Mit einem Schraubenzieher hat ein heranwachsender Anhänger der rechten Szene gestern Abend in Grimma (Landkreis Leipzig) einen alternativen Jugendlichen lebensgefährlich verletzt. Das Opfer lag zwischenzeitlich im Koma.
Bei dem Täter handelt es sich um den ortsansässigen Andre Maximilian Mai, einen ehemaligen Berufsschüler. Er war in der jüngsten Vergangenheit mehrfach durch körperliche Auseinandersetzungen aufgefallen und gehört zu einer lokalen Neonazi-Gruppierung.
Herz nur knapp verfehlt
Dem Vorfall vorausgegangen war gegen 18 Uhr zunächst eine verbale Provokation mehrerer Rechter gegen eine Gruppe alternativer Jugendlicher am Nikolaiplatz. Später folgte nahe des Schwanenteiches eine Rangelei, an der sich der Täter beteiligte. Er traf kurz darauf hinter der Frauenkirche auf den Betroffenen und attackierte ihn. Dabei rammte er einen Schraubenzieher in die Brust des jungen Mannes, verfehlte das Herz nur knapp und durchstach die Lunge.
Das Opfer brach kurz darauf an einem Schnellrestaurant zusammen und wird seitdem intensivmedizinisch versorgt. Er wurde notoperiert und schwebte in Lebensgefahr, mittlerweile verbessert sich sein Zustand. Der Täter begab sich unmittelbar nach der Tat in Richtung Süden der Stadt. Dort wurde er in einer Wohnung von der Polizei gestellt und in Gewahrsam genommen. Inzwischen sitzt er wegen versuchten Totschlags in Untersuchungshaft.
Täter versteht sich als „Anti-Antifa“
Mai wird einer rechten Gruppierung zugerechnet, die sich selbst als „Anti-Antifa“ bezeichnet. Gemeinsam mit Gesinnungsgenossen hatte er sich unter anderem an Versammlungen der „Bürgerbewegung Grimma“ beteiligt, die mit Unterstützung des rassistischen Legida-Bündnisses entstanden war. Nach Antifa-Informationen ist Mai auch mit der wiederholten Anmelderin in Grimma, Michelle Stolley, bekannt.
Die Gruppierung, von der die Eskalation am Freitag ausgegangen war, gilt als gut vernetzt. So ist seit mehreren Jahren als Inhaber der Internet-Domain des Neonazi-Versandes „Front Records“ der Name Max Klein eingetragen. Denselben Namen trägt auch ein Anhänger der Grimmaer Gruppe.
Gegenüber Medien hatte die Polizei zunächst fälschlich von einer „Beziehungstat“ gesprochen. Boulevardmedien und eine Presseagentur übernahmen die Darstellung ungeprüft. Weiter rühmt sich die Polizei, den Täter durch eine Fahndung gefasst zu haben. Tatsächlich war sie telefonisch über seinen Aufenthaltsort informiert worden.
Text zugesandt von: anonym.