Die Corona-Krise führt uns vor Augen wie grundlegend, unverzichtbar und überlebenswichtig die Pflege- und Gesundheitsversorgung für uns Menschen sind.
Auf einmal gelten Pflegekräfte als systemrelevant und alle klatschen in die Hände. Aber schon lange macht das Krankenhauspersonal auf die desaströsen Zustände im Gesundheitswesen aufmerksam. Die Krankenhäuser wurden auf Effizienz getrimmt. Effizienz in einem Preissystem bedeutet, dass möglichst viele Patient*innen – mit Krankheiten, die sich lohnen – mit möglichst wenig Personal und in möglichst kurzer Zeit behandelt und pauschal abgerechnet werden.
Ein solches Vergütungssystem ist inhuman gegenüber den Patient*innen. Genauso inhuman ist es gegenüber den Beschäftigten, weil die Arbeitshetze systematisch immer mehr gesteigert wird. Insbesondere die Pflege und die Servicebereiche waren und sind davon betroffen. Viele sind ausgebrannt und/oder verlassen den Beruf. Die unverschämt niedrige Bezahlung tut ihr Übriges. Personaluntergrenzen, also Vorgaben, wie viele Pflegekräfte zur Versorgung der Patienten vorgehalten werden müssen, wurden für viele Krankenhausbereiche abgeschafft. Das führt dazu, dass in Deutschland überdurchschnittlich viele pflegerelevante Komplikationen bei uns Patient*innen auftreten.
Solidarität mit dem Krankenhauspersonal muss mehr sein als Klatschen! Lasst uns gemeinsam kämpfen und lautstark die Forderungen unterstützen nach mehr Krankenhauspersonal, mehr Lohn und einem Krankenhaus, das entlang unserer Bedürfnisse als Patient*innen und Beschäftigten organisiert ist.
Die Corona-Krise allein ist nicht das Problem – der Normalzustand ist es! Als Feminist*innen fordern wir schon lange die Anerkennung und Aufwertung von bezahlter und unbezahlter Care-Arbeit. Pflegen, kümmern und beistehen – all das sind Aufgaben die in der patriarchalen Gesellschaft Frauen* zugeschrieben werden und strukturell abgewertet sind. Corona macht dies nur deutlich: besonders betroffen sind Frauen* in dieser Krise. Sie verlieren schneller Arbeit und Einkommen als Männer, sie leisten den Großteil der Betreuungs- und Bildungsarbeit für die Kinder, wenn die Kitas schließen. Während für beinahe alle gesellschaftlichen Bereiche Lösungen zumindest diskutiert werden, gibt es für diesen scheinbar privaten Bereich der Sorgearbeit nicht einmal eine Suche nach Lösungen.
Es wird Zeit, dass wir endlich anerkennen, dass Sorgearbeit Arbeit ist. Und noch mehr – sie ist der Grundstein unserer Gesellschaft, denn jeder Mensch ist in ihrem*seinen Leben auf Pflege- und Sorgearbeit angewiesen oder leistet diese Arbeit – egal ob bezahlt oder unbezahlt.
Deswegen fordern wir:
– Abschaffung der Falllpauschalen (DRGs), keine Profite mit unserer Gesundheit!
– ein demokratisches Gesundheitssystem, das an den Bedürfnissen aller orientiert ist!
– Zugang zu Pflege und Gesundheit für alle!
– gerechte Verteilung der unbezahlten Pflege- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern!
– Verkürzung der Arbeitszeit in allen Berufen – Sorgearbeit ist auch unbezahlt Arbeit!
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