Am vergangenen Sonnabend, 24. Mai, demonstrierten in Leipzig circa 1.500 Menschen unter dem Motto „Rassismus ist Alltag“ für eine antirassistische und solidarische Gesellschaft. Anlass der Demonstration, die von dem Bündnis „Refugees Welcome! Leipzig“ organisiert wurde, waren die rassistischen Mobilisierungen der jüngsten Vergangenheit wie in Leipzig-Schönefeld. Die am Vortag der Europa- und Kommunalwahl stattfindende Demonstration richtete sich darüber hinaus gegen die bundesdeutsche und europäische Asylpolitik.
An der Demonstration beteiligten sich neben antirassistischen Initiativen und zivilgesellschaftlichen Akteur_innen auch Geflüchtete aus Leipzig sowie Sachsen und Sachsen-Anhalt. Der Demonstrationszug führte von der Leipziger Innenstadt in den Stadtteil Gohlis, in dem zuletzt gegen einen geplanten Moscheebau protestiert wurde und im kommenden Jahr eine „Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge“ eröffnet wird.
In den Redebeiträgen wurden die rassistischen Proteste sowie die bundesdeutsche und europäische Abschottungs- und Isolationspolitik gegenüber Asylsuchenden kritisiert. Geflüchtete berichteten in eigenen Redebeiträgen zudem über die unerträglichen Zustände in den Asylunterkünften sowie die Einschränkung durch die Residenzpflicht und das System der Lebensmittelgutscheine. Darüber hinaus wurde antirassistische Arbeit vorgestellt, wie die der Organisation „medinetz“, die medizinische Hilfe für Menschen ohne Papiere anbietet. In einem weiteren Redebeitrag wurde die Notwendigkeit einer breiten antirassistischen Bewegung thematisiert und dargelegt, dass die Basis dafür in gegenseitigem Respekt, vertrauensvoller Zusammenarbeit und konstruktiver Kritik der pluralen Akteur_innen liegt.
Das Bündnis „Refugees Welcome! Leipzig“ zeigt sich mit der Demonstration zufrieden. Pressesprecher_in Toni Grün hierzu: „Die rassistischen Mobilisierungen wie in Leipzig-Schönefeld sind an niemandem vorbei gegangen – wir sehen die heutige Demonstration als einen erfolgreichen Versuch, im öffentlichen Diskurs ein deutliches Zeichen gegen Rassismus zu setzen.“
Die Demonstration machte zudem deutlich, dass die rassistischen Mobilisierungen von einem großen Bedürfnis nach antirassistische Gegenwehr begleitet werden. Unter den Teilnehmer_innen befanden sich neben den “üblichen Verdächtigen“ auch viele neue Gesichter. Durch viele Stangentransparente, besprühte Fahnen und Regenschirme vermittelte die Demonstration ein zugleich ausdrucksstarkes und einladendes Bild an die Passant_innen und wuchs so im Lauf der Route auf schließlich circa 1.500 Teilnehmer_innen auf dem Marktplatz an.
Das Bündnis „Refugees Welcome! Leipzig“ kritisiert das Verhalten der Polizei während der Demonstration. Es kam wiederholt zur Abfilmung von Demonstrationsteilnehmer_innen, welche die Polizei u.a. mit dem bloßen Tragen von Schlauchtüchern begründete.
Nach der erfolgreichen Demonstration wird die antirassistische Arbeit weitergehen! Das Bündnis „Refugees Welcome! Leipzig“ wird zeitnah zu einem Nachbereitungs- und Perspektiventreffen einladen.
Weitere Informationen beim Bündnis Refugees Welcome Leipzig.
Presseschau:
- LVZ: 1100 Menschen demonstrieren in Leipzig gegen Rassismus und Ausgrenzung von Flüchtlingen (24.05.2014)
- MDR-Sachsenspiegel (24.05.2014, ab Minute 3)
- neues deutschland: Über Tausend demonstrieren in Leipzig gegen Rassismus (24.05.2014)
- Kreuzer: »Antirassismus muss Alltag werden« (22.05.2014)
- leipzig.antifa: “Rassismus ist Alltag, Solidarität & Gegenwehr auch!” (20.05.2014)
Fotoreihen bei flickr: Caruso Pinguin, visual.change
Text zugesandt von: anonym