Wie der MDR kürzlich berichtete, wurde der 26-jährige Neonazi Uwe Neuber Ende September in der Kleinstadt Frohburg (Landkreis Leipzig) mit 1,8 Kilogramm Crystal Meth aufgegriffen. Es soll sich um einen Zufallsfund handeln – dennoch ist die in Colditz ansässige Familie Neuber, die dort einen Holzhandel betreibt, bei der Polizei nicht unbekannt und in der Region berüchtigt. Die Brüder Uwe und Andreas Neuber sowie ihr Vater Ralf Neuber, allesamt vielfach vorbestraft, sind seit mehreren Jahren in der örtlichen Naziszene aktiv. Beobachter schreiben ihnen außerdem Schutzgelderpressung und weitere kriminelle Aktivitäten zu. Ihr Gebäudekomplex in der Lausicker Straße 19 dient auch als Nazitreffpunkt.
Seit vielen Jahren verbreiten die drei Männer, die ungefähr zur Jahrtausendwende nach Colditz gezogen sind, ein Klima der Angst. Für einige Taten mussten sie sich im Mai 2012 vor dem Amtsgericht Grimma verantworten, zusammen mit den Nazis Oliver Hochmuth und Marcel Mikosch. Ganze 34 Anklagepunkte, hauptsächlich gegen Andreas, Uwe und Ralf Neuber, wurden aufgeführt – darunter fünf Körperverletzungen, die sich unter anderem gegen nicht-rechte Jugendliche richteten. Die Mehrheit der Vorwürfe betraf Beleidigungen gegen NachbarInnen – u.a. als “Stromdieb” aufgrund der Nutzung von Solarenergie – sowie das vorsätzliche Fahren ohne Führerschein. Genutzt wurden mit Vorliebe Autos der Marken Porsche, Mercedes Benz und BMW. Ralf Neuber wurde außerdem Volksverhetzung und die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vorgeworfen.
Dem MDR-Bericht zufolge kam Uwe Neuber bei dem Prozess 2012 mit einer Bewährungsstrafe davon, die übrigen Angeklagten dem Vernehmen nach ebenso. Sein Vater Ralf Neuber sitze derzeit in Haft. Nach dem Crystal-Fund droht nun auch Uwe Neuber ein langer Gefängnisaufenthalt. Seine Kameraden, die Colditz schon seit Jahren stolz als “Angstzone” bezeichnen, blieben unterdessen nicht untätig: In der Nacht nach Ausstrahlung des MDR-Beitrags deponierten Unbekannte eine Farbbombe vor dem Haus eines Pensionsbesitzers, der im MDR-Beitrag von Bedrohungen Uwe Neubers gegenüber ausländischen Gästen berichtet hatte. Womöglich funktioniert die Einschüchterungstaktik: Die Leipziger Volkszeitung verzichtet bisher auch in ihrer Muldental-Ausgabe auf eine Berichterstattung.
Nicht der erste Crystal-Fund bei Nazis
Es war nicht der erste Crystal-Meth-Fund in der Szene, deren parlamentarische Speerspitze “Weg mit dem Crystal-Dreck” fordert und “kriminelle Ausländer” des Handels bezichtigt. Am 31. August 2012 wurden bei nordsächsischen Nazis 800 Gramm der Droge gefunden, insgesamt sollen sie über drei Kilogramm importiert haben. Wenig später, am 22. November 2012, nahm das Brandenburger LKA in Hoyerswerda den Sänger der Rechtsrockband “Bollwerk”, Ralf Anger, wegen des Verdachts auf Handel mit Crystal Meth fest. Anscheinend genießt das in der Szene teils als “Hitler-Speed” bezeichnete Methamphetamin, welches schon bei der Wehrmacht beliebt war, in manchen rechten Kreisen auch heutzutage einen guten Ruf.
Im Prozess gegen den nordsächsischen Drogenhändlerring fielen die Urteile im April 2013: Nico Roßberger erhielt sechs Jahre und fünf Monate, Peter Meichsner sechs Jahre und sechs Monate Haft. Der Haupttäter Lars Schönrock, ehemals NPD-Mitglied und Vertrauter des NPD-Landesvorsitzenden Maik Scheffler, muss für neun Jahre und acht Monaten hinter Gitter.
Lars Schönrock war bereits im April 2012 vom Landgericht Magdeburg verurteilt worden, weil er mit zwei weiteren Personen im November 2011 rund 14 Kilogramm Marihuana aus der tschechischen Republik eingeführt hatte. Das soll ebenso ein Zufallsfund gewesen sein – Anwohner haben die Polizei verständigt, nachdem sie auf einem Feldweg das unbeleuchtete Auto der drei Dealer gesehen hatten.
Auch für Nico Roßberger wird es nicht bei sechseinhalb Jahren Haft bleiben. Er wird sich demnächst für seine Beteiligung an einem Naziübergriff am 18. März 2012 in Delitzsch verantworten müssen. Rund 20 Nazis hatten damals einen als Antifaschisten identifizierten Konzertveranstalter und seine Freunde angegriffen, ein Betroffener erlitt schwere Verletzungen am Auge. Die Tatwaffe – ein Schlagring – wurde später bei Roßberger sichergestellt.
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