Zum „Outing“ des AKN Leipzig

Graffiti an der Universität Leipzig, Mitte August 2014

Zu der gestern veröffentlichten kritischen Auseinandersetzung mit dem „AK Nahost“ veröffentlichen wir folgende Replik.


Am 20.10.2014 erschien bei leipzig.antifa.de ein Text in dem Namen, Foto sowie die Bestreitung des Lebensunterhaltes einer (vermeintlichen) Schlüsselperson des „AK Nahost Leipzig“ verbreitet werden. Tatsächlich wäre am Verhalten und an der Positionierung des AKN einiges als (zumindest) latent antisemitsich zu kritisieren. Manche ihrer Aktionen – beispielsweise das besprühen der B12 – lassen sogar eine Debatte um Sanktionen zu. In diesem Text manifestiert sich jedoch ein sektiererisches Verhalten innerhalb der Linken, welches abweichende Positionen nicht ertragen kann und Vormachtstellungen ausnutzt um diese zu bekämpfen.

Auf Kritik an den Positionen des AKN wird weitestgehend verzichtet. Statt dessen wird das Fehlverhalten der Gruppe bzw. Person aufgelistet und entsprechend verschlagwortet. So reihen sich dann das Schreiben eines Leser_innenbriefes, das provokative Besprühen eines Hausprojektes und eine persönliche, beleidigende E-Mail aneinander. Warum und zu welchem Grad dieses Verhalten Sanktionen wie die eines Outings rechtfertigt wird nicht begründet – der Text zielt hier allein auf die Empörung der Leserin.

Mit dieser kann der Gegner als außerhalb der Linken stehend markiert werden. Aus dieser Markierung zieht das Vorgehen erst seine Rechtfertigung. Methoden die sonst nur gegen Nazis verwendet werden können gegen den AKN in Anschlag gebracht werden. Das Outing reiht sich auf der Webseite in die Veröffentlichung persönlicher Daten von Nazikadern ein. Im Kampf gegen Letztere – also mindestens potentielle Gewalttäter und Brandstifter – völlig berechtigt, handelt es sich hierbei um eine Form von psychischer Gewalt. Es soll die politische und in diesem Fall auch die wissenschaftliche Existenz der Betroffenen angreifen* und kann als Androhung von physischer Gewalt verstanden werden.

Zurecht empören sich Antideutsche wenn sie in anderen Städten pauschal als nicht-Linke bezeichnet werden und ihnen mittels direkter Gewalt oder indirekten Methoden die politische Betätigung verwehrt wird. In Leipzig stellt sich die Situation umgekehrt da: in keiner formalen oder informellen Machtposition der „linken Szene“ – seien es Hausprojekte, Institutionen, Bündnisse, Freundeskreise – spielt der AKN eine Rolle, außerhalb ihres eigenen Spektrums sind sie weitestgehend Mobilisierungs- und Diskurs- und Handlungsunfähig. Wer aus einer solchen Position heraus das Wirken einer „Handvoll“ Personen zur Bedrohung stilisiert und diese in einem Maße bekämpft, dass potentiell existenzbedrohend wirkt, greift damit die Grundlage einer innerlinken Diskussionsfähigkeit an.

Minderheitenpostionen ertragen zu können ist keine linke Luxusmoral sondern ein Essential. Dies folgt aus der schnöden Erkenntnis selbst einmal eine solche Position einnehmen zu können. Wenn sich Gruppen oder Einzelpersonen nicht an die Formen eines solidarischen Umgangs halten, so sind Sanktionen angebracht. Im Fall des AKN liegt kein Verhalten vor, dass ein solches Outing rechtfertigt. Solange dies der Fall ist wäre es an allen Beteiligten gelegen, den Konflikt in der Form der inhaltlichen Auseinandersetzung zu führen.


Eingesandt von: anonym