Im Lindenauer Nazizentrum (Odermannstraße 8) sollte gestern Abend eine Veranstaltung mit dem stellvertretenden NPD-Chef Udo Voigt stattfinden. Doch es kam anders, als geplant: Etwa 100 AntifaschistInnen hatten sich entschieden, die Veranstaltung nicht hinzunehmen, und blockierten den Eingang. Die Nazis wollten 18 Uhr beginnen, doch schon anderthalb Stunden vorher war kein Durchkommen mehr. Von den unvorbereiteten Kameraden wurde die Polizei gerufen, doch außer einer Straßensperrung passierte zunächst nicht viel, das heißt: Die Blockade wurde geduldet, Leute wie der Noch-NPD-Stadtrat Klaus Ufer konnten sich keinen Weg bahnen.
Erst in Lindenau…
Frustriert und ziellos irrten einige Nazis durch den Stadtteil, andere wurden durch die Polizei eingesammelt und mussten warten. Darunter befand sich Gerold Pitzinger, der zu Umstehenden sagte, dass er gern Wasserwerfer gegen die „Randalier“ eingesetzt sehen möchte. Der nervöse Pitzinger behielt die ganze Zeit seine Hand in der Tasche, nach eigenem Bekunden verwahrte er darin ein Pfefferspray. Die umstehende Polizei kontrollierte ihn jedoch nicht.
Gegen 19.30 Uhr forderte die Polizei ein letztes Mal die Protestierenden auf, den Eingangsbereich zum Nazizentrum freizugeben. Nach nunmehr dreieinhalb Stunden zeigte sich aber auch, dass ohnehin nur wenige Nazis gekommen und geblieben waren, angesichts der Blockade waren einige wieder abgereist. Angesichts des Polizeiaufgebots zogen sich die AntifaschistInnen geordnet zurück. Dennoch wurde Pfefferspray eingesetzt – Festnahmen gab es aber nicht, auch wenn die Leipziger Volkszeitung heute berichtet, dass sich nach Polizeiangaben 35 Angehörige eines „Schwarzen Blocks“ unter den Demonstrierenden befunden haben sollen. Allerdings wurde gestern in einem ganz ähnlichen Zusammenhang erneut klar, wie „verlässlich“ Polizeiangaben sind.
…dann in der City
Kurze Zeit später folgte in der Innenstadt eine Protestaktion gegen eine Veranstaltung des verschwörungstheoretischen „Compact“-Magazins: Chefredakteur Jürgen Elsässer hatte den “anerkannten Verfassungsrechtler und Wirtschaftsrechtsprofessor” Karl Albrecht Schachtschneider eingeladen, der sich früher schon bei „Pro Köln“, der FPÖ und der NPD anhören ließ und jetzt als prominenter Unterstützer der “Alternative für Deutschland” auftritt.
Die Vortragsveranstaltung sollte im A&O Hotel (am Hauptbahnhof) stattfinden. Dort hatten sich, außer 20 AntifaschistInnen, die einen Redebeitrag über Megafon vortrugen, auch einige Securitys und wenige Compact-Anhänger gesammelt. Vor Ort teilte der Hotelmanager mit, dass die Veranstaltung nicht in seinem Haus stattfinden werde – sie war offenbar kurzfristig an den Brühl 54 verlegt worden. Dort warteten neben dem Rassisten Stephane Simon bereits vier motivierte Türsteher, die aber nicht zum Zuge kamen, während AntifaschistInnen abermals einen Redebeitrag vortrugen und zahlreiche Flyer an PassantInnen verteilten. Die Intervention war schon beendet, als die Polizei eintraf.
Peinlich: Zwei der Türsteher setzten den Protestierenden nach und versuchten, die BeamtInnen in deren Richtung zu dirigieren. Die pickten sich sodann die nächstbeste Personengruppe für eine Personalienkontrolle heraus. Es war aber die falsche Gruppe.
Text zugesandt von: anonym