Heute keine Satire.

Fast!

Vor einer Woche nahmen zum zweiten Mal an die 200 Menschen an einer Aktion gegen den neuen Polizeiposten in Leipzig-Connewitz teil, diesmal hatte die Connewitzer Dorf Union (CDU) aufgerufen. Viele Menschen haben sich gutbürgerlich herausgeputzt, auch ein rosaner Hase war wieder dabei. Nach dem Verlesen des Aufrufes stellten sich die TeilnehmerInnen mit Kerzen in der Hand zu einer Menschenkette vor dem Polizeiposten auf.

Schlechter Humor war die Behauptung der Polizei, es seien zu wenige Menschen gewesen, um die Wiedebach-Passage zu umschließen. Vielmehr hatte es die Polizei verboten, den Posten auf die Art zu umkreisen. Deswegen gab es nur einen Halbkreis, und auch den nur mit Einschränkungen: Laut Vor-Ort-Drohung der Polizei soll gegen eine Person, die den Halbkreis angemeldet hatte, wegen Verstoßes gegen die Auflagen ermittelt werden. Grund ist ein Kranz, der direkt vor der Wiedebach-Passage und damit nicht auf der “ausgewiesenen Straßenseite” abgelegt wurde.

Dass die öffentliche Ordnung derart in Gefahr geriet, lag auch an der Politisierung der Veranstaltung. Trotz Bitten, das zu unterlassen, wurden Schilder auf dem Boden abgelegt mit Aufschriften wie:

  • „Connewitz trauert“
  • „Gebt euch nicht auf. Ihr seid Helden!“
  • „Eine Träne für Connewitz“
  • „Als der Herrgott Connewitz erschuf – da wollte er keine Chaoten. (Wenn der Herrgott will, dann ist ewig Frieden)“

 

Weil dagegen auf das Werfen von Styroporpflastersteinen verzichtet wurde, konnte die Polizei hinterher loben, dass “die Demonstranten aus der Aktion der Vorwoche gelernt“ haben. Wir erinnern uns: Vor zwei Wochen gab es diesen exzessiven Einsatz von Styroporpflastersteinen. Dass daraus irgendwas gelernt wurde, war für die Leipziger Volkszeitung zwar kein Grund, von ihrer Kampagne gegen die AnmelderIn der ersten Aktion abzulassen.

Da aber die BILD aus der Berichterstattung ausgestiegen war, ist das Thema ziemlich tot. Das hat nur Martin Schöler verbummelt, der in der Leipziger Internet Zeitung die LVZ in seinem Eifer noch übertreffen wollte. ZeugInnen behaupten: Dafür, dass er sich schlecht unterhalten gefühlt haben will, weil er statt Agitprop eine studierte Choreografie sehen wollte, hat er vor Ort ganz schön viel gelacht.

Heute aber gibt es keine Aktion vor der Wiedebach-Passage. Zum Teil hat der Stadtteil einen kreativen Umgang mit dem Polizeiposten gefunden. Und zum Teil ist man sich auch bewusst, dass es – abgesehen von Satire – weiterhin ernsthafte politische Auseinandersetzungen geben muss. Das haben wir aus den Vorwochen gelernt!


Was bisher geschah


Text zugesandt von: anonym.