'Erzählung zur Sache'
Gurdrun Ensslin und die RAF | eine romanhafte Aufarbeitung
Lesung und Gespräch mit Autorin Stephanie Bart
Fr. 22.11.2024 | 19 Uhr | Roter Buchladen | Nikolaikirchhof 7 | Göttingen
Westdeutschland 1972. Was bedeutet es, wenn sich ein junger Mensch mit einem intakten Gewissen dazu entscheidet, die faschistische Kontinuität der BRD nicht hinzunehmen?
Stephanie Bart folgt in ihren Romanen der Spur des Widerstands. Auch in der Erzählung zur Sache widmet sie sich dem Widerspruch zwischen dominanten gesellschaftlichen Kräften und ihren Antipoden, hier: Gudrun Ensslin.
Mit ihrer Sprache, deren Wucht wir aus der Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss kennen, lässt die Autorin in einer trommelnden, singenden, rhythmischen Komposition aus historischem Dokumentenmaterial und Schlüsselzitaten der linken Theorie die Figur der Gudrun Ensslin vor unserem inneren Auge lebendig werden: von den bunten, gewaltfreien Protesten in der APO über die Baader-Befreiung (Gründung der RAF) und die 5 1⁄2 Jahre ihrer Inhaftierung bis zu ihrem Tod im Stammheimer Gefängnis am 18. Oktober 1977. (...)
Spielerisch entfesselt Stephanie Bart in der Erzählung zur Sache ein Denken, in dem der immerzu bemühte aber nie verwirklichte Begriff der Würde des Lebens endlich laufen lernen könnte: auf eine Zukunft zu, in der niemand zurückgelassen und das Ökosystem instand gehalten wird, denn es ist 12:05!“
Stephanie Bart: Erzählung zur Sache | Secession Verlag Berlin, 2023
»Die Kunstfertigkeit zeigt sich auch daran, dass Bart zwar den Duktus der RAF einwebt, aber dennoch einen überaus flüssig zu lesenden Roman geschaffen hat. So nah wie ›Erzählung zur Sache‹ dürfte kein Werk der RAF je gekommen sein.« (Nelli Tügel in WOZ vom 7.3.24)
Wir tauchen ein in die Atmosphäre der Bundesrepublik des Jahres 1972 und verfolgen aus der Subjektive von Gudrun Ensslin, was es bedeutet, wenn sich ein junger Mensch mit einem intakten Gewissen dazu entscheidet, die faschistische Kontinuität der Bundesrepublik nicht hinzunehmen. Mit ihrer Sprache, deren Wucht wir aus der »Ästhetik des Widerstands« von Peter Weiss kennen, lässt die Autorin in einer trommelnden, singenden, rhythmischen Komposition aus historischem Dokumentenmaterial und Schlüsselzitaten der linken Theorie die Figur der Gudrun Ensslin vor unserem inneren Auge lebendig werden: von den bunten, gewaltfreien Protesten in der APO über die Baader-Befreiung (Gründung der RAF) und die 5 ½ Jahre ihrer Inhaftierung bis zu ihrem Tod im Stammheimer Gefängnis am 18. Oktober 1977.
Stephanie Bart knüpft im Spiegel dieser Figur an eine gesellschaftliche Perspektive an, die nicht erst seit Heine, Büchner, Benjamin oder Brecht auf das gute Leben für alle zielt, das der Mensch, laut Schiller, nur da zu leben imstande ist, wo er spielt. Spielerisch entfesselt Stephanie Bart in der »Erzählung zur Sache« ein Denken, in dem der immerzu bemühte, aber nie verwirklichte Begriff der Würde des Lebens endlich laufen lernen könnte: auf eine Zukunft zu, in der niemand zurückgelassen und das Ökosystem instand gehalten wird.
Stephanie Bart ist Schriftstellerin. Sie hat Ethnologie und Politische Wissenschaften in Hamburg studiert und lebt seit 2001 in Berlin. Stephanie Bart beschreibt ihren Lebenslauf mit den Stichworten: Antifa und Kommunismus, Boxsport und Kritik der politischen Ökonomie, Niedriglohnsektor und Selbstständigkeit, Ethnologie und Politische Wissenschaften, Privilegien und Nazihintergrund.
Von Stephanie Bart erschienen zuvor:
Deutscher Meister Roman, Hoffmann und Campe, Hamburg 2014
Goodbye Bismarck Roman, Plöttner Verlag, Leipzig 2009 / Atlantik 2015
linke Debatte
Diskussionsbeitrag von Stephanie Bart in ak Nr. 702, analyse und kritik - Zeitung für linke Debatte und Praxis vom 17. März 2024
"In der Rezeption von »Erzählung zur Sache« gibt es den Reflex, mir als Autorin Sympathie mit der Roten Armee Fraktion vorzuwerfen oder mich gegen diesen Vorwurf damit zu verteidigen, dass er unzutreffend sei. Dabei wird stillschweigend vorausgesetzt, es sei deshalb verwerflich, mit der Roten Armee Fraktion zu sympathisieren, weil ihre Aktionen gewalttätig waren."
Interview mit Stephanie Bart im neuen Deutschland nd vom 5.5.2024
»Auf flacher Hand im grellen Tageslicht«
Ein Gespräch mit Stephanie Bart über den Herrschaftsblick auf die RAF, Aktivismus gegen Tesla und den Umgang mit apokalyptischen Zukunftsperspektiven
Geschichte linksradikaler Bewegungen und militantem Aktivismus
Unsere Veranstaltung mit Thomas Meyer-Falk findet statt im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe im Herbst 2024 zur Geschichte linksradikaler Bewegungen und militantem Aktivismus: 'Streifzüge, Splitter, rote Fäden. Geschichte, Gegenwart... Zukunft!'.
Mehr dazu findet ihr demnächst hier.