Es war die obskurste Aktion seit langem: Am vergangenen Sonntag wollte die Leipziger NPD im Stadtgebiet aufmarschieren. Die Vorbereitung war konspirativ, eine Anmeldung gab es nicht. Doch der Plan ging völlig schief, denn der NPD-Aufmarsch wurde schon im Vorfeld vereitelt – durch die NPD selbst. Offenbar hatte der Landesvorstand seinen Leipziger Mitgliedern kurzfristig untersagt, anlässlich einer angeblichen “Anschlagsserie gegen Leipziger NPD-Mitglieder” auf die Straße zu gehen.
Das interne Demoverbot ist der Furcht vor schlechter Außenwirkung geschuldet, zwei Wochen vor den Kommunal- und Europawahlen sind Krawallaufmärsche ausnahmsweise nicht gefragt. Vorsichtshalber müssen NPD-Kreisverbände schon seit einer Weile ihre öffentlichen Veranstaltungen durch den Landesvorstand genehmigen lassen.
In der jüngeren und aktionistischeren Fraktion des Leipziger NPD-Verbandes, dessen Stadtratskandidaten eher dem Narrensaum der Partei zuzurechnen sind, stößt das Verbot auf harsches Unverständnis. Insbesondere Alexander Kurth ist verärgert, seine Kritik entlädt sich nun am eigenen Kreisverband: Der habe bis vor einem Jahr keinerlei Außenwirkung entfaltet, sondern nur den Parteinachwuchs sabotiert, beschwert sich Kurth in einem Brandbrief an Mitstreiter. Viele ältere Funktionäre würden die Parteiarbeit und den Wahlkampf vernachlässigen. Der Kreisvorsitzende Helmut Herrmann, der bereits seit Dezember 2013 seinen Rückzug ankündigt, sei kaum zu erreichen, dessen Stellvertreter Steffen Lorenz wird durch Kurth gar als öffentlichkeitsscheu geschmäht.
Doch Kurth geht noch weiter und erpresst den Landesvorstand. Falls die Ablehnung der Demonstration bestehen bleibe, so droht der Nazi mit dem großen Ego wenig verklausuliert, werde er sich aus der Partei zurückziehen und damit womöglich den Kreisverband lahmlegen.
Zudem soll das Demoverbot umgangen werden. Kurth ruft seit Dienstag unter dem Motto “Linken Straßenterror stoppen” zu einem Aufmarsch am 18. Mai 2014, 13:00 Uhr, an der Angerbrücke auf, als Treffpunkt wird für 12:00 Uhr der Lindenauer Markt genannt. Allerdings nicht mehr unter dem Label NPD, sondern im Namen ihrer Jugendorganisation “Junge Nationaldemokraten” (JN). Den Leipziger JN-Ableger führt Kurth selbst an. Und gerade dort stößt die Idee, auf der Straße die Muskeln spielen zu lassen, auf erhebliche Sympathien. Den Ausgang der Wahlen möchte man dafür nicht abwarten.
In die Bredouille bringt diese List zunächst Maik Scheffler, der einerseits als NPD-“Landesorganisationsleiter” dem Landesvorstand untersteht, andererseits aber ein enger Vertrauter von Kurth ist. Gleichzeitig ist Scheffler als möglicher neuer Vorsitzender des Leipziger NPD-Kreisverbands im Gespräch.
Text eingesandt von: anonym