Über das Pfingstwochenende gab es einen Angriff von Nazis auf das Mahnmal „Vernichtung durch Arbeit“ vor dem Bunker Valentin in Bremen Nord. Es wurden Kränze und Blumen verbrannt, welche von Überlebenden und Angehörigen ehemaliger KZ-Häftlinge dort niedergelegt worden waren. Zudem wurde an die gleiche Stelle der Spruch „Antifa Halts Maul!“ gesprüht. Die SPD aus Bremen Nord spricht davon, dass ihr solche oder ähnliche rassistische Vorkommnisse in der Vergangenheit nicht bekannt seien. Handelt es sich mal wieder um zu vernachlässigende Einzeltäter*innen?
Nein! Mitarbeiter*innen der Gedenkstätte und viele andere Menschen aus Bremen Nord sind keineswegs überrascht. Dieser Angriff reiht sich ein in eine lange Liste von rassistischen und hetzerischen Aktionen. Gerade in Farge sind fast überall Sticker der „Farge Ultras“ zu sehen, einer rechten Hooligangruppe mit engen Kontakten zu organisierten Neonazis. Immer wieder tauchen ähnliche Graffitis auf.
Gegen Unterkünfte von Geflüchteten wurde und wird aus einer Mischung von AfD, den Bürgern in Wut (BiW), Farge Ultras, Geschäftsleuten und anderen sogenannten besorgten Bürger*innen mobilisiert. Wir erinnern an die Proteste gegen die Unterkunft für minderjährige Geflüchtete in der Rekumer Straße 12 oder an den versuchten Brandanschlag auf eine zum Glück noch nicht bezogene Unterkunft im letzten Jahr. Wir erinnern an die Angriffe auf den linken Freiraum Katzenspung, im Wahlkampf 2015. Wir erinnern an die Wahlergebnisse 2015, bei denen BiW und AfD in Farge zusammen fast 25% erreichten.
Ohne zu wissen, wer die Täter*innen des jetzigen Vorfalls waren – alle diese Puzzlestücke tragen zu einem Klima bei, in dem solche Taten möglich sind. Vor dem Hintergrund bundesweit ständig stattfindender Angriffe auf Geflüchtete und (geplante) Unterkünfte ist es fahrlässig und gefährlich davor die Augen zu verschließen und so zu tun, als ob die Schändung eines Mahnmals für Opfer des Nationalsozialismus nichts mit diesem strukturellen Rassismus zu tun hätte.
Das Problem beschränkt sich nicht auf Farge, nicht auf irgendwelche Graffitis, es beschränkt sich natürlich auch nicht auf Bremen Nord. Momentan findet sich hier aber das größte rechte und rassistische Mobilisierungspotential in Bremen.
Als erste Reaktion auf diesen Angriff legen wir zusammen mit den Menschen aus Bremen Nord, die sich gegen rechte und rassistische Mobilmachung stellen, neue Blumen und Kränze am Gedenkort nieder. Dabei belassen wir es aber nicht. Wir kämpfen weiterhin gegen jede Form der Diskriminierung und Ausgrenzung in Bremen Nord und Bremen und unterstützen die Menschen in Bremen Nord, die sich gegen diese Entwicklungen zur Wehr setzen. Wir fordern alle auf, Nazis entgegenzutreten und einem rassistischen Klima, das solche Angriffe ermöglicht, etwas entgegenzusetzen. Es geht nicht nur darum, neue Blumen und Kränze niederzulegen und in leere Phrasen zu verfallen, sondern darum, Rassismus, in der Nachbarschaft, in den Beiräten, auf der Straße usw. nicht unkommentiert zu lassen.
Solidarität mit Antifaschist*innen und Antirassist*innen in Bremen Nord und überall, gemeinsam gegen Rassismus!