Veranstaltung des Bündnisses „Stop Deportation
Bremen“
06. September | 19:00 Uhr | Kommunikationszentrum
Paradox, Bernhardtstraße 12
„Es führen viele Wege in die Papierlosigkeit, aber nur wenige wieder heraus.“
Nie zuvor haben so viele Menschen in Deutschland Asyl beantragt wie in den letzten Monaten und ebenso wurden noch nie so viele Menschen ausgewiesen wie in diesem Zeitraum. Auch wenn die derzeit sogar rückläufige Anzahl von Abschiebungen aus Bremen etwas anderes suggeriert: Ausgewiesen werden auch hier so viele Menschen wie noch nie und viele verlassen das Land, in dem sie eigentlich leben wollen. Dies betrifft insbesondere Menschen, die aus den als „Sicheren Herkunftsländer“ deklarierten westlichen Balkanländern kommen.
Die große Mehrheit derer, denen verboten wird weiterhin hier zu bleiben, reist selbstständig aus. Sie sehen keine Möglichkeit sich der Entrechtung und Perspektivlosigkeit, die mit der Ausweisung einhergehen zu entziehen. Sie kommen ihrer drohenden Abschiebung zuvor, weil es fast unmöglich ist dem Druck durch Behörden und z.B. der Ausreiseberatung der AWO standzuhalten oder sich dem gar mit rechtlicher Unterstützung zu widersetzen. Das Bremer Innenressort nennt diese Art die Menschen dazu zu drängen das Land zu verlassen „freiwillige Ausreise“. Einige reisen jedoch nicht aus, entziehen sich auch ihrer Abschiebung und leben ohne legalen Aufenthaltstitel weiterhin in Deutschland.
Ohne Papiere in Deutschland zu sein bedeutet in dauerhafter Angst vor Entdeckung und Abschiebung, in großer Abhängigkeit von z.B. Arbeitgeber_innen, Vermieter_innen leben zu müssen und sehr geringe Planungssicherheit zu haben. Auswege aus diesen Verhältnissen gibt es kaum.
Um die Lebenssituation von Betroffenen zu erleichtern, haben verschiedene Städte z.B. in Nordamerika begonnen ihren Bewohner_innen unabhängig vom Aufenthaltsstatus Zugang zu sozialen Leistungen zu ermöglichen. Manche verzichten sogar auf die routinemäßige Überprüfung des Aufenthaltsstatus durch Polizei und Behörden. Damit erleichtern sie auch jenseits der Konzepte von Staatsbürgerschaft und den damit einhergehenden exklusiven sozialen und politischen Rechten ein menschenwürdigeres und angstfreieres Leben für papierlose Menschen.
Auch in Bremen gibt es Organisationen, die versuchen die soziale Teilhabe aller, unabhängig vom Aufenthaltsstatus, umzusetzen, sei es in Form von Kirchenasyl, von unentgeltlicher oder Status unabhängiger medizinischer Versorgung oder selbstorganisiertem Sprachunterricht.
Von diesen Aktiven, die in den Bereichen Aufenthalts- und Migrationsrecht, Arbeit, Gesundheit und Bildung mit Papierlosen zusammenarbeiten, wollen wir einen Einblick in die Lebenssituation von Illegalisierten hier in Bremen bekommen. Wir wollen auch diskutieren welche praktischen oder politischen Möglichkeiten es gibt, denen, die keine oder die „falschen“ Papiere haben, dennoch ein gleichberechtigtes Leben zu ermöglichen.
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