Treffen sich ein NPD-Anwalt, ein bankrotter NS-Devotionalien-Händler und ein rechter Fußballfan mit mutmaßlicher Rotlicht-Vergangenheit: Kurz vor Beginn des zweiten Legida-Aufmarsches in Leipzig hat die Tageszeitung DIE WELT ein lesenswertes Recherchestück über die dubiosen Hintergründe der Organisatoren veröffentlicht.
Die WELT-Recherchen bestätigen Informationen, wonach der Leipziger Rechtsanwalt Arndt Hohnstädter das Legida-Bündnis berät. Der Jurist sei „so etwas wie der Haus- und Hofanwalt der NPD“, heißt es unter anderem.
Vorwurf: Schleusung und Menschenhandel
Am Ärgsten ist es aber um den Legida-Anmelder und Versammlungsleiter Silvio Rösler bestellt: Der Zeitung zufolge wurde im Jahr 2002 gegen ihn im Zusammenhang mit Organisierter Kriminalität ermittelt. Der Verdacht damals: Schleusung und Menschenhandel. Konkret sei Rösler vorgeworfen worden, „gewerbsmäßig Frauen aus der Dominikanischen Republik nach Deutschland einzuschleusen, um diese der Prostitution zuzuführen.“ Womöglich hat Rösler also profitiert vom Verstoß gegen das Aufenthaltsgesetz und der Ausbeutung von MigrantInnen. Eine Stellungnahme zu dem Vorfall hat er nicht abgegeben.
Heute arbeitet Rösler für eine Firma namens „Energiezentrale Sachsen“, an dem das Leipziger AfD-Mitglied Roman Topp mitbeteiligt ist. Doch die angebliche Firmenniederlassung entpuppte sich nach WELT-Darstellung als Gelände eines Sportvereins, vor Ort sei das Unternehmen nicht auszumachen. Die geschäftsführende Gesellschafterin ist Röslers Ehefrau – beide seien aber auch an ihrer Meldeanschrift nicht aufzufinden. Dort wohne jedoch ein NPD-Anhänger. Gemeint ist Frank Kretzschmar.
Haftbefehl gegen Hoyer
Röslers Bonität sei am Boden, berichtet die WELT weiter. Und das gelte noch mehr für Jörg Hoyer, der bei der Landesjustizkasse tief in der Kreide stehe. Einen deswegen anberaumten Termin beim Amtsgericht Pirna zur Abgabe habe er vor zwei Monaten verstreichen lassen, mittlerweile sei gar ein „Haftbefehl zur Durchsetzung der Vermögensauskunft erlassen“ worden. Die Durchsetzung obliegt dem Gläubiger, der Hoyer – beispielsweise – heute von der Bühne holen lassen könnte.
Durch die Zeitungsrecherchen mehren sich obendrein die Ungereimtheiten in Hoyers Biografie. Lange schon will er den Handel mit NS-Devotionalien zugunsten einer Gutachtertätigkeit aufgegeben haben. Jedoch bot er noch 2010 einschlägige Werke im Internet zum Verkauf an. Offenbar war er vormals einer Anklage wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz „wegen Geringfügigkeit“ entgangenen.
LE Crime City
Gewiss lassen sich die Ansichten des rassistischen Protestbündnisses und seiner Gefolgschaft durch all das nicht gut kritisieren. Warum solche Leute den Begriff „Gutmenschen“ als Kampfbegriff und Schimpfwort gebrauchen, liegt nun aber auf der Hand. Und ähnlich wie das krumme Vorleben des Pegida-Gründers Lutz Bachmann erhellt sich auch in Leipzig das Milieu derer, die auf der Straße führen wollen – und das Gemüt jener, die ihnen trotzdem folgen.
Der Arturo-Ui-Vergleich ist so abwegig nicht.
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Text zugesandt von: anonym