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Internationaler Frauenkampftag

Am 8. März 2005 fand in der Göttinger Innenstadt ein AgitProp-Straßentheater statt. Die hintere Bühnen­begrenzung am Jakobikirchhof bildeten drei mit Stoff bespannte Bauzaunfelder. Das Stück wurde in Richtung Laufpublikum der be­lebten Weender Straße aufgeführt. Das 15-minütige Stück wurde zwischen 14 und 17 Uhr drei Mal auf die Bühne gebracht. Insgesamt sind etwa 150 Menschen stehen geblieben, um sich das Stück anzusehen.


Zu einer Toncollage tritt ein Pfaffe mit Weihrauch­schwenker, als allgemeine Symbolisierung von Ideologieträgern auf. Er erzählt Adam und Eva von ihren "natürlichen" Rollen.


Nachdem die beiden diese immer wieder­kehrende Leier nicht mehr ertragen und von der Bühne flüchten, zerrt der Pfaffe Mann und Frau an ihren Geschlechterbändern wieder in die Szene. Den Mann macht er zum Teilhaber seiner Macht. Eine Moderatorin erläutert unter dessen dem Publikum das Geschehen. Ein Mediziner tritt hinzu und bedrängt die Frau mit dem §218, der Frauen noch immer das Recht abspricht, über ihren Körper und ihre Zukunftsplanung frei zu entscheiden.


Mit der Geburt tritt die Frage auf den Plan, die über alles im Leben des neuen Erdenbürgers entscheiden soll: „Und was ist es? Ein Junge oder ein Mädchen?" Intersexuelle Menschen, die nicht in diese Geschlechterord­nung passen, sind Gewalt und Erniedrigung ausgesetzt. Diese strenge Aufteilung in zwei einander aus­schließende Kategorien bildet zudem die Grundlage für Gewalt und Ausbeutung gegen alle Menschen, die in die rosa Schublade sortiert werden. Im Sozialisationsprozess wird spezifisches Verhalten und körperliche Erscheinung antrainiert und von allen Menschen selbst alltäglich reproduziert.



Eine der wesentlichen Stützen des Patriarchats ist die bürgerliche Kleinfamilie, die durch die Ehe von Mann und Frau symbolisiert wird. Dieses Modell verdeutlicht zudem die Benachteiligung von gleichgeschlechtlichen Lebensweisen in unserer Gesellschaft. Zu romantischer Toncollage und Hochzeitsmarsch bindet der Pfaffe in dieser Szene Mann und Frau an ihren Geschlechterbändern aneinander. „Ist der romantische Hochzeitsschleier jedoch beiseite gelegt, meinen viele Männer beweisen zu müssen wer der Herr im Hause ist", erläutert die Moderatorin die folgende szenische Darstellung häuslicher Gewalt.



Zum Schlagerhit „Das bisschen Haushalt..." putzt und versorgt der Mann das Heim, während die Frau als offensichtliche Lohn­arbeiterin nach Hause kommt und sich bedienen lässt. „Auch wenn wir ihnen meine Damen diesen Anblick gerade am 8. März einmal gönnen, meinen wir, dass ein einfacher Rollentausch nicht ausreicht", kommen­tiert die Moderatorin die amüsante Szene. Mit einer Fernbedienung zappt die Lohnarbeiterin ins Publikum, über die Toncollage sind Fakten zur Verteilung der Arbeit und materiellen Ressourcen zu hören. Schließlich reicht es auch unserem Hausarbeiter, ...


...er stülpt ihr den Putzeimer über den Kopf und öffnet das Wohnzimmer für eine Fahne schwingende Frau: „Das Ende der Geschichte ist nur eines auf unserer Bühne", löst die Moderatorin das Stück schließlich auf: „Im wirklichen Leben liegt es an jedem und jeder Einzelnen, dass sich die Dinge zum Positiven verändern!"
Bottom Line