Wenige Tage vor dem geplanten „Legida“-Aufmarsch im Leipziger Waldstraßenviertel hat Jörg Hoyer die Leitung des rassistischen Protestbündnisses übernommen.
Zunächst war der bei Dresden lebende Hoyer durch vereinzelte Beiträge auf der „Legida“-Facebook-Seite aufgefallen und als Pressesprecher benannt worden. Offenbar ist er auch Autor des extrem rechten „Positionspapiers“. Gegenüber der Leipziger Volkszeitung bestätigte Hoyer gestern, die Anmeldung für die Demonstration am 12. Januar übernommen zu haben. Seinen Aufstieg verdankt er dem zumindest vorläufigen Rückzug anderer Protagonisten.
So habe der frühere Anmelder Marco Prager, beheimatet in der LOK-Fanszene, das Bündnis inzwischen verlassen. Grund seien „massive Gewaltdrohungen“ gewesen, behauptet Hoyer. Wegen „Anfeindungen und Bedrohungen“ hätten sich auch die Leipziger AfD-Politiker Hans-Thomas Tillschneider und Felix Koschkar (beide aktiv in der „Patriotischen Plattform“) zurückgezogen.
Vereinsgründung und weitere Aufmärsche geplant
Im einem wenig kritischen Interview mit mephisto 97.6 sagte Hoyer weiter, hinter „Legida“ stünden dennoch „etwa ein Dutzend“ Personen. In Kürze sei auch die Gründung eines Vereins geplant. Diesen Schritt hatte das Dresdner „Pegida“-Vorbild bereits Mitte November vergangenen Jahres vollzogen. Zum Vorsitzenden des Pegida e.V. ließ sich Lutz Bachmann wählen, sein Stellvertreter ist René Jahn (beide Dresden), als Schatzmeisterin fungiert Kathrin Oertel (Coswig). Zweck des Vereins, der Gemeinnützigkeit beansprucht, ist die „Förderung politischer Wahrnehmungsfähigkeit“.
Offenbar beabsichtigt auch „Legida“, über den kommenden Aufmarsch hinaus aktiv zu bleiben. So liegen der Stadt mittlerweile auch für die vier nachfolgenden Montage Anmeldungen vor, vermutlich will das Rassistenbündnis dann durchs Musikviertel ziehen. Als künftiger Treffpunkt ist nach jüngsten Informationen der Vorplatz des Bundesverwaltungsgerichts vorgesehen. Details sind noch nicht bekannt und werden nicht zuletzt vom Verlauf des kommenden Montagsabends abhängen. Hoyer rechnet da zwar bereits mit bis zu 6000 Teilnehmenden bei „Legida“. Mittlerweile sind im Norden der Stadt auch Plakate angebracht worden, die zur Teilnahme aufrufen.
Am Montag wird’s eng
Aber das mag teils nur Geklapper sein. Rundum wird davon ausgegangen, dass mehrere Gegenbündnisse eine vielfache Zahl auf die Straße bringen werden. Eine noch nicht abschließende Übersicht aller Veranstaltungen ist mittlerweile bei der Stadt Leipzig einzusehen. Das Interesse ist bereits im Vorfeld immens: An einer Informationsveranstaltung an der Uni Leipzig beteiligten sich gestern 700 Menschen, morgen folgt auf dem Campus ein Aktionstraining.
Im Aufmarschgebiet könnte es am Montag also eng werden. Nach jetzigem Stand will „Legida“ am Waldplatz vorbeiziehen – wo jedoch auch eine zentrale Gegenkundgebung stattfinden wird, in die mehrere Demonstrationen münden. In diese Richtung wendet sich mittlerweile eine „Warnung“ des „Legida“-Bündnisses: „Wir sind auf euch vorbereitet, DAS IST EIN VERSPRECHEN!“
Zur Vorbereitung der Rechten gehört offenbar auch das Einholen versammlungsrechtlicher Expertise. Beim obligatorischen Kooperationsgespräch am Dienstag stieß dem Vernehmen nach Arndt Hohnstädter zu „Legida“. Der Anwalt hat etliche MandantInnen aus der extremen Rechten. Zuletzt war seine in der Leipziger Südvorstadt gelegene Kanzlei behilflich bei der Eintragung der nunmehr geschützten Wortmarke „HoGeSa“.
Tägliche Updates zu „Legida“ und den geplanten Gegenaktionen gibt’s auf einer Sonderseite…
Text zugesandt von: RS