Mehr rassistische Übergriffe, vor allem in Leipzig

RAA-Jahresstatistik dokumentiert zunehmende Fallzahlen

Im Jahr 2013 registrierten die Opferberatungsstellen der RAA Sachsen im Freistaat 223 rechtsmotivierte und rassistische Gewalttaten. Das geht aus der soeben veröffentlichten Jahresstatistik hervor. Demnach ist die Zahl im Vergleich zu 2012 mit damals 155 Fällen deutlich gestiegen. Zugleich hat sich die Zahl der Betroffenen um mehr als 100 auf nun 319 erhöht.

Nach RAA-Angaben handelt es sich in den zwei Dritteln der Fälle um Körperverletzungen. Das häufigste Motiv ist Rassismus, unter allen bekannten Taten ist der Anteil rassistisch motivierter Fälle im Vorjahresvergleich nochmals gewachsen. Sachsenweit an erster Stelle steht mit 58 Fällen übrigens die Stadt Leipzig, es folgen dicht darauf Dresden, der Erzgebirgskreis sowie der Landkreis Nordsachsen. Umgerechnet auf die Einwohner_innenzahl rangieren Leipzig und Nordsachsen an der Spitze.

Die neue Statistik zeigt eine unrühmliche Trendwende an, denn die Fallzahlen waren seit 2010 gesunken. Darüber hinaus ist von einer immensen Dunkelziffer auszugehen, denn die meisten Fälle werden nicht angezeigt. Bereits seit Jahren wird in dem Zusammenhang vor einem „Gewöhnungseffekt“ gewarnt.


Zum Leipziger Umland heißt es in der RAA-Auswertung:

  • Im Landkreis Nordsachen „bestimmen Neonazis den Alltag und verüben dabei immer wieder Angriffe auf nicht-rechte, alternative Jugendliche oder politisch Aktive, um diese Dominanz aufrecht zu erhalten. Besonders hervorzuheben ist dabei die Region um Bad Düben und Eilenburg, wo eine Serie an offenbar rechtsmotivierten Übergriffen auf Jugendclubs stattfand. Aber auch Delitzsch ist in Nordsachsen deutlich als Brennpunkt auszumachen.“
  • „In Mügeln ist ein Rückzug von nicht-rechten und alternativen jungen Menschen wahrzunehmen, welche als Resultat der Gefährdungssituation in den letzten Jahren zu werten ist.“
  • „Die Neonazi-Szene ist im Landkreis Nordsachsen gut vernetzt und vielerorts präsent, ebenso wie im Landkreis Leipzig. Zwar ist hier ein deutlicher Rückgang der Angriffe zu verzeichnen, aber als Konsequenz aus den dauerhaften Angriffen in den letzten Jahren mussten zwei nicht-deutsche Gewerbetreibende ihre Lokalitäten schließen. Einer sah sich gar gezwungen mit seiner Familie den Landkreis zu verlassen, da sie immer wieder Ziel von Angriffen und Bedrohungen waren.“
  • „Trotz der verhältnismäßig geringen Angriffszahlen, ist in einzelnen Gemeinden des Landkreises Leipzig ein permanentes Bedrohungsgefühl von potentiell Betroffenen rechtsmotivierter und rassistischer Gewalt festzustellen.“

RAA-Statistik im Detail / Zusammenfassung


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