“Das hat gescheppert, kann ich euch sagen”

Polizeieinsatz am 20. April 2015. Foto: Caruso Pinguin bei Flickr

Am vergangenen Montag, dem 20. April 2015, marschierte Legida wieder einmal in Leipzig auf – nach einer kurzen Pause mittlerweile zum zehnten Mal. Bereits vorher sorgte ein Aufruf bei Indymedia Linksunten für Wirbel. Absurd war wieder einmal, wie sehr Medien sich darauf stürzten, obwohl sie und die Polizei schon im Dezember auf einen anderen Aufruf reingefallen waren. Ebenso wie es an Silvester zu keinen Angriffen kam, steht auch nach Montag die Stadt Leipzig noch. Und die einzigen Verletzen auf Seiten der Polizei resultieren offensichtlich daraus, dass einige Uniformierte sich beim Zuschlagen und beim Versprühen von Reizgas selbst im Weg standen.

Dass es mittlerweile nicht mehr als einen Text auf Indymedia Linksunten braucht, um Presse, Polizei und Stadt in Aufruhr zu versetzen, ist einerseits lustig, andererseits aber ein Zeichen für eine ungekannte Hysterie, welche die Provinzialität der “angesagtesten Stadt” Deutschlands verdeutlicht.

Der Tag

Am Legida-Aufzug nahmen etwa 550 Personen teil, denen mehr als 1000 GegendemonstrantInnen gegenüber standen. Dazu waren 1500 PolizeibeamtInnen im Einsatz. Die erwartete und wohl auch erhoffte Gewalt fand statt, ging jedoch von der teilnehmerstärksten Fraktion des Tages aus – der Polizei. Sie war es, die nicht nur auf friedliche DemonstrantInnen eintrat und einschlug, sondern auch mit Pferden und durch massiven Einsatz von Reizgas vorging. Während also halb Leipzig sensationslüstern Angriffe auf Polizei und die Stadt erwartete, schuf die Polizei wie bereits in den vorherigen Wochen Tatsachen. Nicht wenige Menschen erlebten, wie sich die eingesetzten BeamtInnen darauf freuten, endlich jemanden zu verprügeln, sich gegenseitig anfeuerten und sich nach getaner Arbeit wie kleine Kinder freuten.

Die nächsten Angriffe auf Protestierende folgten von Neonazis und Hooligans, die wie in der vergangenen Woche an bestimmten Punkten der Stadt Jagd auf Linke machten. Auch hierbei wurden Absprachen und freundliche Gespräche zwischen diesen und PolizistInnen beobachtet. So gab es mindestens eine Situation, in der die Polizei auf ein Zeichen der Nazis verschwand, um bei einem Angriff nicht in der Nähe zu sein. Erst nach all jenen Ereignissen erfolgte am Ende des Legida-Aufmarschs ein Angriff auf diese aus den Reihen der GegendemonstrantInnen.

Die Diskussion um einen anonymen Text

Was stand in jenem Text auf Indymedia Linksunten, der für so vieles herhalten soll? Neben dem Aufruf, die Stadt kaputt zu machen und PolizistInnen anzugreifen, finden sich auch Punkte, die das Geschehen um den Montag treffend beschreiben. Darunter eine Presse, die sich nicht für die Inhalte von Legida und Gegendemonstrationen interessiert, sondern nur nach der nächsten Gewaltschlagzeile giert und sich nicht zu schade ist, diese falls nötig herbeizufantasieren. Eine Zivilgesellschaft, die nicht mehr vorhanden ist, was am vergangen Montag wieder zu beobachten war – auch wenn wieder mehr Studierende auf die Straße gingen, war der Protest nicht mit den ersten Wochen zu vergleichen. Und eine Polizei, die von Anfang an mit hemmungsloser Gewalt gegen Links kämpft. Wenn jetzt sogar No Legida überlegt, nicht mehr zu protestieren, und auch dafür ein anonymer Text und die angeblichen Folgen herhalten sollen, ist die Farce komplett. Wer auch immer den Text verfasst hat – solche absurden Auswirkungen waren sicherlich nicht vorhersehbar.

Ein Glück, dass für den morgigen Montag der einseitige Frieden verkündet wurde. Nazis und Polizei wird dies jedoch sicherlich nicht von ihren nächsten Übergriffen abhalten.


Text zugesandt von: anonym