Nazis und rechte Hegemonie im Umfeld von Lok Leipzig

"Blue Side Lok"-Tag (links im Bild), mutmaßlich gesprüht mit Unterstützung des Hooligans und Neonazis Benjamin Brinsa. Screenshot: bild.de

“Stadtrat nach Autobahn-Schmiererei erwischt” titelte eine Boulevardzeitung am 10. Januar 2023 (Pressearchiv, TOR-Link). Auch die LVZ berichtete. Es geht um den Hooligan und Neonazi Benjamin Brinsa, der am Wochenende zuvor zusammen mit fünf anderen jungen Männern in der Nähe von Leipzig mutmaßlich beim Sprühen von Graffiti erwischt wurde. Während die Polizei vier von ihnen am Tatort aufgriff, wurden Brinsa und ein anderer junger Mann in der Nähe in einem Auto angehalten, in dem sich auch Sprühdosen befanden.

Auf dem Foto ist zu erkennen, dass neben dem Graffiti “Lok Ultras” auch ein “Blue Side”-Tag gemalt wurde. Anscheinend waren es Anhänger der sich als antirassistisch gebenden Ultragruppe “Blue Side Lok”, die vom Nazi-Hooligan Brinsa begleitet und unterstützt wurden. Diese befremdliche Entwicklung hat sich schon seit längerem abgezeichnet.

Wer gibt im Stadion den Ton an?

Die Ultragruppe “Blue Side Lok” (“BSL”) gründete sich im Jahr 2005. Rechte und rechtsoffene Mitglieder waren in der Minderheit, wurden zunächst aber toleriert. Dies änderte sich nach wenigen Jahren, die “Blue Side Lok” bereitete ein neues Konzept für eine “bunte” Fankurve ohne Nazis vor und trennte sich im Januar 2010 von Mitgliedern, die als rechts eingestuft wurden. Diese ehemaligen Mitglieder gründeten daraufhin zusammen mit den Nazi-Fangruppen “Scenario Lok” und “Blue Caps LE” die “Fanszene Lok Leipzig”. Eine der ersten Maßnahmen der “Fanszene” war die gewaltsame Auflösung von “Blue Side Lok”. Dabei wurden auch die Zaunfahnen der “Blue Side Lok” entwendet. All dies kann auch in GAMMA 190 (Frühjahr 2011) nachgelesen werden. Seitdem dient die “Fanszene Lok Leipzig” als Instrument der Nazis rund um “Scenario Lok”, um eine rechte Dominanz unter den Ultras und den organisierten Fans durchzusetzen, ihre neonazistische Gesinnung zu verbreiten und einen Alleinvertretungsanspruch zu propagieren.

Im Jahr 2014 formierte sich eine neue Gruppe namens “Fankurve 1966” (“FK1966”), brachte T-Shirts und Schals heraus und trat mit Graffiti, Aufklebern und Zaunfahnen in Erscheinung. Es war ein offenes Geheimnis, dass die Gruppe die Nachfolge von “Blue Side Lok” angetreten hatte. Die “Fankurve” war überregional als antirassistisch bekannt und markierte einen Bruch mit den Nazis im Stadion – nicht nur durch ihren Standort. Während die Nazis zu jener Zeit auf der Haupttribüne standen, sammelte sich die “Fankurve” in einem eigenen Block auf den Rängen hinter dem Tor. Nach ein paar Jahren gab die “Fankurve” ihren Ursprung offen zu erkennen und unterzeichnete etwa ihre Texte mit “FK66 & BSL”. Inzwischen wurde das Label “Fankurve” abgelegt und auch die Webseite umbenannt. Die Gruppe agiert spätestens seit 2019 wieder unter dem alten Namen “Blue Side Lok”.

Aufkleber “Banda Boys” der rechten Fangruppe “Banda Resoluta” neben halb abgekratzem Aufkleber “Hate Nazis” an einem Bahnhof im Leipziger Umland im Jahr 2021

Der antirassistische Anstrich hielt nicht lang. Seit dem Jahr 2017 hingen plötzlich die Fahnen der rechten Fangruppen “Fanszene” und “Banda Resoluta” mit in der Fankurve. Die einst entwendeten Fahnen der “Blue Side Lok” wurden nicht zurückgegeben, dennoch steht “Blue Side Lok” mit Nazis und den Tätern von einst gemeinsam im Block. Auch Auswärtsfahren werden seitdem zusammen angetreten, und wenn es Stress gibt, ruft man auch mal die Faschos zur Hilfe.

Ein weiteres Beispiel für diesen Schulterschluss ist das Musikvideo “Der Block steht zu Lok” des Leipziger Rappers “Spank”. Der Künstler war oder ist Mitglied der “Blue Side Lok”, hat aber keine Berührungsängste zu Nazi-Hooligans wie etwa Thomas Kuhbach. Im genannten Video wirken diverse Nazis aus der “Fanszene” mit. Aber auch im Verhältnis zu befreundeten antirassistischen und linken Fangruppen aus anderen Städten, etwa aus Dortmund oder vom italienischen Verein Ideale Bari, macht “Blue Side Lok” es Leipziger Nazis leicht, Einfluss zu nehmen und sich als Vertreter und Ansprechpersonen der Szene zu präsentieren.

Lok-Vorsänger (linkes Foto) und später Benjamin Brinsa mit dem selben Megafon (rechtes Foto) beim Regionalliga-Derby am 16. Oktober 2022. Screenshot: Ostsport.TV

Die rechte Raumnahme zeigte sich auch beim letzten Regionalliga-Derby am 16. Oktober 2022, als der Lokalrivale BSG Chemie Leipzig beim 1. FC Lokomotive Leipzig zu Gast war. In der 87. Minute, unmittelbar nach dem zweiten Tor der Gastgeber, kletterte Brinsa auf den Zaun, um von dort mit dem Megafon des Vorsängers den Lok-Fans einzuheizen. Mit auf dem Zaun saß der Nazi Nico Koppatz aus dem Umfeld der “Kameradschaft 808 Wurzen”. Nach dem gewonnenen Spiel posierte Benjamin Brinsa mit der Mannschaft für ein Foto.

Paul Günther, Moritz Schäfer, Frank Fischer und Fabian Nebe (v.l.n.r.) beim Angriff auf eine Straßenbahn in Leipzig-Leutzsch am 7. Mai 2022

Und auch vor und nach den Spielen von Lok Leipzig geben Nazis den Ton an. Etwa beim Lokalderby bei der BSG Chemie Leipzig am 7. Mai 2022: Während Thomas Kuhbach, Benjamin Brinsa und der Mallorca-Täter Johannes Herre vor dem Spiel einen Fanmarsch anführten, griff Brinsas rechte Hand Fabian Nebe zusammen mit Frank Fischer, Paul Günther, Moritz Schäfer und weiteren Neonazis nach dem Spiel eine Straßenbahn an, in der Chemie-Fans saßen. An einem anderen Überfall auf gegnerische Fußballfans im Jahr 2022 nahm Brinsa auch selbst teil.

Die mangelnde Abgrenzung nach rechts wurde auch sichtbar, als “Blue Side Lok” anlässlich der einhundertsten Ausgabe ihres Spieltagshefts ein Buch herausbrachte. Die Veröffentlichung feierte “BSL” am 17. Dezember 2022 im “Sellerhausener Treff”, einer Kneipe in der Eisenbahnstraße 189. Der “Sellerhausener Treff”, auch “Sellerhäuser Treff” genannt, ist bei Faschisten beliebt. Dazu hieß es im Aufruf zu einer Antifa-Demo im November 2019: “Am Bahnhof Sellerhausen kam es 2019 mehrmals zu Einschüchterungen und Gewaltandrohungen von Faschos rund um das Lokal Sellerhausener Treff”. So war es auch bei der Demonstration selbst, als Gäste vor dem “Sellerhausener Treff” die Antifa-Demo mit dem Gruss der faschistischen Grauen Wölfe begrüßten. Bis heute ist die Kneipe, in der “Blue Side Lok” ihr neues Buch präsentierte, in den Händen der faschistischen “Grauen Wölfe“.

Die Vereinsführung des 1. FC Lokomotive Leipzig distanzierte sich in den vergangenen Jahren von rechten Umtrieben einiger Mitarbeiter. So entließ der Club am 29. September 2022 seinen langjährigen Stadionsprecher Mirko Linke, nachdem dieser in sozialen Medien eine Grafik gepostet hatte, die die Fans der BSG Chemie ins nationalsozialistische Vernichtungslager Auschwitz wünscht. Im Mai 2018 hatte der Verein bereits die Jugendtrainer Sebastian Möller und Daniel Höber fristlos gefeuert und 15 Spieler aus dem Spielbetrieb genommen, nachdem ein Foto auftauchte, auf dem fast die ganze B1-Jugend der Herren den Hitlergruß zeigte. Gegen Höber, der im Sicherheitsgewerbe arbeitet und die Spieler zum Hitlergruß angestifet haben soll, wurde Strafanzeige erstattet.

Bei vielen Lok-Fans sind die Werte, auf die sich die Vereinsführung bei dieser Entlassung berief, jedoch noch nicht angekommen. Antisemitische Tiraden gegen den Lokalrivalen, etwa T-Shirts und Aufkleber “Juden Chemie”, werden genauso hingenommen wie Nazis in Kurve und Verein. Wenig überraschend gab es aus Fankreisen auch Solidaritätskampagnen für den entlassenen Stadionsprecher und jüngst für den inhaftierten Neonazi Peter Kühnel. Für letzteren brachte man ein Soli-Shirt “Brothers in jail not forgotten – Lokomotive Leipzig” heraus, das im Fantreff “Stellwerk” auf der Prager Straße erhältlich sein sollte. Für das T-Shirt posierte Max Schubert alias “Maximus Hemi”, ein Social-Media-Influencer, der sich bevorzugt mit Neonazis und Personen aus dem Bereich der organisierten Kriminalität umgibt.

Max Schubert bewirbt ein Solidaritäts-Shirt für Peter Kühnel (linkes Foto), Spruchband im Bruno-Plache-Stadion (rechtes Foto)

Neben einem Solispruchband (“Unsere Bombe lässt sich nicht entschärfen! Freiheit für alle blau-gelben Krieger!”) der Fankurve hing beim Lokalderby am 16. Oktober 2022 eine Zaunfahne “Freedom” im Stadion, der Buchstabe “o” in Form einer Bombe. Beides bezieht sich auf den Neonazi Peter Kühnel, Spitzname “Bombe”, der seit dem 26. September 2022 in Großbritannien in Haft sitzt. An jenem Tag fand in London das Nations-League-Spiel England gegen Deutschland statt. Vor dem Spiel überfielen rund 100 deutsche Hooligans den “Green Man Pub” nahe des Wembley-Stadions. Der Betreiber des Pubs berichtete britischen Medien, viele der Angreifer hätten Schlagringe gehabt und einige hätten auch Frauen und Kinder attackiert. Die Polizei stellte vier Tatverdächtige fest, zwei von ihnen kamen in Haft: Peter Kühnel aus Borna und der langjährige Dynamo-Dresden-Hool und Nazi Sebastian Reiche aus Dresden. Die Zaunfahne für Kühnel hängt inzwischen regelmäßig bei Lok-Leipzig-Spielen.

“Freedom”-Zaunfahne beim Lokalderby am 16. Oktober 2022. Screenshot: Ostsport.TV

Mit in England – und womöglich am Angriff beteiligt – waren Dutzende weitere rechte Lok-Fans und einige Mitglieder der sich aus dem Lok-Fanmilieu rekrutierenden Rockergruppe “Rowdys Eastside”. Darunter neben Kühnel die ebenfalls aus dem Raum Borna stammenden Robert Böttger, Stephan Geidel und Nicolas Wolf. Aus Leipzig waren mindestens Marcus Kottke, Thomas Kuhbach, Andy Maßdorf, Andreas und Dittmar Schumer sowie Dennis Wessel anwesend. Auch einige jüngere neonazistische Lok-Leipzig-Fans waren nach London gereist, darunter Felix Byczkowski, Vincent Fischer, Maximilian Richter und der Mallorca-Täter Robert Falke. Ein Gruppenfoto zeigt zahlreiche deutsche Hooligans mit einem Banner “Schwarz-rot-gold statt bunt” und homofeindlichen Piktogrammen.

Der in London festgenommene Peter Kühnel ist ein langjährig aktiver Neonazi, der sich auch am Überfall auf Connewitz am 11. Januar 2016 beteiligt hat. Er ist der neonazistischen Ultra-Gruppe “Scenario Lok” zuzuordnen. Die Fangruppe, die seit 2012 vom sächsischen Landesamt für Verfassungsschutz beobachtet wurde, löste sich im September 2014 offiziell auf. Diese Strategie funktionierte, der Verfassungsschutz erwähnte “Scenario Lok” und seine Neonazi-Hooligans in den Folgejahren nur noch am Rande. Doch die Mitglieder blieben aktiv und schufen informellere Strukturen und Chatgruppen, um ihren Einfluss auf die Fans sicherzustellen.

Auch Leipziger AfD-Stadträte biedern sich an den 1. FC Lokomotive Leipzig an. Screenshot: Facebook

Um das rechte Potential bei Lokomotive Leipzig weiß auch die Leipziger AfD. So zeigten sich die AfD-Stadträte Marius Beyer und Karl-Heinz Obser am 13. Dezember 2022 im Rahmen einer Sitzung des Sportausschusses für die Social-Media-Kanäle der Partei in den Räumlichkeiten des Bruno-Plache-Stadions. Posierend vor dem Logo der Vereins kündigten sie ihre Unterstützung für die Weiterentwicklung des Stadions an.

Lok-Nazis steigen in den Ring

“Schmuggelt Benjamin Brinsa rechte Fighter in den Käfig?” fragte Belltower.News im Oktober 2022, nachdem zwei von Benjamin Brinsa trainierte Kampfsportler am 23. Oktober 2022 bei einer dubiosen MMA-Veranstaltung in Rostock angetreten waren – unter den Namen von Gyms, die nicht zu existieren scheinen. Die Antwort lautet ganz offensichtlich ja.

Einer von Brinsas Schützlingen bei der Veranstaltung ist der Neonazi Paul Günther aus Wurzen. Günther wurde bereits im August 2019 bei einer Kampfsportveranstaltung in Hannover als Mitglied des „Team Brinsa“ vorgestellt und ist seit mindestens 2019 Teil des “Imperium Fight Team”. Paul Günther war auch Mitglied der “Kameradschaft 808 Wurzen”, die für zahlreiche Übergriffe und Neonazi-Graffiti in Wurzen verantwortlich war. Die Kameradschaft hat sich mittlerweile aufgelöst, ihre Mitglieder sind aber weiterhin aktiv. Dem in Wurzen wohnhaften Benjamin Brinsa wird eine große Einflussnahme auf die “Kameradschaft 808” und deren Lok-Nazi-Umfeld nachgesagt.

Wie groß dieses Umfeld ist, zeigte sich etwa beim Fußballspiel des ATSV Frisch Auf Wurzen gegen die erste Herrenmannschaft des Roten Stern Leipzig am 12. Mai 2019. Rund 40 junge Neonazis, darunter Paul Günther und weitere Mitglieder der “Kameradschaft 808”, besuchten als geschlossene Gruppe das Spiel gegen den linken Leipziger Verein. Sieben von ihnen, darunter erneut Paul Günther, machten kurz darauf erneut Schlagzeilen, weil sie am 10. August 2019 in einer Fotobox auf dem “Summerbeats Open Air” in Eilenburg gemeinsam den Hitlergruß gezeigt hatten. Beim “Summerbeats”, veranstaltet vom Verein “Freigeister Eilenburg” dürften sie dennoch willkommene Gäste gewesen sein: Der langjährige Vereinsvorsitzende Max-Erik Seehaus trainierte beim “Imperium Fight Team”. Im Jahr 2017 fiel er dadurch auf, dass er sich vom Leipziger Neonazi-Anwalt Alexander Pitzinger vor Gericht verteidigen ließ. Mittlerweile arbeitet Seehaus als Lehrer. Eine “Chilllounge” auf dem “Summerbeats” wurde präsentiert von der Wurzner “Bar Napoles”, die mutmaßlich von Benjamin Brinsas Geschäftspartner Thorsten Richter betrieben wurde.

Foto: Nazis beim Fußballspiel gegen den Roten Stern Leipzig in Wurzen. Foto: Pixelarchiv
Hitlergrüße in der Fotobox beim “Summerbeats” Open-Air in Eilenburg am 10. August 2019: Dustin Genedl, Thorben Schimkus, Vincent Fischer, Eddie Rammner (verdeckt), Felix Byczkowski, Paul Günther und Maximilian Richter. Fotos: twitter

Weiterhin stand in Rostock ein gewisser Nikolaj Burger auf der Matte, der im Vorfeld auch von Lok-Fans angefeuert wurde. Zur Unterstützung waren u.a. die Lok-Hooligans Lukas Barthold und Mathias Friederich mitgereist. Kurz zuvor, am 10. September 2022, war Friederich – erkennbar am hässlichen Doppelaxt-Tattoo auf der Brust – bei einem anderen Kampfsportevent mit “Imperium”-Beteiligung noch selbst angetreten. Beim GCP 6 (“German Cage Pioneer”) im hessischen Lampertheim wurde er dabei von Fabian Nebe betreut.

Ein weiteres verbindendes Element ist der MMA-Sportler Peter Sobotta. Er erlangte Bekanntheit als Kämpfer für die weltgrößte MMA-Organisation “Ultimate Fighting Championship” (UFC) – eine Karriere, die Benjamin Brinsa aufgrund seiner Nazi-Aktivitäten verwehrt blieb. Berührungsängste nach rechts hat Sobotta, der in Balingen (Baden-Württemberg) das “Planet Eater Gym” betreibt, trotzdem nicht. Bereits im Jahr 2012 statteten Brinsa und Sobotta sich gegenseitig Besuche in Leipzig und Balingen ab. So war es auch kein Zufall, dass ein Schüler von Sobotta am 29. September 2012 beim rechten Kampfsportevent “Sachsen kämpft” in Schildau antrat. Und auch beim “Bushido Free Fight Team Leipzig” des Sicherheitsunternehmers und früheren Lok-Hooligans Marko Zschörner stand Sobotta im selben Jahr auf der Matte. In Zschörners “Bushido Free Fight Team” trainierten mehrere Jahre lang Benjamin Brinsa und weitere Lok-Leipzig-Hooligans.

Im Jahr 2020 unterstützte Sobotta den Ex-Imperium-Kampfsportler und selbsterklärten Aussteiger Timo Feucht dabei, einen Vertrag bei der UFC zu erhalten. Ein Jahr zuvor war Sobotta nach öffentlichem Protest noch gezwungen gewesen, Timo Feucht von der Fightcard seiner Kampfsportveranstaltung “Nova FC” zu streichen. Zuletzt gab Peter Sobotta den oben genannten Neonazis – Lukas Barthold, Paul Günther, Fabian Nebe, Benjamin Brinsa und Matthias Friederich – im Mai und Juni 2022 Trainingseinheiten. Mit dabei waren weiterhin Christopher Henze sowie Leon Glaser, Nico Koppatz, Adrian Oehmigen und Moritz Schäfer aus dem Raum Wurzen und Max Lutz und Philip Mokry aus Groitzsch.

Nazi-Trainingseinheit im Jahr 2022. Stehend v.l.n.r.: Mathias Friederich, Peter Sobotta, Benjamin Brinsa, Lukas Barthold, Christopher Henze, Paul Günther, unbekannt, Leon Glaser, Moritz Schäfer, Max Lutz, unbekannt, Adrian Oehmigen. Sitzend v.l.n.r.: unbekannt (verpixelt im Original), unbekannt, Fabian Nebe, unbekannt (verpixelt im Original), Philip Mokry, Nico Koppatz.

Das wäre nur halb so interessant, wäre Peter Sobotta nicht das Aushängeschild der deutschen MMA-Kommentatoren bei DAZN. Der insbesondere bei jungen Menschen beliebte Streamingdienst überträgt MMA-Kämpfe der UFC und präsentiert den Ex-UFC-Kämpfer Sobotta dabei als erfahrenen Sportexperten. Auf Sobottas Verstrickungen ins Nazimilieu hatte die Kampagne “Runter von der Matte” bereits 2019 aufmerksam gemacht, als Timo Feucht bei Sobottas “Nova FC” antreten sollte. Auf das in Deutschland verbotene Nazi-Tattoo eines anderen Kämpfers angesprochen, erzählte Sobotta vom Lösungsvorschlag: “(…) wieder Anton angerufen, hey Digger, dein Tattoo geht halt leider nicht hier in Deutschland. Mit Photoshop, ja kein Problem, bisschen Airbrush organisieren. Der quasi vorm Wiegen und vor der Veranstaltung sein Dings zubrusht (…)”.

Nazis machen weiter wie bisher

Die Lebenswelt Lok Leipzig erweist sich weiterhin als Nährboden für Nazis, eine antirassistische Fankurve musste sich erneut der rechten Dominanz beugen. Währenddessen erscheinen die Reaktionen der Vereinsführung wie anlassbezogene Symbolpolitik. Bei Lok Leipzig können Nazis sich bis heute wohl fühlen.


Text zugesandt von: anonym