsächlich die Eskalation sucht, werden sie auf breiten und vielfältigen Widerstand stoßen!“