Wie der MDR kürzlich berichtete, wurde der 26-jährige Neonazi Uwe Neuber Ende September in der Kleinstadt Frohburg (Landkreis Leipzig) mit 1,8 Kilogramm Crystal Meth aufgegriffen. Es soll sich um einen Zufallsfund handeln – dennoch ist die in Colditz ansässige Familie Neuber, die dort einen Holzhandel betreibt, bei der Polizei nicht unbekannt und in der Region berüchtigt. Die Brüder Uwe und Andreas Neuber sowie ihr Vater Ralf Neuber, allesamt vielfach vorbestraft, sind seit mehreren Jahren in der örtlichen Naziszene aktiv. Beobachter schreiben ihnen außerdem Schutzgelderpressung und weitere kriminelle Aktivitäten zu. Ihr Gebäudekomplex in der Lausicker Straße 19 dient auch als Nazitreffpunkt.
Zum „Outing“ des AKN Leipzig
Zu der gestern veröffentlichten kritischen Auseinandersetzung mit dem „AK Nahost“ veröffentlichen wir folgende Replik.
Am 20.10.2014 erschien bei leipzig.antifa.de ein Text in dem Namen, Foto sowie die Bestreitung des Lebensunterhaltes einer (vermeintlichen) Schlüsselperson des „AK Nahost Leipzig“ verbreitet werden. Tatsächlich wäre am Verhalten und an der Positionierung des AKN einiges als (zumindest) latent antisemitsich zu kritisieren. Manche ihrer Aktionen – beispielsweise das besprühen der B12 – lassen sogar eine Debatte um Sanktionen zu. In diesem Text manifestiert sich jedoch ein sektiererisches Verhalten innerhalb der Linken, welches abweichende Positionen nicht ertragen kann und Vormachtstellungen ausnutzt um diese zu bekämpfen.
“AK Nahost” – AntizionistInnen beim SDS
“Boycott Israel” titeln die Sprühereien, die Mitte August am Hörsaalgebäude in der Universitätsstraße auftauchten. Dazu die antisemitische Comicfigur “Handala” und Werbung für eine Vorführung des Films “Roadmap to Apartheid” am 21. August 2014 im Rahmen des “globalisierungskritischen Filmfestivals globaLE”. Die gleiche Schablonenzeichnung versuchten zwei Personen auch am Abend des 11. August 2014 an einem linken Wohnprojekt in der Südvorstadt anzubringen. In einem zurückgelassenen Plastikbeutel fand sich neben Schablone und Sprühdose auch ein Paketkarton – adressiert an Katja J.
Katja J. fiel zuletzt als Initiatorin einer “Gaza-Soli-Kundgebung” am 17. Juli 2014 auf. Aus ihrer israelfeindlichen Haltung macht die Stipendiatin der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die derzeit am Orientalischen Institut der Universität Leipzig promoviert, allerdings seit Langem keinen Hehl. In einem im Mai 2009 veröffentlichten Leserbrief warf sie dem StudentInnenRat der Universität Leipzig Rassismus vor, weil einzelne MitarbeiterInnen ihre Tische mit Israelflaggen geschmückt hatten. “Gegen Antisemitismus und gegen Zionismus” laute “der antirassistische Grundsatz”, so die Studentin, die das pluralistische Israel als “Apartheidsstaat” bezeichnet. Sie unterstellt dem jüdischen Staat ein “Massaker in Gaza”, verliert zur dort herrschenden antisemitischen Hamas jedoch kein Wort.
J. und eine Handvoll weiterer Personen versuchten sich 2009 an der Gründung eines Vereins namens “Zaituna – Verein für einen gerechten Frieden in Nahost”. Der Verein, dessen Aktivitäten nach kurzer Zeit wieder verebbten, erwog u.a. “eine Stellungnahme von den Leipziger Friedensvereinen zu fordern”. Voraussetzung für eine Zusammenarbeit mit “Zaituna” sollte demnach die eindeutige Unterstützung der “legitimen gerechten Ziele” des “palästinensischen Volkes” sein. Konsens im Verein war die Ablehnung Israels, man musste jedoch feststellen, dass Sprechchöre wie “Kindermörder Israel” “nicht gut ankommen”. Es überrascht nicht, dass der Verein auch einen von antisemitischen Sprechchören begleiteten Aufzug des SDS Leipzig am 2. Juni 2010 bewarb.
Am 15. März 2013 gründete sich in Leipzig der “Bundesarbeitskreis Nahost” des Die Linke.SDS. Zweieinhalb Seiten in der SDS-Zeitschrift “praxis” geben die einseitige inhaltliche Ausrichtung des “BAK Nahost” wieder. Israel wird “Besatzung”, “Kolonialisierung”, “Apartheid” und “ethnische Säuberung” vorgeworfen. Dass in Gaza und der Westbank lebende Nicht-Israelis ihre gegenwärtigen Lebensumstände zu einem guten Teil sich selbst, ihren politischen RepräsentantInnen und dem eliminatorischen Judenhass zahlreicher arabischer Staaten zu verdanken zu haben, unterschlägt der Bundesarbeitskreis geflissentlich. Von der Niederlage des Osmanischen Reichs im Ersten Weltkrieg, Beschlüssen zur Errichtung eines jüdischen Staates und mehrerer arabischer Staaten auf dessen Territorium, von zunehmender antisemitischer Gewalt und Kollaboration mit dem nationalsozialistischen Deutschland will der Bundesarbeitskreis ebensowenig wissen. Auch die zahlreichen palästinensischen Flüchtlinge im Libanon und in Syrien, die nicht die jeweilige Staatsbürgerschaft erhalten haben, sondern – mit vererbtem Flüchtlingsstatus – seit über 60 Jahren als unfreiwilliges Druckmittel gegen Israel dienen, sind dem “BAK Nahost” keine Erwähnung wert.
Ansprechpartnerin des “BAK Nahost” ist die Leipzigerin Ika A. alias Ika D. Zusammen mit einer Handvoll weiterer Menschen firmieren Katja J., Ika A. und Jana W. auch als “AK Nahost”. Neben “Die-in”-Flashmobs und der Zusammenarbeit mit “globaLE” organisierte der “AK Nahost” die bereits erwähnte Kundgebung am 17. Juli 2014. Am vorangegangenen Montag hatte Katja J. die Versammlung auf einer querfrontorientierten “Montagskundgebung” in Leipzig beworben. Auch die “Vereinigung Arabischer Studenten und Akademiker” (VASA Leipzig) kündigte die Kundgebung an, das Referat Ausländischer Studierender des StuRa versuchte sie technisch zu unterstützen. Der Aufruf des “AK Nahost” enthält haarsträubende Fehler. Die Behauptung, “Palästina” habe keine Armee, ist ebenso falsch wie das Argument, Gaza stehe unter “israelischer Militärbesatzung”. Tatsächlich haben im Jahr 2005 sowohl das israelische Militär als auch alle israelischen ZivilistInnen den Gazastreifen verlassen.
Neben Redebeiträgen, u.a. von Katja J. und Jana W., dominierten volkstümliche Musik und “Allahu Akbar”-Rufe die “Gaza-Soli-Kundgebung” auf dem Leipziger Richard-Wagner-Platz. Die Anmerkung, kürzlich sei in der gegenwärtigen Militäroperation ein erster israelischer Soldat getötet worden, erntete Applaus. Im Anschluss an die Kundgebung formierte sich ein spontaner Aufzug durch die Innenstadt – flankiert durch Parolen wie “Kindermörder Israel” und Ausrufe wie “Scheiß Juden” in die Richtung von GegendemonstrantInnen. Vereinzelt wurden Hitlergrüße gezeigt, ein älterer Herr schrie “Heil Hitler”. Der Aufzug endete am Wilhelm-Leuschner-Platz, wie in anderen Städten nicht ohne Fehlverhalten der Polizei. Die nahm einen vermeintlichen Provokateur – der Mensch hatte seine Meinung mittels einer Israelflagge kundgetan – gewaltsam fest.
In einer Stellungnahme betonte der SDS Leipzig mehrere Wochen später, die Kundgebung nicht initiiert zu haben. Gleichzeitig sprach sich er sich allerdings “gegen alle Unterstellungen aus, die dem SDS, aber auch den Initiatoren der Kundgebung eine antisemitische Motivation unterstellen”. Auch Katja J. verfasste eine Stellungnahme – an “israelsolidarische Linke”, darunter Juliane Nagel, die zuvor einen Artikel zum Thema geschrieben hatte. J. schreibt darin von “eurem Holocaust”, wirft Israel einen “Völkermord” und den AdressatInnen ihres Textes in Bezug auf den Holocaust einen “Wettbewerb” um “den schlimmsten Völkermord” vor. Ihr Schriftstück endet mit der wirren Aufforderung: “Zieht doch los und erschießt eure Großeltern! Juliane, erschieß deinen Opa und lass uns in Frieden emanzipatorische, linke Politik machen!”
Wer sich ein eigenes Bild von der Ideologie des “AK Nahost” machen möchte, kann am 6. November dessen Veranstaltung “Existence is Resistance: Bericht aus dem Jordantal” im “soziokulturellen Zentrum naTo” besuchen. Frühes Erscheinen ist empfehlenswert. Einen Eindruck einer vorherigen Veranstaltung des “AK Nahost” im Neuen Schauspiel vermittelt der Artikel “Antizionisten unter sich” auf debrayage.blogsport.eu.
Eingesandt von: anonym
„Zielperson kauft ein Bund Möhren“
Die dubiose Karriere des Neonazis und Mehrfach-Spitzels Thomas Starke.
Ein Porträt
Thomas Starke wurde 1967 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) geboren. Er begann 1984 eine Lehre als Waggonschlosser bei der DDR-Reichsbahn. In seiner Freizeit fiel er – klein, breit, Micky-Maus-Stimme – als „negativer Anhang“ des FC Karl-Marx-Stadt und Mitglied der Fangruppe „Satan-Angels“ auf, die u.a. wegen „neofaschistischer Äußerungen“ und Schlägereien das Interesse der Behörden weckte. Mit denen kam Starke zeitlebens immer wieder in Berührung, sei es als Zeuge, Verdächtiger, Beschuldigter oder Spitzel.
Dieser Mann hat viele Gesichter. Seit seiner Jugend führte er ein Doppelleben.
„Nazis stoßen an Grenzen, die wir ihnen ziehen“
Gute Nacht, O8!
Seit Donnerstag ist das NPD-Büro in der Leipziger Odermannstraße 8 dicht. Was für die Öffentlichkeit überraschend kam, stand bei der Partei schon länger fest: Sie kann und will sich den vergeblichen Versuch, ein „Nationales Zentrum“ im Stadtteil Lindenau zu etablieren, nicht mehr leisten.
Nazizentrum „O8“ macht dicht – auf zur Jubelkundgebung in Lindenau!
Alles hat ein Ende – nach der NPD im Sächsischen Landtag trifft es nun ihr Parteibüro in Leipzig-Lindenau. Seit den Vormittagsstunden sind Neonazis wie Enrico Böhm und Alexander Kurth in der Odermannstraße 8 zugange und beseitigen den charakteristischen Metallzaun ebenso wie den auf dem Grundstück verlegten Stacheldraht.
NPD im Umbruch
Die braune Partei bangt um den Wiedereinzug in den Landtag, will einen „Bandido“ zum Parteichef krönen und ihr Büro in Leipzig schließen. Der Wahlkampf hält an – unter Polizeischutz.
Perspektiven antirassistischer Arbeit in Leipzig: Auswertung der „Refugees Welcome!“-Demo
Am 24. Mai beteiligten sich in Leipzig circa 1.500 Menschen an der Demonstration “Refugees Welcome!”, die sich gegen die rassistischen Mobilisierungen der jüngsten Vergangenheit wie in Leipzig-Schönefeld und gegen die bundesdeutsche sowie europäische Asylpolitik richtete. Ziel war es, mit einer gleichermaßen ausdrucksstarken und offenen Demonstration unter Beteiligung von Geflüchteten, antirassistischen Initiativen und zivilgesellschaftlichen Akteur_innen in der Diskussion um die Aufnahme von Geflüchteten in Leipzig eine Gegenposition zum verankerten Rassismus stark zu machen und die Betroffenen in ihren Forderungen zu stärken.
Zoff um den „roten Platz“ in Connewitz
Vor einer Woche wurde „feierlich“ ein neuer Basketballplatz am Connewitzer Kreuz eröffnet. Er soll einen Bolzplatz (besser bekannt als „roter Platz“) ersetzen, den es bis 2008 in der Biedermannstraße gab, wo heute eine Kita steht. Doch der neue Platz bleibt ein Politikum. Denn erst wurde der Bau sechs Jahre lang verzögert (mehr zur Vorgeschichte) und jetzt darf nur unter unsinnigen Auflagen gespielt werden.
Korpsgeist in Sachsen
Mit einer Spezialchemikalie aus einem Hochdruck-Löschgerät ist die Polizei im Februar gegen eine antirassistische Protestaktion im Stadtteil Leipzig-Schönefeld vorgegangen. Dieser Einsatz, so viel steht fest, war „grundsätzlich unzulässig“. Doch verantworten muss sich trotzdem niemand: „Wir ermitteln immer noch gegen unbekannt“, sagt der Sprecher der Leipziger Staatsanwaltsanwaltschaft.