Faschisten in Südniedersachsen sind bewaffnet | Neonazistrukturen zerschlagen!
Dass sich in der Tabledance-Bar in der Hannoverschen Landstraße 86 regelmäßig Faschisten treffen und zusammen feiern, ist nichts Neues. Zum Gebrauch von Schusswaffen war es bisher jedoch nicht gekommen. Am Sonntag morgen, dem 30.11.2008, feierten hier fünf Faschisten aus der Region den Geburtstag eines ihrer "Kameraden". Im Laufe des Gelages wurde dann eine mitgebrachte Pumpgun herausgeholt. Ein 34-jähriger Göttinger richtete diese Waffe auf den Geschäftsführer des "Strip", ehemals "Moon Light", und drückte ab. Der Schuss verfehlte jedoch sein Ziel und traf die dahinterliegende Wand. Zu dieser Zeit, es war etwa 6 Uhr, saßen ca. 20 weitere Gäste in dem Lokal. Danach kam es zu einer heftigen Schlägerei, in deren Verlauf die fünf Faschisten aus der Lokalität geworfen wurden. Wenig später kamen diese dann zurück und warfen zwei selbstgebaute Brandsätze gegen die Außenwand der Tabledance-Bar. Ein Mitarbeiter der Bar konnte den Brand mit einem Feuerlöscher ersticken. Nun wurde offenbar auch die Polizei eingeschaltet, die alle fünf Faschisten aufgreifen konnte.Noch am selben Abend wurden bei allen Beteiligten Hausdurchsuchungen durchgeführt. Bei dem 34-jährigen Schützen aus Göttingen wurden eine Maschinenpistole mit 400 Schuss Munition sowie zahlreiche weitere Waffen sichergestellt. Im Juli d.J. hatte der Mann versucht ein Rechtsrockkonzert im "Moon Light" zu veranstalten, dieses wurde jedoch von AntifaschistInnen öffentlich gemacht und daraufhin von der Stadt Göttingen untersagt. Mittlerweile wird gegen ihn u.a. wegen eines "Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz", "versuchtem Totschlag" und "versuchter schwerer Brandstiftung" ermittelt. Gegen einen seiner Mittäter, einen 34-jähriger Mann aus Dassel-Portenhagen, der als Anführer der Kameradschaft Einbeck gilt, sowie Mitglied der Kameradschaft Northeim ist, wird wegen Brandstiftung ermittelt. Zusammen mit einem weiteren 38-jährigen Mann aus Hildesheim-Bockenem, der einen faschistischen Internetversand betreibt, sitzen nun alle drei aufgrund des Vorfalls in Untersuchungshaft. Zwei weitere Teilnehmer der bewaffneten Geburtstagsrunde, einen 36-jähriger Einbecker und einen 25-jährigen aus Herzberg am Harz, ließ die Polizei wieder laufen, da kein Haftbefehl erlassen wurde.
Bei den Vorfällen handelt es sich um interne Auseinandersetzungen von Neonazis, die sich im Umfeld von "Kameradschaft Northeim" und Tabledance Bar "Strip" ehemals "Moon Light" bewegen. Fest steht, dass sich Faschisten in Südniedersachen bewaffnet haben und diese Waffen nun auch einsetzen.
Bereits am 30.10.2007 wurden beim Anführer der Kameradschaft Northeim und Mitglied im NPD-Bundesvorstand Thorsten Heise Schusswaffen durch die Polizei sichergestellt. Die Hausdurchsuchung im thüringischen Fretterode fand zeitgleich mit einer Durchsuchung bei den Nazi-Liedermachern Annett und Michael Müller in Bad Lauterberg im Harz statt. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main hatte dabei nach Unterlagen zum Handel mit Rechtsrock-CDs gesucht. Die Waffenfunde hatten für Heise erneut geringe Konsequenzen. Er blieb auf freiem Fuß, ein Verfahren wegen eines "Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz" wurde eingeleitet. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) deckte seinen Faschisten in einem Interview am 7.11.2007 im Göttinger Tageblatt, darin äußerte er: "Viele Rechtsextreme haben eine hohe Affinität zu Waffen. [...] Ob und in wie weit sie die Waffen allerdings zum politischen Kampf einsetzen, müssen die Ermittlungen zeigen".
In unserer ausführlichen Publikation "Schusswaffen, Briefbomben, Neonazis" dokumentieren wir die Geschehnisse und ordnen sie in die Entwicklung der Neonaziszene in den letzten Jahren in Südniedersachsen ein. Das Flugblatt, sowie Medienberichte zu weiteren Waffenfunden bei südniedersächsischen Neonazis im Januar 2009 könnt ihr hier nachlesen.
Medienberichte zur Schießerei im Moonlight / Strip findet ihr hier.
Unten findet ihr weitere Informationen zu den zuvor geplanten Rechtsrockkonzerten im "Moon Light", jetzt "Strip".
Keine Geschäfte mit Faschisten! Rechtsrockkonzerte in Göttingen verhindert
Seit dem Sommer 2008 haben die Neonazis aus dem Umfeld der Kameradschaft Northeim versucht, einen öffentlichen Anlaufort für Faschisten in Göttingen zu etablieren. Gleich mehrere Versuche Rechtsrockkonzerte in der Tabledance-Bar "Moon Light" jetzt "Strip" zu organisieren scheiterten an antifaschistischem Widerstand. Nach Recherche- und Öffentlichkeitsarbeit, Demonstrationen und direkten Aktionen verbot die Stadtverwaltung den Betreibern des "Moon Light", Konzerte in ihrem Laden auszurichten. Der anhaltende öffentliche Druck gegen das nach rechts offene "Moon Light" brachte die Tabledance-Bar auch ökonomisch in Schwierigkeiten. Daraufhin wurde im Herbst 2008 ein halbherziger Versuch zu einem Imagewechsel unternommen. Laut einem Zeitungsartikel im Göttinger Tageblatt vom 25. Oktober 2008 fand ab 1. November 2008 ein Betreiberwechsel statt: Neuer Chef sei jetzt Robert Brämer, das "Moon Light" heiße jetzt "Strip", auch das Konzept sei verändert worden. Während einer Demonstration der A.L.I. am 8.11.2008 "Für eine starke antifaschistische Kultur! Gegen Neonaziläden und rechte Zentren vorgehen!" erklärte ein Sprecher: "Die antifaschistische Kampagne gegen den Laden wird fortgesetzt, bis es zu einer glaubwürdigen Distanzierung der Betreiber von ihren Neonazigästen kommt".
Hier folgen einige weitere Informationen zu den bisherigen Ereignissen um das "Moon Light" jetzt "Strip":
Am Samstag, dem 12. Juli 2008 beteiligten sich etwa 200 AntifaschistInnen an einer Kundgebung und Demonstration gegen ein geplantes Rechtsrockkonzert in der Göttinger Tabledance-Bar "Moon Light". Das von Neonazis aus dem Umfeld der Kameradschaft Northeim geplante Konzert wurde nach veröffentlichter antifaschistischer Recherche und angekündigten Gegenaktionen von der Stadt Göttingen verboten. Am späteren Abend besuchten dennoch mehrere Neonazis und ihr Umfeld eine "private Party" im "Moon Light" in der Hannoverschen Straße 86.
Unsere Presseinformation vom 7.7.2008 findet ihr hier, Medienberichte zum Thema könnt ihr hier nachlesen. Auch das Internetstadtmagazin www.goest.de berichtete über Hintergründe der geplanten Rechtsrockkonzerte.
Mario Messerschmidt, der Veranstalter des geplanten Rechtsrockkonzertes, hatte ursprünglich weitere Konzerte in den nächsten Monaten im "Moon Light" angekündigt. In E-Mails und auf Internetseiten bedrohte er AntifaschistInnen. In der Nacht vom 11. auf den 12.7.2008 wurden gezielt drei Autos am Jugendzentrum Innenstadt JuzI beschädigt.
Gegenwärtig betreibt die A.L.I. die Kampagne "Keine Geschäfte mit Faschisten! Nazi-Tattooladen ,Zettel am Zeh' dicht machen!". Mehr zu unserer antifaschistischen Regionalarbeit im Südharz könnt ihr hier nachlesen. Der Zusammenhang zwischen den erstarkenden Neonazistrukturen im Umland Göttingens und den Vorstößen der Faschisten, auch in der Stadt Fuß zu fassen, wurde auch während der Veranstaltung "Ladenschluss! Antifaschistische Initiativen berichten von Erfahrungen beim Schließen von Neonaziläden" am 31.10. und 1.11.2008 thematisiert.
Am 13.9.2008 wurde ein öffentlich angekündigtes Grillfest des Rechtsrockkonzert-Veranstalters mit der NPD-Göttingen unmöglich gemacht. Mehr dazu könnt ihr hier nachlesen.Pressemitteilung der A.L.I. vom 07. Juli 2008
Am 12.07.2008 findet im "Moon Light"-Club (Hannoversche Straße 86) in Göttingen ein Rechtsrockkonzert statt. Die eingeladenen Bands und der Adler Versand - mit einem Merchandise-Stand vertreten - sind eindeutig einer Musikszene zuzuordnen, die aggressiv faschistisches, nationalistisches und rassistisches Gedankengut verbreitet. Dieser Szene und ihren UnterstützerInnen werden wir mit allen Mitteln entgegentreten.
Das Angebot des Adler Versandes besteht zu einem überwiegenden Teil aus CDs und T-Shirts bekannter Rechtsrockbands wie “Skrewdriver” - einer der berühmtesten und einflussreichsten Bands mit Bandleader Ian Stuart als Identifikationsfigur für ganze Generationen von Nazis - oder “Angry Aryans”, den wütenden Ariern. Weiterhin sind Bands oder Lieder zu finden mit Namen wie “White Power”, “9. November”, “Deutsche Wut”, “Konkwista 88” (laut Versand “eine von Polens besten national-sozialistischen Bands”), “Brutal Hate”, “Nation Blanche” (“Weiße Nation”) und “Hassgesang”. Mehr solcher Beispiele unter www.adler-versand.com .
Emma Most von der Antifaschistischen Linken International A.L.I. erklärt dazu: “Konzerte, die sich im Umfeld des Adler Versands bewegen, sind Treff- und Kristallisationspunkt für die rechtsextreme Szene. Solche Konzerte mit gemischtem Publikum und zum Teil nach außen ,unpolitischen' Bands dienen weiterhin als Rekrutierungsfeld für die rechte Szene. Seit langem ist dies wieder ein Versuch einer rechten Musik- und Politkultur in Göttingen einen Raum zu geben, der nicht unwidersprochen bleiben darf!"
Presseberichte
Stadtradio Göttingen, Freitag, 20. Februar 2009
Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen drei Neonazis
Nach der bewaffneten Auseinandersetzung in einem Nachtlokal in Göttingen im vergangenen November hat die Staatsanwaltschaft Göttingen Anklage gegen drei Mitglieder der rechtsextremen Szene erhoben.
Ein 34-jähriger Neonazi aus Göttingen soll mit der Waffe auf den Geschäftsführer der Table Dance Bar geschossen haben. Nachdem er mit seinen Begleitern der Bar verwiesen worden waren, soll er mit zwei 34 und 38 Jahre alten Männern Brandsätze gegen das Haus geworfen haben. Der Haupttäter aus Göttingen ist wegen versuchten Totschlags angeklagt, außerdem muss er sich wegen des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Waffengesetz verantworten. Bei einer anschließenden Hausdurchsuchung hatten die Ermittler mehrere scharfe Waffen sichergestellt. In der Wohnung des 34-jährigen fanden die Beamten eine Maschinenpistole, ein Repetiergewehr mit Zielfernrohr, eine Pistole, mehrere Messer und 450 Schuss Munition. Der Mann ist wegen Körperverletzungsdelikten vorbestraft, der gleichaltrige Täter aus Dassel gilt als Kopf der rechtsextremen Szene im Raum Einbeck
Göttinger Tageblatt, 20.2.2009
Heise wieder angeklagt
Der bereits vielfach vorbestrafte Neonazi-Führer und NPD-Funktionär Thorsten Heise muss sich erneut vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen hat den 39-Jährigen wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz und gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz angeklagt. Das Bundeskriminalamt hatte im Oktober 2007 bei einer Durchsuchung auf Heises Anwesen in Fretterode im thüringischen Eichsfeld außer zahlreichen Tonträgern und Unterlagen mehrere Waffen sichergestellt, darunter eine halbautomatische Selbstladewaffe sowie eine Maschinenpistole. Diese sei zwar unbrauchbar gemacht worden, aber nicht in der Weise, dass sie nicht wieder hätte funktionsfähig gemacht werden können, sagte am Freitag ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Verfahren anhängig
Heise betreibt in Fretterode einen Internet-Versandhandel für Musik mit rechtsextremen Inhalten und einschlägiger Bekleidung. Er ist seit vielen Jahren Anführer der sogenannten Kameradschaft Northeim und Mitglied im NPD-Bundesvorstand. Außerdem kandidiert er bei der Bundestagswahl in diesem Herbst auf Platz drei der Landesliste der NPD Thüringen. Gegen Heise sind derzeit noch mehrere andere Strafverfahren anhängig.
HNA, 12.12.2008
Nachtclub jetzt mit Security
Nach Pumpgun-Schuss
Göttingen. Nach dem Schuss aus einer Pumpgun in seinem Lokal ist der Betreiber einer Göttinger Tabledance-Bar um Schadenbegrenzung bemüht. Der Nachtclub an der Hannoverschen Straße soll nun von einem Sicherheitsservice bewacht werden. Außerdem hat der Geschäftsführer einen Mitarbeiter, der mit den rechtsradikalen Tätern bekannt war, entlassen.In dem Club an der Hannoverschen Straße war es in der Nacht zum 30. November zu einer Auseinandersetzung zwischen Neonazis gekommen, in deren Verlauf ein Schuss aus einer Pumpgun abgefeuert wurde. Verletzt wurde niemand. Nachdem diese Gäste vor die Tür gesetzt worden waren, bewarfen sie das Gebäude von außen mit Brandsätzen. Das Feuer konnte von einem Mitarbeiter gelöscht werden. Die Polizei nahm am folgenden Tag fünf Männer fest, die der rechtsradikalen Szene zugerechnet werden. Die Ermittler hoben außerdem Lager mit verbotenen Waffen aus.
Er wolle ganz klar betonen, "dass wir weder der rechten noch der linken Szene angehören und politisch nicht aktiv sind", teilte der Geschäftsführer des Clubs am Freitag mit. Er habe einen Mitarbeiter entlassen, "welcher den Tätern nicht unbekannt war". Außerdem werde in Zukunft Security Personal in dem Lokal "für einen ruhigen Abend sorgen". Das Vorgehen der Täter und den Waffeneinsatz verurteile er auf das Schärfste.
Der Geschäftsführer legt Wert auf die Feststellung, dass die Rechtsradikalen weder eingeladen waren noch zum Stammpublikum zählen: "Als ein Anlaufplatz für die rechte Szene wollen wir nicht gelten."
HNA, 4.12.2008
Polizei hebt Waffenlager aus
Ermittler stellen nach Schießerei in Striplokal umfangreiches Arsenal bei Rechtsextremisten sicher
Kriminalhauptkommissar Lothar Fehr vom Erkennungsdienst der Göttinger Polizei präsentiert die Pumpgun, mit der der Schuss in dem Nachtlokal abgegeben wurde. Die Pressesprecherin der Göttinger Polizei, Jasmin Kaatz, zeigt die sichergestellten Waffen:
Eine Maschinenpistole, Kaliber neun Millimeter, ein Repetiergewehr mit Zielfernrohr und Schalldämpfer, eine doppelläufige Schrotflinte, passende Munition - allein für die MP 450 Schuss - sowie mehrere Messer und Bajonette - die Liste der von der Polizei bei Hausdurchsuchungen in Göttingen und Einbeck sichergestellten Waffen ist lang. Sie befanden sich alle im Besitz von zwei der fünf nach der Schießerei mit einer Pumpgun in einem Striplokal im Stadtteil Weende festgenommenen Neonazis.
Nicht politisch motiviert
"Für uns ist es besorgniserregend, dass Rechtsextremisten über eine solche Menge Waffen verfügen", sagte Polizeipräsident Hans Wargel am Montag bei einer Pressekonferenz. Alarmierend sei zudem, dass in Göttingen erstmals ein Rechtsextremist eine Schusswaffe gegen einen Menschen gerichtet habe. Allerdings, so betonte Wargel, der Schuss und die beiden anschließenden Würfe mit Molotowcocktails auf das Lokal seien nach den bisherigen Ermittlungen nicht politisch motiviert, sondern haben ihre Auslöser in einem persönlichen Streit.
Kriegswaffenkontrollgesetz
Drei der Männer wurden gestern dem Haftrichter vorgeführt. Gegen den 34 Jahre alten Haupttäter aus Göttingen, der versucht hatte mit einer Pumpgun auf den Geschäftsführer des Lokals zu schießen, wird nach den Worten von Oberstaatsanwalt Hans-Hugo Heimgärtner wegen versuchtem Totschlag, schwerer Brandstiftung und Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt. Den beiden anderen, einem 34-Jährigen aus Dassel und einem 38-Jährigen aus dem Kreis Hildesheim, wird ebenfalls schwere Brandstiftung vorgeworfen. Die beiden anderen, ein 36-Jähriger Einbecker und ein 25 Jahre alter Mann aus Herzberg, wurden wieder auf freien Fuß gesetzt.
"Wir haben in Göttingen keine geschlossene rechte Szene", betonte Wargel. Die einzelne Göttinger Neonazis hätten aber intensive Kontakte in die Szene in den Landkreisen Osterode und Northeim. So gehören drei der fünf Personen der Einbecker Kameradschaft an, einer werde der Neonazi-Szene in Bad Lauterberg zugerechnet.
Der Tatablauf stellt sich nach den bisherigen Ermittlungen folgendermaßen dar: Die fünfköpfige Gruppe von Neonazis verlegt im Verlauf der Nacht zu Sonntag eine Geburtstagsfeier in das Striplokal. Der 34-jährige Göttinger hat in einem Seesack die Pumpgun dabei. Irgendwann zieht er die Waffe hervor und hantiert mit ihr herum. Im Streit richtet der 34-Jährige sie dann gegen den Geschäftsführer. Der wird von dem abgegebenen Schuss nur deshalb nicht getroffen, weil es ihm im letzten Moment gelingt, den Lauf zur Seite zu drücken.
Schuss in die Wand
Der Schrotschuss geht in die Wand. Neben der fünfköpfigen Neonazi-Gruppen halten sich zu diesem Zeitpunkt - es ist gegen 6 Uhr früh - noch etwa 20 weitere Gäste in dem Lokal auf.
Anschließend entwickelt sich eine Schlägerei, in deren Verlauf die Gruppe aus dem Lokal geworfen wird. Das wollen die alkoholisierten Fünf offensichtlich nicht auf sich sitzen lassen. Sie besorgen sich das Material für Molotowcocktails und schleudern zwei Brandsätze gegen das Lokal. Nur einer zündet. Er kann von Mitarbeitern des Lokals mit einem Feuerlöscher gelöscht werden. Erst jetzt ruft jemand die Polizei. (ows)
Stadtradio Göttingen, Mittwoch, 3. Dezember 2008
Polizei nimmt Rechtsextreme in Untersuchungshaft
Nach dem versuchten Brandanschlag auf eine Table-Dance-Bar in Weende sitzen drei der mutmaßlichen Täter seit gestern in Untersuchungshaft. Dem Haupttäter wirft die Staatsanwaltschaft versuchten Totschlag vor und Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Die Männer, die der rechtsextremen Szene angehören, hatten am frühen Sonntagmorgen Brandsätze gegen die Fassade der Bar an der Hannoverschen Straße geworfen. Zuvor hatte ein 32-jähriger Mann im Streit mit einer so genannten Pumpgun auf einen Mitarbeiter der Bar geschossen. Verletzt wurde niemand. Die Polizei hatte in den Wohnungen der Männer zahlreiche Waffen und Munition gefunden. Bereits gestern hatte der Göttinger Landtagsabgeordnete der Linken, Patrick Humke-Focks, die Schließung der Bar gefordert. Dem schloss sich die Ratsfraktion der Grünen an. Die Grünen sprachenvon einem "rechten Szenelokal" und wollen nun den Konzessionsvertrag prüfen lassen. Humke-Focks forderte währenddessen den niedersächsischen Innenminister Uwe Schünemann auf, den Rechtsextremismus in Niedersachsen "endlich nachhaltig" zu bekämpfen.
Stadtradio Göttingen, Dienstag, 2. Dezember 2008
Humke Focks fordert Schließung von Table Dance Bar
Der Fraktionsvorsitzende der Göttinger Linken im Rat der Stadt, Patrick Humke Focks, hat die Stadt Göttingen aufgefordert, die Table Dance Bar an der Hannoverschen Straße schließen zu lassen. Hintergrund sind die Vorfälle in der Gaststätte, bei denen ein Rechtsextremer am Sonntagmorgen mit einer Pumpgun auf einen Mitarbeiter geschossen hatte. Humke Focks erklärte, die Stadt sei rechtlich in der Lage, die Gaststätte zu schließen. Nun müsse sie auch den Mut zu einem solchen Schritt haben. Die Vorfälle vom Sonntag seien ein weiteres Anzeichen für die Ausbreitung der Neonaziszene in Südniedersachsen. Dagegen müsse Innenminister Uwe Schünemann entschieden vorgehen, sagte Humke Focks und wies auf Äußerungen des Ministers aus dem vergangenen Jahr hin. Nach einem Waffenfund bei dem NPD-Politiker Thorsten Heise hatte Schünemann erklärt, Rechtsextremisten hätten eine hohe Affinität zu Waffen. Unternommen habe der Minister allerdings nichts.Junge Welt, 02.12.2008
Nach der Schießerei flogen Brandsätze
Rechtsextremisten lieferten sich bewaffnete Auseinandersetzung in und um Göttinger Strip-LokalMit Pumpgun und Molotowcocktails bewaffnete Neonazis haben in einem Göttinger Striptease-Lokal Angst und Schrecken verbreitet. Zunächst zettelten sie untereinander eine Schießerei an, dann attackierten sie die Bar mit Molotowcocktails. An den Taten hätten sich fünf Männer beteiligt, alle hätten erheblich unter Alkoholeinfluß gestanden, berichtete die Polizei.
Der Streit in der Table-Dance-Bar »Strip«, in der seit Jahren auch Rechtsradikale verkehren, brach nach Polizeiangeben am Sonntag morgen gegen sechs Uhr aus. Mit einer sogenannten Pumpgun, einer Art Repetiergewehr, feuerte ein 34jähriger aus Göttingen einen Schuß auf einen 42 Jahre alten Widersacher ab. Der wehrte sich, die Kugel traf deshalb nur eine Wand. Der Schütze und seine vier Begleiter wurden aus der Bar geworfen. Unmittelbar darauf flogen aus der Gruppe zwei Brandsätze gegen die Fassade des Gebäudes. Ein Angestellter konnte die Flammen mit einem Feuerlöscher ersticken, erst danach wurde die Polizei alarmiert. Die Beamten nahmen drei Verdächtige noch in der Nähe des Lokals fest, zwei weitere wurden bei einer anschließenden Fahndung im Stadtgebiet verhaftet.
Alle fünf Männer, die außer aus Göttingen aus den Landkreisen Hildesheim und Northeim stammen, seien »polizeilich bereits bekannt« und würden als »als Angehörige der rechtsextremistischen Szene eingestuft«, erklärten die Ermittler. Zu den Gründen für den Streit in der Strip-Bar und der Herkunft der Pumpgun konnte die Polizei zunächst keine Angaben machen.
Die Polizei leitete Ermittlungsverfahren wegen Verdachts des versuchten Totschlags sowie versuchter schwerer Brandstiftung ein. Die Festgenommenen sollten gestern dem Haftrichter vorgeführt werden. »Dieser Vorfall zeigt, daß Angehörige der rechten Szene über illegale Schußwaffen verfügen und diese auch einsetzen«, kommentierte Göttingens Polizeichef Hans Wargel die Geschehnisse. Der Vorfall offenbare eine »erschreckende kriminelle Energie und Gewaltbereitschaft«. Die Polizei hat inzwischen eine Sonderkommission eingerichtet.
Das erst kürzlich von »Moonlight Bar« in »Strip« umbenannte Lokal gilt seit Jahren als Treffpunkt auch der rechten Szene. Im vergangenen Juli war dort ein Rechtsrockkonzert geplant. Nach Protesten untersagte die Stadt Göttingen die Veranstaltung »aus konzessionsrechtlichen Gründen«. Etwa 250 Göttinger demonstrierten später gegen das Etablissement. Im September deponierten Unbekannte einen Beutel mit brennbarer Flüssigkeit vor dem Gebäude.
taz, 01.12.2008
Nach Schießerei in Göttingen
Waffenarsenal bei RechtsextremenNach der Schießerei und dem Brandanschlag von Rechtsextremen auf eine Göttinger Bar wird ein Waffenlager ausgehoben. Die Polizei spricht von "hohem Aggressionspotenzial" und nennt den Fund "besorgniserregend".
Die Göttinger Polizeibeamte haben die Funde auf einem Tisch ausgebreitet. Neben der Pumpgun liegt ein Revolver, darunter vier Bajonette mit langen Klingen. Ein Teil der Munition, insgesamt etwa 450 Schuss, steckt in Patronengurten, der Rest noch in den Verpackungen. Eine ebenfalls beschlagnahmte Maschinenpistole und ein Repetiergewehr werden noch von Kriminaltechnikern untersucht.
Die Polizei hat das gestern präsentierte Arsenal in den Wohnungen von fünf Rechtsextremisten aus der Region sichergestellt. Die Ermittlungen gegen diese Gruppe waren am frühen Sonntagmorgen angelaufen, nachdem mit der Pumpgun in einer Göttinger Striptease-Bar geschossen und Molotow-Cocktails auf das Gebäude geschleudert worden waren.
Das Lokal gilt als Treffpunkt auch der rechten Szene. Im vergangenen Juli war dort ein Rechtsrock-Konzert geplant, nach Protesten untersagte die Stadt Göttingen die Veranstaltung jedoch "aus konzessionsrechtlichen Gründen". Die fünf polizeilich bekannten und teilweise wegen verschiedener Delikte bereits verurteilten Männer zwischen 25 und 38 Jahren hatten den bisherigen Ermittlungen zufolge in der Bar mit viel Alkohol den Geburtstag eines Kameraden gefeiert. Dabei gerieten sie mit dem Geschäftsführer des Etablissements in einen Streit - "so weit wir wissen, aus persönlichen Gründen, also politische Hintergründe", sagte am Montag Göttingens Polizeichef Hans Wargel.
Während der Auseinandersetzung habe einer der Neonazis die Pumpgun aus einem Seesack hervorgeholt und auf den Geschäftsführer geschossen. Weil dieser sich wehrte, hätten die Schrotkugeln nur die Wand getroffen. Nach einem heftigen Handgemenge, in dessen Verlauf zwei Rechtsextremisten erheblich verletzt worden sein sollen, verließ die Gruppe das Lokal. Kurz darauf flogen mindestens zwei Brandsätze gegen die Fassade des Gebäudes. Ein Angestellter konnte die Flammen jedoch rasch mit einem Feuerlöscher ersticken.
Erst nach dem versuchten Anschlag wurde aus dem Lokal, in dem sich zur Tatzeit nach Augenzeugenberichten etwa 20 Gäste aufhielten, die Polizei alarmiert. Die Beamten nahmen drei der Verdächtigen noch in der Nähe des Tatortes fest, die beiden anderen wurden im Verlauf einer Fahndung im Stadtgebiet verhaftet. Einer der Männer soll nach anfänglichem Schweigen inzwischen Angaben zur Sache gemacht haben.
Gegen den mutmaßlichen Schützen, der in Göttingen wohnt und als einziger der fünf Männer nicht in einer so genannten "Freien Kameradschaft" organisiert sein soll, wird nun wegen des Verdachts des versuchten Totschlags, versuchter schwerer Brandstiftung und Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt, sagte am Montag der Göttinger Oberstaatsanwalt Hans-Hugo Heimgärtner. Gegen zwei weitere Männer laufen Ermittlungen wegen versuchter schwerer Brandstiftung. Über die von der Staatsanwaltschaft beantragten Haftbefehle hatte das örtliche Amtsgericht am späten Nachmittag noch nicht entschieden.
Polizeichef Wargel bezeichnete es als "Besorgnis erregend, dass Rechtsextremisten über solche Waffen verfügen". Die Vorfälle und die sichergestellten Gegenstände belegten die "hohe kriminelle Energie" und das "hohe Aggressionspotenzial" von Angehörigen der rechten Szene. Für die weiteren Ermittlungen hat die Polizei eine 20-köpfige Sonderkommission eingesetzt.
Brennpunkt Südniedersachsen
Drei der fünf Neonazis, die nach dem Schuss in einem Göttinger Strip-Lokal und dem Brandanschlag auf das Gebäude festgenommen wurden, gehören der rechtsextremen "Kameradschaft Einbeck" an. Ein vierter Mann wird zur Neonazi-Szene von Bad Lauterberg gezählt. Der fünfte, dem das Abfeuern der Pumpgun zur Last gelegt wird, ist laut Polizei nicht organisiert. Er wohnt als einziger der Männer in Göttingen.
Das ist wohl kein Zufall. Denn in der Universitätsstadt gibt es neben dem NPD-Ortsverein keine geschlossenen rechtsextremistischen Strukturen. Die durchaus aktiven Einzelpersonen organisieren sich, wenn überhaupt, in Kameradschaften auf dem Land mit bis zu 50 Mitgliedern. Die Landkreise Northeim und Osterode gelten bei Verfassungsschützern als ein Brennpunkt der Neonazi-Szene in Niedersachsen.
GT, 01.12.2008
Schießerei und Brandanschlag im Strip-Lokal
Rechtsextremisten haben am frühen Sonntagmorgen in einem Strip-Lokal an der Hannoverschen Straße zuerst eine Schießerei angezettelt und dann versucht, das Etablissement mit zwei Brandsätzen in Flammen aufgehen zu lassen. Die Polizei nahm fünf Verdächtige fest. Die Polizei konnte kurze Zeit nach der Tat fünf Personen festnehmen.
Gegen 6 Uhr waren die fünf Männer mit einem weiteren, ebenfalls der rechtsextremen Szene angehörigen Bar-Besucher in der Table-Dance-Bar „Strip“ in Streit geraten. Einer der Männer, offenbar ein 34-Jähriger aus Göttingen, zog plötzlich eine sogenannte Pumpgun, eine Art Repetiergewehr, und feuerte auf seinen Kontrahenten. Durch dessen Gegenwehr jedoch verfehlte der Schuss sein Ziel und traf nur eine Wand, teilte Polizeisprecherin Jasmin Kaatz gestern abend weiter mit.
Nach dem Schuss wurden die fünf rechten Randalierer aus dem Lokal geworfen. Kurz danach flogen aus der Gruppe heraus zwei Brandsätze gegen das Haus. Ein Mitarbeiter löschte die Flammen. Ein Feuer im Innern des Gebäudes brach nicht aus.
Erst jetzt wurde die Polizei informiert, die drei der aus Göttingen und den Landkreisen Hildesheim und Northeim stammenden Männer im Alter von 25 bis 38 Jahren Minuten später in Tatortnähe festnehmen konnten. Die anderen beiden wurden gegen 8 Uhr im Rahmen der Fahndung im Göttinger Stadtgebiet gefasst. Alle fünf sind ebenso wie der mit der Pumpgun bedrohte Mann polizeibekannt und werden der rechtsextremistischen Szene zugerechnet, erklärte Kaatz. Alle Beteiligten sollen zudem erheblich betrunken gewesen sein. Sie sollen heute dem Haftrichter vorgeführt werden.
Zur Aufklärung des Geschehens wurde eine Sonderkommission eingesetzt. Noch am Sonntag fand im Inneren des Strip-Lokals eine umfängliche Spurensicherung statt. Mitarbeiter und Gäste des Nachtclubs wurden als Zeugen vernommen. Die Befragungen der Festgenommenen zogen sich bis in den Abend hin.
Beliebt bei Rechten
Zunächst war spekuliert worden, Linksextreme hätten den Brandanschlag auf die Table-Dance-Bar verübt. Das Etablissement war in diesem Jahr bereits mehrfach in die Schlagzeilen geraten. Im Juli war dort ein Rockkonzert der rechtsradikalen Szene geplant und von der Stadtverwaltung aus „konzessionsrechtlichen Gründen“ verboten worden. Etwa 240 Personen aus der linken Szene hatten gegen die Veranstaltung demonstriert (Tageblatt berichtete). Im September dann stellten Unbekannte im Eingangsbereich des Nachtclubs – seinerzeit noch mit Namen „Moonlight-Bar“ – eine Tasche mit brennbarer Flüssigkeit an der Hauswand ab. Es blieb bei versuchter schwerer Brandstiftung. be/hein
Video des Göttinger Tageblatt: http://www.goettinger-tageblatt.de/newsroom/lokalevideos/dezentral/lokalevideos/art19728,745301
HNA, 31.11.2008
Schuss aus der Pumpgun
Auseinandersetzung in Nachtclub mit Waffe und Brandsätzen - Rechtsextreme Szene
Schießerei am frühen Morgen: In diesem Nachtclub an der Weender Landstraße in Göttingen gerieten die Neonazis gestern Morgen in Streit.
Göttingen. Bei einem Streit in einem Nachtclub in Göttingen ist am frühen Sonntagmorgen ein Gast mit einer Pumpgun auf einen anderen Gast losgegangen. Der 34 Jahre alte Mann aus Göttingen habe einen Schuss auf einen 42 Jahre alten Mann abgegeben, sagte Polizeisprecherin Jasmin Kaatz am Sonntag Abend.
Weil der 42-jährige Mann sich wehrte, traf der Schuss eine Wand. Den Schützen und weitere Gäste rechnet die Polizei der rechtsextremen Szene zu.
Brandsätze gegen Fassade
Warum in der Strip-Bar gegen 6 Uhr ein Streit ausbrach, war gestern noch unklar. Auch die Herkunft der Waffe sei noch nicht bekannt, sagte Kaatz. Unmittelbar nach dem Schuss wurden der Schütze und seine vier Begleiter des Lokals verwiesen. Kurz nachdem die fünf die Bar verlassen hatten, wurden aus der Gruppe heraus zwei Brandsätze gegen die Fassade des Nachtclubs geworfen. Ein Mitarbeiter löschte die Flammen mit einem Feuerlöscher. Erst danach habe der Club die Polizei informiert, sagte Kaatz.
Mann aus Kreis Northeim
Drei Männer nahm die Polizei noch in der Nähe der Bar fest, zwei weitere fassten Beamte später in der Stadt. Sie sollen am heutigen Montag dem Haftrichter vorgeführt werden. Es handelt sich um fünf Männer im Alter von 25 bis 38 Jahren, die aus Göttingen sowie den Kreisen Northeim und Hildesheim kommen. Sie sind der Polizei ebenso bekannt wie der bedrohte, im Landkreis Göttingen wnde 42-Jährige. Sie alle würden als Angehörige der rechtsextremen Szene eingestuft, sagte Kaatz.
Eine Sonderkommission der Polizei ermittelt wegen des Verdachts des versuchten Totschlags sowie der versuchten schweren Brandstiftung. Die Festgenommenen schweigen zu den Vorwürfen.
Pumpguns sind verboten
Eine Pumpgun ist eine Vorderschaftrepitierflinte, bei der zum Laden der Schaft zurückgezogen wird. Seit dem Amoklauf in einer Schule in Erfurt im Jahr 2002, bei dem der Schütze eine solche Waffe benutzte, sind Pumpguns in Deutschland verboten. Polizeipräsident Hans Wargel kündigte gestern Abend an, dass die Polizei mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen Straftäter der rechten Szene vorgehen werden. Der Vorfall zeige, dass Angehörige der rechten Szene über illegale Schusswaffen verfügten und diese auch einsetzten.
Göttinger Tageblatt, 25.10.2008
Rotlicht: Milieu ist in Bewegung
In der Göttinger Rotlichtszene tut sich etwas: Aus der Villa Göttingen in Grone soll nun ganz offiziell ein Bordell werden, das Eros-Center in der Güterbahnhofstraße sucht einen neuen Besitzer, in Weende wird aus der Tabledance-Bar Moonlight die Tabledance-Bar Strip.
Grone/Göttingen. Die Villa Göttingen wird von der Stadt Göttingen mit Argwohn betrachtet: Als Anfang Juli die Frauen erstmals ihre Liebesdienste in der Industriellenvilla auf dem ehemaligen Glunz-Gelände starteten, sei sofort eine Untersagungsverfügung ergangen – „Das Wohnhaus darf nicht als Einrichtung zur Betreibung der Prostitution dienenden Gewerbes genutzt werden“, – weil ein genehmigter Bauantrag für die nun veränderte Nutzung nicht vorgelegen habe, sagt Stadtsprecher Detlef Johannson. Doch die Betreiberin wehrte sich bisher erfolgreich gegen die Verfügung und legte Widerspruch dagegen ein. Zwei Wochen später stellte sie einen Bauantrag zur Umnutzung des Wohngebäudes zu einem Bordellbetrieb. Seitdem empfangen in der frisch renovierten und chic eingerichteten Villa bis zu zehn Frauen ihre zahlungskräftigen Gäste.
„Über den Bauantrag muss spätestens im November entscheiden werden“, sagt Johannson. Bereits am Donnerstag will aber zuvor der Bauausschuss des Rates über eine einjährige Verlängerung der derzeitigen Veränderungssperre für das ehemalige Glunz-Gelände entscheiden. Nach den Verwaltungsvorschlag sollen so „negative Auswirkungen durch unverträgliche temporäre Nutzungen vermieden werden“. In der Zone, in der die Villa liegt, sollen Betriebe, die das Wn stören, nicht zulässig sein.
Inzwischen kommt auch Bewegung in andere Teile des Göttinger Rotlichtmilieus: So steht das Eros-Center an der Güterbahnhofstraße seit geraumer Zeit zum Verkauf. Der jetzige Eigentümer will sich aus Altersgründen zurückziehen. Kaufpreis für das derzeit verpachtete Gebäude: 600000 Euro. Momentan sei das Gebäude mit 480 Quadratmetern Wohnfläche und 27 Zimmern nur zu einem Viertel ausgelastet, heißt es im Angebot der vermittelnden Brandt Immobilien. Rund 4400 Euro zahle der Pächter monatlich. „Das rentiert sich, Göttinger Eros-Center als Kapitalanlage. Bei professioneller Nutzung ist mindestens der vierfache Mietertrag möglich“, wird die Immobilie einen potenziellen Käufer schmackhaft gemacht.
Einen neuen Betreiber hat inzwischen die Tabledance-Bar Moonlight, ehemals Nachtclub Le Cartier, an der Hannoverschen Straße in Weende gefunden. Ab 1. November übernimmt Robert Brämer die Bar. Und will neben freienm Eintritt für Studenten unter anderem „Tabledance auf höchstem Niveau“ sowie „Dusch- und Lesbenshows“ bieten.
Stadtradio Göttingen, Montag, 14. Juli 2008
Protest gegen geplantes Rechtsrock-Konzert
Rund 240 Personen aus der linken Szene haben sich am Samstagabend an einer Kundgebung gegen ein in der Hannoverschen Straße geplantes Konzert beteiligt. Die Stadt hatte die Veranstaltung am vergangenen Freitagmittag aus konzessionsrechtlichen Gründen untersagt. Während der etwa 30-minütigen Kundgebung erklärte ein Redner, die ursprünglich eingeladenen Bands und ein mit einem Stand vertretener Versand seien eindeutig einer Musikszene zuzuordnen, die aggressiv faschistisches und rassistisches Gedankengut verbreite. Im Anschluss zogen die Teilnehmer in einer Spontandemonstration über Theodor-Heuss-Straße und Goßlerstraße zum Campus der Universität. Dort wurde die Kundgebung gegen 20.00 Uhr für beendet erklärt. Die Polizei leitete zwei Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ein und sprach mehrere Platzverweise aus.
Extra Tip, 13.7.2008
Friedliche Demo vor Table-Dance-Bar
Linke Gruppen haben am Samstag friedlich gegen ein angekündigtes Rechts-Rock-Konzert in einer Weender Table-Dance-Bar demonstriert.
Friedliche Kundgebung gegen Rechts-Rock-Konzert
Göttingen, Hannoversche Straße, Samstag, 12. Juli , 18 bis 20 Uhr
Unter dem Motto „Schöner leben Nazi-Läden" haben sich am Samstagabend auf der Hannoverschen Straße nach Polizeiangaben „rund 240 Angehörige der linken Szene“ an einer Kundgebung gegen ein in einer Table-Dance-Bar geplantes Rechts-Rock-Konzert beteiligt. Die Veranstaltung, bei der drei Bands auftreten sollten, war im Vorfeld von der Stadt Göttingen aus konzessionsrechtlichen Gründen untersagt worden. Die Polizei hatte daraufhin die Lokalität mehrfach hinsichtlich der Befolgung der Untersagung überprüft und dabei die Einhaltung des Durchführungsverbotes festgestellt. An dem vorgegebenen Kundgebungsort in der Nähe der Gaststätte fanden sich bis gegen 18 Uhr rund 240 Personen ein. Es wurden Transparente und ein Lautsprecher mitgeführt. Im Anschluss an mehrere Redebeiträge wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Absprache mit dem Einsatzleiter der Polizei unter Auflagen gestattet, einen Aufzug durchzuführen. Begleitet von Einsatzkräften der Polizei bewegte sich der Demonstrationszug kurz danach über Hannoversche Straße, An der Lutter, Theodor-Heuss-Straße und Goßlerstraße bis zum Campus, wo die Kundgebung gegen 20 Uhr vom Versammlungsleiter für beendet erklärt wurde. Die Polizei leitete zwei Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ein und musste mehrere Platzverweisungen aussprechen. Darüber hinaus kam es zu keinen nennenswerten Zwischenfällen. Die polizeilichen Maßnahmen beschränkten sich auf die Aufzugsbegleitung und die Verkehrsregelung.
HNA, 13.7.2008
Kundgebung verlief friedlich
Protest vor Nachtclub
Göttingen. Unter dem Motto "Schöner leben Nazi-Läden" haben am Samstagabend in Göttingen rund 240 Angehörige der linken Szene vor einem Nachtclub demonstriert. In der Table-Dance-Bar an der Hannoverschen Straße hatte am Samstag ein Rockkonzert stattfinden sollen, das von der Stadt einen Tag zuvor aus konzessionsrechtlichen Gründen untersagt worden war. Laut Stadt sind drei der Bands, die auftreten sollten, dem rechtsextremen Spektrum zuzurechnen.
Die von der Verwaltung genehmigte Kundgebung der Linken verlief laut Polizei friedlich. Die Teilnehmer hatten sich gegen 18 Uhr vor dem Nachtclub versammelt. Nach einigen Redebeiträgen setzte sich ein Demonstrationszug in Bewegung, der über die Hannoversche und Goßlerstraße bis zum Universitäts-Campus zog. Dort endete die Protestveranstaltung gegen 20 Uhr
TAZ, 12.7.2008
und heute?
… stehen rechte Fans vor verschlossenen Türen
Im "Moonlight Club" in der Hannoverschen Straße in Göttingen sollte an diesem Samstag eigentlich ein Rockkonzert stattfinden. Dabei sollten die angekündigten Bands aus der Rechtsrock-Szene kommen, außerdem sollte ein rechter Versand vor Ort sein. Außerdem, fand eine Antifa-Initiative heraus, habe der Anmelder der Moonlight-Domain früher zum Umfeld der Kameradschaft Northeim gehört. Die Stadt Göttingen hat das Konzert mittlerweile aus konzessionsrechtlichen Gründen untersagt. Genehmigt ist aber eine Gegenkundgebung der Antifa um 18 Uhr vor dem "Moonlight".
HNA, 11.7.2008
Rechtsrockmusik - Stadt verbietet Konzert
Konzertankündigung sorgt seit Tagen für Unruhe in der linken Szene
Göttingen. Die Stadt Göttingen hat am Freitag ein für Samstag geplantes Konzert in einem Club an der Hannoverschen Straße verboten. Die Untersagung erfolge aus konzessionsrechtlichen Gründen, teilte die Stadtverwaltung gestern mit. Bei dem Konzert sollten drei Musikgruppen auftreten, die dem rechtsextremen Spektrum zuzurechnen seien, hieß es in der Mitteilung. Eine Gegenkundgebung vor der Gaststätte sei unter Auflagen genehmigt worden.
Das Konzert, das als private Veranstaltung deklariert worden war, sorgt seit Tagen für Unruhe in der linken Szene der Stadt. Die eingeladenen Bands verbreiteten faschistisches und rassistisches Gedankengut, hatten linke Gruppen kundgetan und Widerstand angekündigt: "Solche Konzerte mit gemischtem Publikum und zum Teil nach außen unpolitischen Bands dienen als Rekrutierungsfeld für die rechte Szene."
Auch der Linke-Landtagsabgeordnete Patrick Humke-Focks (Göttingen) hatte die Behörden aufgefordert, das Konzert zu verhindern. Die angekündigten Bands seien der rechtsextremen Musikszene und deren Umfeld zuzuordnen. Der Veranstalter verwahrte sich in einer Mitteilung gegen diese Einordnung des Konzerts. Zwar hätten Skinhead-Gruppen auftreten sollen, diese seien aber unpolitisch.
Das Konzert war in einem Club geplant, der der Rotlichtszene zugerechnet wird.
Stadtradio Göttingen, Freitag, 11 Juli 2008
Stadt verbietet Konzert mit rechten Bands
Die Stadt Göttingen hat ein für morgen Abend angekündigtes Konzert in einer Gaststätte in der Hannoverschen Straße verboten.
Die Verwaltung der Stadt spricht in einer Mitteilung von „Musikgruppen, die dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet werden“. Ein Polizeisprecher erklärte, man stehe vor einer schwierigen Lage. Weil die Lokalität für Konzerte jedoch gar nicht nicht zugelassen sei, habe der Fachbereich Ordnung dem Betreiber letztendlich eine Unterlassungsverfügung zugestellt. Die linke Gruppierung „Antifaschistische Linke International“ -ALI - hatte Anfang der Woche erklärt, bei dem Konzert handele es sich um ein als Geburtstagsfeier getarntes Rechtsrockkonzert. Der Veranstalter gab als Antwort, es handele sich um eine private Feier mit vier unpolitischen Bands. Die Polizei wird morgen Abend vor Ort sein und die Situation beobachten.