Vor 20 Jahren: Homosexuellenfeindlicher Mord in Leipzig-Wahren

Plakat "In Gedenken an Bernd Grigol – ermordet am 08.05.1996"

Vor 20 Jahren wurde Bernd Grigol in Leipzig-Wahren von Faschisten ermordet. Damit diese Tat nicht in Vergessenheit gerät, haben wir in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai mehrere Plakate im Stadtteil verklebt, die an Bernd Grigol und seine Ermordung erinnern sollen.

Bereits vor drei Jahren erinnerten AntifaschistInnen an den Mord und machten auf das rassistische Klima in Wahren aufmerksam.

Tatort des Mordes an Bernd Grigol 1996: die Gottlaßstraße in Leipzig-Wahren
Tatort des Mordes an Bernd Grigol 1996: die Gottlaßstraße in Leipzig-Wahren

Im Gegensatz zu anderen faschistischen Morden in Leipzig wird Bernd Grigol offiziell nicht als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt. Eine erneute Anfrage an das sächsische Innenministerium änderte daran nichts.

Auf den gestern angebrachten Plakaten heißt es:

  • “In Gedenken an Bernd Grigol – ermordet am 08.05.1996

    Bernd Grigol wird nur 43 Jahre alt. In der Nähe seines Wohnhauses in Wahren wird er von drei Neonazis schwer misshandelt und schließlich erstochen, weil sie seine Homosexualität nicht akzeptieren.

    In der Nacht zum 8. Mai wird Bernd Grigol von den Tätern Michael Langbein, Rainer Schmidt und David Däbritz mit den Worten „Hau ab, du schwule Ratte” angegriffen, geschlagen und getreten. Sie werfen einen Ziegelstein auf seinen Kopf und fügen ihm mindestens 36 Messerstiche zu. Bernd Grigol stirbt laut Gerichtsmedizin an einem Genickbruch.

    Den leblosen Körper bringen die Täter zu einem nahe gelegenen Steinbruch. Dort versenken sie Bernd Grigols Leiche. Noch am selben Abend greift einer der Täter, mutmaßlich Michael Langbein, in Wahren einen Asylsuchenden an. Dieser kann jedoch entkommen. Auf Nachfrage rechtfertigen einige Anwohner_innen, dass sie trotz der lauten Hilferufe keine Polizei alarmierten: „An den Lärm nächtlicher Auseinandersetzungen und die verzweifelten Hilferufe haben sie sich gewöhnt. Sie schlafen lieber weiter.” So berichtet der Schwulenbeauftragte gegenüber der Zeitschrift „KlaroFix“ (10/97).

    Die Ermittlungen konzentrieren sich zunächst ausschließlich auf ein angebliches Schwulen-Milieu. Erst die Dreistigkeit der Täter bringt die Polizei auf ihre Spur. Diese prahlen nicht nur im Freundeskreis mit ihrer Tat. Sie versuchen sogar noch Tage nach dem Mord, die Geldkarte des Opfers zu benutzen. Während die Homosexualität des Opfers medial ausgebreitet und polizeilich kriminalisiert wird, spielt die homosexuellenfeindliche Tatmotivation der Täter im Prozess keine Rolle. Das Gericht stellt zwar fest, die Angeklagten seien der „rechten Szene“ zuzuordnen. Bernd Grigol sei jedoch „aus Lust und Laune an körperlicher Mißhandlung” getötet worden, so die Urteilsbegründung des Leipziger Landgerichts. Nach einem Revisionsverfahren vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe wird der Haupttäter wegen Mordes zu vierzehneinhalb Jahren und seine Komplizen zu zehn und acht Jahren Haft verurteilt.

    Bernd Grigol wird nicht offiziell als Todesopfer rechter Gewalt anerkannt.”

Ein weiterer Zeitungsartikel zum Prozess gegen die Täter im Jahr 1997 findet sich in der Jungle World:


Text zugesandt von: Initiative Siempre Antifascista

Anmerkung: Wir haben uns erlaubt, Namen auszuschreiben.